In Wintrich wachsen wieder Haare und Bärte

WINTRICH. Die Proben für die Wintricher Passionsspiele 2007 haben ihren Anfang genommen. Am 2. März 2007 ist mit der Premiere der Auftakt für 30 Aufführungen in der Pfarrkirche St. Stephanus.

Im Moselort ist geflaggt, die violetten Passionsspielfahnen mit den drei symbolischen Kreuzen weisen auf das besondere Ereignis der Wintricher Passionsspiele hin, die mit der Premiere am 2. März 2007 beginnen. Gleichzeitig ist Wintrich im nächsten Jahr auch Ausrichter der Europassion. Dritter Akt - im Haus des Hohepriesters Kaiphas: Jesus, Petrus, Knechte, Hohepriester und Pharisäer versammeln sich auf der "Bühne" im Chorraum der Kirche. "Nun sprich, wo sind denn deine Jünger, erkläre deine Lehren, verteidige dich, Sohn des Zimmermanns aus Nazareth" - mit dem Text in der Hand proben die Darsteller eine Szene der Passion Christi. "Genau so, in dieser Körperhaltung, musst du sprechen, dann geht der Schall wunderbar nach vorne zum Publikum", gibt Spielleiter Dirk Kessler, der selbst den Judas verkörpert, Anweisungen. Mehrere Proben haben Darsteller und Chor bereits hinter sich. Die Mitwirkenden, ob jung oder alt, sind mit Eifer bei der Sache - so wie Martin Gietzen, der zum ersten Mal einen Soldaten spielt. Er opfert gerne Freizeit für das Rollenspiel: "Es ist eine tolle Gemeinschaft, die ich nicht missen will". Peter Könen verkörperte bei den letzten Passionsspielen vor fünf Jahren eine der beiden Jesusdarsteller, diesmal spielt er den Kaiphas. "Die andere Seite", wie er schmunzelnd betont. Haare und Bart muss er für die neue Rolle nur moderat wachsen lassen: "Da genügen vier Wochen vor Aufführungsbeginn." "Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz mit ihm...", ist lautstark im Kirchenraum zu vernehmen. Judas verflucht währenddessen seinen Verrat. Der 74-jährige Erwin Reuter sitzt in der Bank und wartet auf seinen Einsatz. Er war schon 1952 bei den Passionsspielen aktiv dabei, zum dritten Mal verkörpert er den Petrus. Eine Rolle, die ihm liegt, wie er freimütig zugibt. Schon früher habe er leidenschaftlich gern Theater gespielt: "Das waren aber meist lustige Rollen." Nebenan agieren Matthias Engelhardt und Constantin Quint als Soldaten. Der Text lasse sich gut lernen, auch wenn man erst allmählich in den richtigen "Fluss" kommen müsse. "Gut Ding will eben Weile haben" - so sieht das auch Kai Steinhauer. Eduard Franzen schlüpft liebend gern in die Rolle des Kaiphas: "Der gehört schon fast zu mir, und doch ist die Beschäftigung mit dieser Figur immer wieder neu und spannend." Das Hineinversetzen in die einzelnen Charaktere muss langsam wachsen - so wie die Kopf- und Barthaare, die bei einigen Darstellern schon eine Länge jenseits ihrer Alltagsnorm erreicht haben. "Die Bärte sind im Kommen, die Frauen fangen an zu klagen", drückt es Dirk Kessler ganz drastisch aus. Aber für die Passionspiele in Wintrich ist jeder bereit zum "Opfer".

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