Mobil auf dem Land - wie geht das?

Morbach/Trier · Mit einer breit angelegten Feldstudie in der Einheitsgemeinde Morbach wollen Forscher der Universität Trier untersuchen, wie mobil Menschen auf dem Land sind. Im Frühjahr 2016 wollen sie ihre Ergebnisse vorstellen und Lösungen aufzeigen.

Mobil auf dem Land - wie geht das?
Foto: ARRAY(0x19a735058)

Morbach/Trier. Wer auf dem Land lebt, ist häufig auf das Auto angewiesen. Spontan zum Bäcker Brötchen holen oder ins Kino gehen bedeutet in der Regel, weite Wege zurückzulegen. Wer kein Auto hat, ist auf andere Verkehrsmittel wie etwa Bus oder Taxi angewiesen.
Durch gesellschaftliche Veränderungen wie Abwanderung der jungen Bevölkerung vom Land in die Stadt und sinkenden Geburtenraten leiden besonders die ländlichen Bereiche unter einem Bevölkerungsschwund. Das Statistische Landesamt in Bad Ems prognostiziert zum Beispiel für den Landkreis Bernkastel-Wittlich eine Bevölkerungsabnahme von 20 bis 30 Prozent bis 2060. Zum Vergleich: Im Landkreis Birkenfeld wird sogar mit mehr als 30 Prozent Rückgang gerechnet, im Landkreis Bitburg-Prüm mit bis zu 20 Prozent und in Trier (Stadt und Landkreis) mit einer Abnahme von unter zehn Prozent.
Programme für Mitfahrer


Dies hat zur Folge, dass der Öffentliche Personennahverkehr nicht mehr kostendeckend arbeiten kann. Mehr und mehr Angebote könnten deshalb eingestellt werden. Besonders für ältere Bürger mit körperlichen Einschränkungen sowie finanzschwache Haushalte, die sich kein Auto leisten können, wird das zum Problem.
Unter dem Titel "Mobilität in Gefahr? In 10 Jahren bitte wenden?" wollen Studierende und Wissenschaftler der Universität Trier der Fragestellung nachgehen, wie sich die Menschen auf dem Land in der Zukunft fortbewegen.
Insgesamt arbeiten 20 Studenten unter der Leitung von Dr. Christian Muschwitz mit ausgewählten Gemeinden seit März 2015 zusammen, um Strategien für einen modernen, effizienten und nachhaltigen Öffentlichen Personennahverkehr zu erarbeiten, erklärt Timothy Brouwer vom Fach Geografie im Fachbereich VI der Universität Trier. Neben Arzfeld im Eifelkreis Bitburg-Prüm zählt nun auch die Einheitsgemeinde Morbach dazu. In dieser Woche werden Fragebögen an die Haushalte der EG Morbach verteilt. Zusätzlich können sich Interessierte an einer Online-Umfrage beteiligen.
Die Umfrage ist anonym und freiwillig. "Durch eine genaue Erfassung der Bedürfnisse der Bürger könnten bedarfsgerechte und kostengünstige Lösungen erarbeitet werden, welche letztlich der ganzen Gemeinde helfen ihr Verkehrssystem zukunftsweisend und effizient aufzustellen", sagt Brouwer. Die ersten Ergebnisse der Umfrage sollen auf einem Infoabend vorgestellt werden. "Bei dieser Veranstaltung können sich die Bürger beteiligen und weitere Vorschläge einbringen, die wir in die Studie aufnehmen werden", führt der Wissenschaftler aus. Im Frühjahr 2016 soll es dann eine Abschlussveranstaltung geben, auf der die komplette Studie vorgestellt wird.
Es ist aber nicht nur eine Beschreibung des Ist-Zustandes, die die Forscher erarbeiten wollen. "Wir werden unsere Ergebnisse auch interpretieren und passende Lösungsansätze vorschlagen", sagt Brouwer.
Das könnten zum Beispiel Programme für Mitfahrer, ein Bürgerbus oder ein Seniorentaxi sein. "Es gibt einen Potpourri an Lösungsansätzen, die in vielen Gegenden Deutschlands verfolgt werden. Da müssen wir im Frühjahr schauen, was am besten passt", stellt Brouwer fest.
Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, begrüßt das Projekt: "Im ländlichen Raum ist der Öffentliche Personennahverkehr eher im Rückzug. Da ist es eine wichtige Aufgabe, die Bestandsstruktur zu erfassen." Das sei vor allem für die Weiterentwicklung des Projekts "Zuhause alt werden" wichtig, das älteren Menschen auf dem Land Hilfen geben soll. "Mobilität im Alter ist ein wichtiges Thema, vor allem bei Ehepaaren, in denen ein Partner verstorben ist und der Hinterbliebene keinen Führerschein hat", bemerkt der Verwaltungschef. Fest stehe schon jetzt, dass die Ergebnisse der Studie intensiv geprüft werden. Hackethal appelliert an die Mitbürger, sich an der Studie zu beteiligen: "Je mehr Menschen mitmachen, umso genauer ist das Ergebnis."Extra

Die Umfrage ist im Internet unter der Adresse <%LINK auto="true" href="http://www.unipark.de/uc/Uni_Trier_2015_07_20_" class="more" text="www.unipark.de/uc/Uni_Trier_2015_07_20_"%> Muschwitz/0f9f/ verfügbar. Unter anderem wird abgefragt wie viele Personen im Haushalt leben, welche Verkehrsmittel verwendet werden, ob es Lebensmittelgeschäfte in der Nähe gibt und vieles mehr. hpl

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