"Oben Air" verströmt ungewöhnliches Flair

Zell · Dass die Jugend von heute nicht nur vor dem Fernseher dahindämmert oder sich höchstens an die Spielekonsole bewegt, sondern Großes auf die Beine stellen kann, das hat das "Oben-Air-Festival" bewiesen, das jetzt auf der Marienburg aus der Taufe gehoben wurde.

Zell. Die Grundidee war, so Armin Wondra vom Organisationsteam und Armin Surkus-Anzenhofer (Pastoralreferent der Kirche der Jugend Marienburg), der Jugend aus der Region eine Plattform für eigene "Kulturarbeit" zu schaffen und dabei die Region selbst einzubinden. Am Rande des letztjährigen Events "Akustik meets Marienburg" entstand die Idee eines Open-Air-Festivals.
Dass dieses Konzept aufgeht, ließ sich bereits zu Beginn der Veranstaltung beobachten: Oben auf der Bühne am Burgplateau boten Bands wie Käfer K oder Flynn (Köln) Grungiges beziehungsweise Sphärisches mit Elektroelementen, in der Kapelle gab es ruhigere Gitarrenklänge (Friends and Liars, Mainz), teilweise ergänzt durch zurückhaltende Percussions (Affinity Kit, Trier), und engagierten Akustikpunk von Tigeryouth zu hören. Das Publikum, von neonbeturnschuhten und Basecaps tragenden Teenies über deren ältere Geschwister in Schnürstiefeletten und Blümchenkleidern, Turnschuhen und Beanies bis hin zu einzelnen Vertretern der Elterngeneration, entsprach in seiner Vielschichtigkeit dem kulturellen Angebot.
Die Musik wurde durch Elemente der bildenden Kunst, die ihrerseits lokale Thematiken aufgriffen, ergänzt: Schüler aus Traben-Trarbach und Zell hatten sich im Kunstunterricht beispielsweise mit dem Thema der Zeller Schwarzen Katz auseinandergesetzt und unterschiedlichste Objekte kreiert.
Die Decke der Kapelle illuminierten Licht und Videoinstallationen, die die jeweiligen Musikdarbietungen entweder passend ergänzten oder auf interessante Weise kontrastierten. Die Verpflegung hob sich mit thailändischen Gerichten auf angenehme Weise vom üblichen Bratwurst-Pommes-Mainstream ab. Winzer aus der Region ergänzten das Getränkeangebot, bei dem man die gewohnten Softdrinks durch teils regionale Alternativen ersetzt hatte.
Solche Liebe zum Detail selbst bei scheinbaren Nebensächlichkeiten prägten diese Veranstaltung, die von dem Enthusiasmus und der Motivation ihrer meist jugendlichen Organisatoren und deren Helfer lebte. Sie bewiesen auch dann Übersicht und spontane Flexibilität, als der bei Pfingstfestivals fast schon zum Inventar gehörende Regen einsetzte und in Kombination mit starkem Wind die Auftritte auf der Außenbühne beendete. Kurzerhand verlegte man die weiteren Acts, Versus You aus Luxemburg mit melodischem Indie-Punk und Xul Zolar (Köln), die ihre neue Single schon vor der Veröffentlichung präsentierten, nach drinnen.
Das Glanzlicht am Schluss der Veranstaltung bildeten Vierkanttretlager aus Husum, die schon bei Rock am Ring aufgetreten und direkt vom Mainzer Open-Ohr-Festival angereist war. All dies ließ am Ende nur noch einen Wunsch offen: mehr davon! jhe

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