Aus unserem Archiv (2011) Sammy macht den Keller zu
Bernkastel-Kues · 30 Jahre, drei Generationen von Gästen und ein jähes Ende: Die Musikkneipe Sammy\'s Keller in Kues ist Geschichte. Unter anderem eine Mieterhöhung zwingt den Pächter, Sammy Hackländer, das Lokal am Kueser Brückenkopf kurzerhand zu schließen.
Bernkastel-Kues. Steil führt die Treppe hinter der massiven Holztür mit kleinen Fensterchen hinab unter Tage. Hinab in jenen Keller, der seit mehr als 30 Jahren Wochenende für Wochenende vor allem mit Rock- und Bluesmusik für urige Atmosphäre sorgte. Heute ist Sammy\'s Keller leer. Nur der Pächter und Namensgeber selbst, Sammy Hackländer, schreitet noch einmal an den Stühlen, Bänken und charakteristisch abgerundeten, kurvigen Tischen und der Theke vorbei. Die an Kupferschienen an der gewölbten Kellerdecke hängenden Leucht-Spots tauchen die Kneipe in das so typische warme Licht.
Gerüchteküche im Internet
Gäste sitzen hier keine. Sammy hat den Keller in der vergangenen Woche geschlossen. Für das breite Publikum wohl für immer, wie er selbst sagt. Gerüchte über eine Schließung kursierten in der Bernkastel-Kueser Gegend schon länger. Warum hat Sammy den Keller nun so plötzlich zugemacht? "Zum einen haben sich die Mietbedingungen geändert", sagt der Gastronom. Der zweite Grund für die Schließung von Sammy\'s Keller sei personell bedingt, mehr möchte Sammy selbst dazu nicht veröffentlicht wissen, es gehe ihm zu nah, darüber zu sprechen.
Im Internet in den sozialen Netzwerken wie Facebook brodelte die Gerüchteküche, Insider bestätigten die Vermutungen: Der Eigentümer des weitläufigen Gebäudekomplexes am Kueser Kreisel habe die Mieten deutlich erhöht. Der Vermieter, Ralf Barten, war trotz mehrerer Versuche nicht für ein Gespräch mit dem Volksfreund zu erreichen.
Sammy\'s Keller ist nicht der einzige Betrieb in dem Komplex, der schließt: Ein Mitarbeiter des Döner-Imbisses Mosel Kebap, der seinen Namen nicht nennen wollte, bestätigte auf TV-Anfrage: "Der Pachtvertrag wurde nicht verlängert. Ende des Monats müssen wir raus."
Sammy\'s Keller war eine Institution, genau wie Sammys Angestellter, von allen "Pitter" genannt, der den Laden führte. Sammy selbst betreibt auch die nur wenige Meter entfernte "Station Cues" im alten Bahnhof. Begonnen hatte alles 1980 "als WG-Projekt", wie Sammy erzählt. Mit Mitbewohnern wollte der gebürtige Rheinländer eine Kneipe eröffnen und ließ den Laden dann auf seinen Namen laufen. drückte ihm diesen auch auf. Mit vorsichtig anmutender, ruhiger Stimme sagt Hackländer: "Sammy\'s Keller, das war eine Revolution. Da wurde Rock gespielt. Jimmy Hendrix, Stones."
Und es sei fast schon ein verbotener Ort gewesen, erinnert er sich. "Eltern hatten ihren Töchtern nicht erlaubt, in den Laden zu gehen", sagt Sammy. Jahre vor seinem Engagement in dem Keller habe es dort einen Zwischenfall gegeben: Ein Mann sei angeschossen worden und, soweit er sich erinnere, sogar gestorben. "Den Ruf hatte der Laden weg. Das war schwer, das wieder hinzubiegen."
Begegnungsort der Generationen
Aber Sammy hatte es geschafft. "Ob 18 oder Ü 40 - so gesehen war Sammy\'s Keller immer auch eine Begegnungsstätte der Generationen", sagt der Wirt. Und für nicht wenige sei die Kneipe die einzige Alternative zu anderen Musik-Pubs und -Clubs in der Stadt gewesen, in denen eben nur wenig Rockmusik läuft.
Am 1. Dezember 2010 war Sammys Keller 30 Jahre alt geworden. Nur ein halbes Jahr später ist nun alles vorbei.
Sammy bleibt erst mal in der Station und hat auch schon eine Idee: Er überlegt, inwiefern er die Bahnhofshalle im alten Kueser Bahnhof eventuell nutzen kann "um da etwas Ähnliches wie Sammy\'s Keller" aufzubauen.
Die Vorstellung ist da, doch bis zur Umsetzung kann es noch lange dauern. Spruchreif sei noch nichts.
