Schmunzeln über Phantomliste

MANDERSCHEID. "Wir werden dem Sumpf ein Ende machen" - mit diesem Slogan sowie 17 Kandidaten warb in Manderscheid eine "Neue Liste" per Flugblatt für sich. Die Namen sind real, die Gruppierung ist jedoch reine Erfindung.

"Wir werden dem Sumpf ein Ende machen" - mit diesem Slogan sowie 17 Kandidaten warb in Manderscheid eine "Neue Liste" per Flugblatt für sich. Das Ganze ist jedoch nur ein Scherz. Die Namen sind real, die Gruppierung ist jedoch Erfindung. "Als ich das gelesen habe, habe ich kräftig gelacht": Josef Röhl amüsierte sich köstlich über das Flugblatt für die fiktive "Neue Liste", das in Manderscheid vor wenigen Tagen in ausgewählten Briefkästen landete und von dem niemand zu wissen scheint, wo es herkommt. Röhl hatte es nicht erhalten, ein Bekannter hatte ihm das mittels Computer erstellte Schreiben gezeigt. Der altgediente Kommunalpolitiker steht hinter Listenführerin Irene Pantenburg auf Platz 2 der Liste. Doch hatte er genauso wenig wie andere, die in der 17-köpfigen Aufstellung auftauchen, jemals erwogen, eine neue Partei in Manderscheid zu gründen. "Eher spaltet sich die SPD, als dass sich hier eine neue Partei gründet", feixt er. Laut Röhl stehen einige unpolitische Leute auf der Liste. Doch auch ansonsten scheint die neue Organisation nicht sonderlich tief schürfen zu wollen. Ihr Programm erschöpft sich in wenigen Sätzen. Sie lauten: "Manderscheid braucht neue Köpfe im zukünftigen Rat! Starke Persönlichkeiten! Wir werden dem Sumpf ein Ende machen, darum bitten wir schon jetzt um Ihr Vertrauen! Wählen Sie am 13. Juni die Neue Liste". Was mit dem Sumpf gemeint sein könnte, kann sich Josef Röhl nicht erklären. Und da ist er nicht der einzige. Paul Plehacz, Lehrer und ebenfalls unfreiwillig Nominierter der "Neuen Liste", kann sich darauf genauso wenig einen Reim machen. Mit den starken Persönlichkeiten, meint er hingegen, lägen der oder die anonymen Verfasser gar nicht so falsch. Es stünden fast ausschließlich gute Leute auf dem Papier, auf dem sich der Wirt Thomas Müllejans genauso wiederfindet wie der Feuerwehrmann Uwe Patz, die Rentner Anton Kohl und Hermann Hohns sowie die Frau des ehemaligen Forstamtsleiters, Gunda Irle.Friseur Hemmerling sieht nicht nur Scherz

Ganz zufrieden ist Plehacz mit seinem elften Listenplatz zwar nicht ("Da hat mich jemand weit zurückgestuft!") , aber er nimmt es gelassen und kann sich in diesem illustren Kreis gut damit abfinden. Relativ häufig wurde Friseur Adolf Hemmerling (Listenplatz 5) in seinem Laden auf seine Schein-Kandidatur angesprochen. Bei allem Scherz kann er der anonymen Aktion auch eine ernsthafte Dimension abgewinnen. "Neue Köpfe kann die Stadt gebrauchen", sagt er. Seiner Meinung nach sind neue Impulse beispielsweise für die Geschäftswelt nötig, denn die Läden würden sich immer mehr nach außen verlagern. Hemmerling sieht auch wenig Sinn in einem Kurhaus ohne Veranstaltungen. Doch von der Idee des Flugblattautors, tatsächlich in die Politik zu gehen, hält er wenig. Dafür habe er bislang zu viel zu tun gehabt, und nun fühle er sich mit 55 Jahren zu alt. Auch die anderen Befragten zeigten keine Ambitionen. Für frischen Wind in der Politik haben die unbekannten Erfinder der "Neuen Liste" in Mandescheid also nicht gesorgt. Für Gesprächstoff hingegen allemal. Denn das Rätselraten, wer hinter der Aktion steckt und was dieser Mensch bezwecken wollte, geht weiter. Und das nicht nur in Manderscheid, auch in so manchem Redakteurskopf. Großer Unbekannter, wie wär's mit einer kleinen Enthüllungsmail? Unsere Adresse: mosel@volksfreund.de

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