TV-Testfahrt: Kleine Probleme, wenig Fahrgäste

Wer nutzt den Stadtbus? Wie viele Menschen sind auf ihn angewiesen? Um das herauszufinden, hat TV-Mitarbeiter Moritz Mais eine Testfahrt gemacht.

Am Zentralen Busbahnhof (Zob) warten zehn Menschen. In den Stadtbus steigt nur Ingrid Binsfeld ein. Die 53-jährige Bernkastelerin ist schon mit dem Bus nach Wittlich gekommen und fährt nun mit dem Stadtbus zum Krankenhaus. Sie kennt das Angebot und lässt sich nicht davon irritieren, dass der Bus noch die falsche Nummer, die 303, anzeigt. Auf Nachfrage ändert der Busfahrer das. Die Fahrt beginnt pünktlich um 11 Uhr.
"Oft bin ich die Einzige"


"Ich nutze den Bus nicht täglich, aber oft ich bin die Einzige", sagt Ingrid Binsfeld. Es geht vorbei am Cusanus-Gymnasium in Richtung Industriegebiet mit Aldi und Realmarkt. Dort wartet niemand. Beim ersten Halt am Bungert steigen zwei Frauen ein, zahlen 1,90 Euro, setzen sich in die ersten beiden Reihen, reden mit dem Busfahrer. Man kennt sich. Auf dem weiteren Weg hoch zum Krankenhaus muss der Bus nicht mehr halten: keine Fahrgäste am Straßenrand. Nach einer fünfminütigen Pause steigen drei neue Passagiere ein. Die Fahrt ins Tal Richtung Stadtzentrum beginnt. Der Bus leert sich am Zob, nimmt dann in seiner fünfminütigen Pause zwei Fahrgäste auf. Auf der letzten Schleife, die um 11.50 Uhr wieder am Zob endet, muss der Fahrer lediglich am Platz an der Lieser in der Feldstraße halten, um zwei Gäste rauszulassen. Auf dieser Runde passiert er den Edeka, den Parkplatz am Rommelsbach, Feldstraße und das Wohngebiet Pleiner Weg/Kalkturmstraße: Keiner will zusteigen.
Bilanz: In etwa einer Stunde entlang der 21 Haltestellen auf der etwa 16 Kilometer langen Strecke musste der Bus, den Zob eingeschlossen, fünf Mal halten und hat acht Fahrgäste zu ihrem Ziel gebracht. Lediglich auf der Tour vom Krankenhaus ins Zentrum waren mehr als zwei, nämlich vier Menschen, im Bus. Aufgefallen ist auch: Die Haltestellen sind oft nur mit einem verblassten Schild gekennzeichnet.
Ingrid Binsfeld nennt noch ein Problem: "Schauen Sie mal hier", sagt sie an den Fahrplanhinweisen am Zob, "Hier ist auch nirgendwo ausgeschildert, wo der Stadtbus überhaupt abfährt." Nach einer gezielten Suche finden wir gemeinsam einen winzigen Hinweis auf den Bussteig drei auf dem Fahrplan. Der zeigt auch, dass der Busverkehr am Wochenende durch ein Taxi ersetzt wird. Und was sagt der Fahrer, der anonym bleiben will: "Wenn den Stadtbus keiner nutzen würde, dann würde ich nicht fahren. Es ist mal mehr, mal weniger." Die geringe Passagierzahl sei auch den Ferien geschuldet. mom

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