Unter dem Gestrüpp liegt das Badezimmer

WITTLICH. Mit einer Führung hat der Förderverein "Wittlicher Kulturgüter" erneut auf die Römische Villa an der Lieser hingewiesen.

Der Lärm ist ein Dauerproblem: Einstmals mag ein römischer Landbesitzer die Ruhe des nahe gelegenen Waldes und der Felder in der Wittlicher Senke genossen haben. Und vielleicht hielt er ja einen Becher Moselwein in der Hand, während er von seiner Terrasse aus der vorbeirauschenden Lieser lauschte. Doch Idylle war einmal: 2000 Jahre später rauscht an der so genannten "Römischen Villa" zwischen Wittlich und Altrich vor allem der Autobahnverkehr über den Köpfen auf der Liesertalbrücke der A 1. Sie überspannt - und durchtrennt - die Ruinen aus der Vorzeit. "Es ist hier etwas lauter als zur Römerzeit", kommentierte Ortwin Eich mit trockenem Humor den Dauerkrach. Eich, Vorsitzender des Fördervereins "Wittlicher Kulturgüter", der sich für die Erhaltung der Villa einsetzt, hatte mit seinen Mitstreitern zur ersten öffentlichen Führung an der Villa eingeladen. 25 Interessierte folgten der Einladung. Elisabeth von den Hoff, zweite Vorsitzende des Vereins, beschrieb den Grundriss der einstigen Villa und deren Merkmale (zweigeschossiger Bau, Arkadengänge, Wasserleitungen), während Eich mit rot-weißen Markierungsstäben die gigantischen Ausmaße des Hauses (140 Meter Länge) absteckte. Vom einstigen Prachtbau ist über Tage nur wenig vorhanden, manches zudem eine nachträgliche Aufmauerung. Während der Südflügel dem Autobahnbau zum Opfer fiel, ist der Nordflügel mit Badanlagen noch unter dem Gestrüpp verborgen - sofern er nicht bereits teilweise einer früheren Vorverlegung des Lieserlaufs zum Opfer gefallen ist. Seit Anfang des Jahres hat die Stadt die Ruinen saniert (der TV berichtete), ursprünglich war von einer teilweisen Zuschüttung der Überreste die Rede gewesen. Nun sind Bäume gefällt und marodes Mauerwerk ersetzt und Wittlichs Römerbau wieder von der Straße Richtung Altrich und auch der Autobahn sichtbar. Vom oberen Waldweg kann er besichtigt werden. An einer Seitenwand des erhaltenen Mittelbaus erklärte von den Hoff anschaulich die Restaurierung der Stadt: "Rechts das original Römerwerk, links die Aufmauerung der Neuzeit und in der Mitte die jüngsten Ausbesserungen."Ein Wunsch bleibt, den Umfang zu markieren

Was die Standfestigkeit und die Einsturzgefahr betreffe, sei die Sanierung abgeschlossen, erklärten von den Hoff und Eich. Sie streben an, den einstigen Umfang der Villa durch Markierungssteine zu kennzeichnen. Ebenso soll die Vordermauer eines einstigen Arkadenganges freigelegt werden, sie verband früher den Mittelbau mit dem zerstörten Südflügel. Beschilderung, Dachsäuberung und geplanter Radweg sind weitere Anliegen. Zuständig für die Baumaßnahmen ist die Stadt Wittlich. Die Kosten der Restaurierungsideen beziffern Eich und Hoff auf etwa 50 000 Euro, die größtenteils vom Land bezuschusst werden könnten. Selbst will der Verein die Ruinen von Efeu- und Moosbelag säubern. Von den Hoff lobte die Wittlicher Stadtverwaltung für deren Unterstützung: "Sie steht hinter dem Projekt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort