Wirren um Zeller Schuh-Discounter

ZELL. Kaum hat der Schuh-Discounter Deichmann im Mosel-Einkaufscenter auf dem Zeller Barl geöffnet, da ist er auch schon wieder geschlossen. Dahinter verbirgt sich eine pikante Geschichte um einen Bebauungsplan.

Der Laden ist leer, das Personal versetzt worden. Lediglich das Firmenschild über dem Eingang zeigt, dass Deichmann in das neue Discounter-Center auf dem Zeller Barl einziehen wollte. Doch laut Bebauungsplan ist ein Schuhmarkt dort nicht erlaubt. Das wusste Investor Monnerjahn, Bauunternehmer aus dem Hunsrück, das wusste auch Deichmann. Erstaunt haben kann es sie also nicht, als die Kreisverwaltung per bauaufsichtlicher Verfügung die sofortige Schließung anordnete. In dem Bebauungsplan der Stadt Zell ist das Sortiment, das im Mosel-Einkaufscenter angeboten werden darf, genau benannt. Neben Lebensmitteln sind Getränke, Textilien, Drogerie- und Elektrowaren zugelassen. Deichmann war mit seiner Filiale zunächst in der Fliehburgstraße ansässig. Laut Unternehmenssprecher Ulrich Effing war der Laden dort "unrentabel und nicht mehr wirtschaftlich zu führen, weil sich die Kundenfrequenz stark auf das Moselcenter verlagert hat". In einer Erklärung heißt es weiter: "Wir sind nun im Gespräch mit der Stadt Zell, um die ordnungsgemäße Eröffnung zu erreichen. Ein entsprechender Antrag liegt dort mittlerweile vor, auf dessen Genehmigung wir warten." Inzwischen haben Monnerjahn und Deichmann gegen die Entscheidung der Kreisverwaltung Widerspruch eingelegt und beim Verwaltungsgericht Koblenz einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz gestellt. Zells Bürgermeister Jürgen Bamberg will die Gerichtsentscheidung zunächst abwarten. "Wir halten uns bis dahin bedeckt", erklärte er. Nach Informationen unserer Zeitung hat er ein vertrauliches Schreiben von Deichmann erhalten. Darin wird unmissverständlich gesagt, dass der Schuh-Discounter in Orte der Umgebung umziehen werde, sollte der Bürgermeister keine Nutzungsänderung im Bebauungsplan durchsetzen können. Ohnehin scheint Deichmann fest auf diese Änderung vertraut zu haben. Wäre er sonst mit seiner Barl-Filiale umgezogen? Ein Mitarbeiter von Deichmann soll Bürgermeister Bamberg gefragt haben, ob "die Stadt Schwierigkeiten machen würde?". Das soll der Bürgermeister abgetan haben gemäß dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter. Zu dem Zeitpunkt rechnete Jürgen Bamberg offensichtlich nicht mit der Kreisverwaltung. Die wiederum bestätigte, dass die Investoren "wiederholt darauf hingewiesen wurden", dass der Bebauungsplan keinen Schuhladen im Mosel-Einkaufscenter erlaubt. In der Fliehburgstraße wird übrigens dort, wo früher Deichmann war, ein neuer Schuhladen eröffnen - und das rechtmäßig. Denn das entspricht den landesplanerischen Vorgaben - und damit den Bedürfnissen der Konsumenten aus der Region.

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