Das rosa Sofa ist erstmals auf Tour

Bernkastel-Kues · Premiere im Jugendkulturzentrum Bernkastel-Kues. Dort machte das rosa Sofa aus Wittlich Station. Eines wurde deutlich: Patentrezepte für Jugendarbeit gibt es nirgends. In Bernkastel-Kues ist aber zumindest eine Basis vorhanden.

 Auf dem rosa Sofa warten auf ihren Einsatz: Tina Wilhelmus, Roman Bastgen und Peter Stablo. Links Hao Vu, einer der beiden Moderatoren. TV-Foto: Clemens Beckmann

Auf dem rosa Sofa warten auf ihren Einsatz: Tina Wilhelmus, Roman Bastgen und Peter Stablo. Links Hao Vu, einer der beiden Moderatoren. TV-Foto: Clemens Beckmann

Das rosa Sofa: Seit März 2013 steht es im Haus der Jugend in Wittlich. Einmal im Monat nehmen auf ihm Gäste aus Politik und Gesellschaft Platz und reden über Themen, die junge Leute interessieren. Das Möbelstück nebst zwei Sesseln für die Moderatoren Hao Vu, Mitglied des Jugendparlaments der VG Bernkastel-Kues, und Markus Kreil, Mitarbeiter im Haus der Jugend, hat aber auch schon seine erste Reise hinter sich: ins Jugendkulturzentrum (JuKuz) nach Bernkastel-Kues. Das Thema dort: Wie kann Jugendkultur in der Stadt ausgebaut werden?

Zwei der Gäste verfügen über Insiderwissen: Tina Wilhelmus organisiert die Bernkastel-Kueser Sommerbühne, die auch musikalische Angebote von und für junge Leute aufweist. Roman Bastgen ist Vorsitzender des Vereins für Kunst, Kultur und Inklusion (früher Jugendclub Bernkastel-Kues). Peter Stablo, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Kulturwelt Trier, berichtet über Angebote und Probleme in der Universitätsstadt Trier.
Der große Raum im JuKuz-Eingangsbereich ist anfangs ganz gut besetzt. Die Zielgruppe ist vertreten, Vertreter des Jugendparlaments, auch Kommunalpolitiker und sogar der Leiter der Akademie Kues, in der ältere Menschen Angebote finden. Kreisjugendpfleger Peter Caspers, Guido Moll, Jugendpfleger der VG Bernkastel-Kues, und Hans Floter (Haus der Jugend) sind als stille Begleiter vor Ort. Mittendrin wird es leerer. Einige Jugendliche müssen zum letzten Bus, um nach Hause zu kommen. Das hat auch manche gehindert, den Beginn der Diskussion mitzuverfolgen. Das ist der einzige Minuspunkt.

Zum Inhalt: Ein Patentrezept für Jugendarbeit gibt es hier wie anderswo nicht. "Die Leute werden immer spezifischer", sagt Hao Vu. "Von 100 Leuten machen zehn etwas. Das war aber nie anders", ergänzt Peter Stablo. "Es ist schwierig, junge Leute zu motivieren", glaubt Markus Kreil.
Organisierte Angebote an einem festen Ort gibt es in Bernkastel-Kues seit drei Jahren im JuKuz: Billard, Kicker, Workshops, Gespräche, Konzerte.

Um eine gute Resonanz zu bekommen, sei es wichtig, dass viele Leute in die Organisation von Veranstaltungen eingebunden sind. "Dann kommen auch viele Gäste", sagt Roman Bastgen.
Tina Wilhelmus gehört noch zu der Generation, für die um 13 Uhr Schulschluss war. "Damals war uns oft langweilig. Da haben wir die tollsten Dinge gemacht", erzählt sie. Heute gebe es weniger Freiräume. Peter Stablo spricht von einer "Reizüberflutung" der Menschen. Roman Bastgen, mit dem Internet großgeworden, glaubt, dass die neuen Medien nicht alles andere verdrängen. Es sei auch nicht der Alkohol, der junge Leute zusammenbringe.

Jugendarbeit vor Ort: Für den 14-jährigen Maximilian wird sie im JuKuz geleistet. "Alles ist in Ordnung. Wer etwas will, kann es vorschlagen", sagt er. Nach Auskunft von Jupa-Mitglied Matthias Stablo soll gemeinsam mit dem JuKuz ein Poetry Slam organisiert werden. Dabei werden selbst verfasste Texte vorgetragen. Diese Art der Unterhaltung ist derzeit sehr angesagt.Meinung

Eine Nische für die NutzerDas rosa Sofa ist eine gute Erfindung. Auf ihm kann zwanglos über Themen gesprochen werden. Die Tour nach Bernkastel-Kues hat sich gelohnt. Ein früherer Beginn hätte allerdings Sinn gemacht. Organisierte Jugendarbeit ist eine Nische. Von den 2800 jungen Leuten, die zur Wahl des aktuellen Jugendparlaments aufgerufen waren, wird nur ein kleiner Teil das Jugendkulturzentrum und seine Angebote kennenlernen. Egal: Es wäre schön, wenn das rosa Sofa nicht das letzte Mal in Bernkastel-Kues gewesen wäre. Denn ob Nische oder nicht: Wenigstens die Nutzer fühlen sich ernst genommen. Und vielleicht spricht sich das ja auch rum. c.beckmann@volksfreund.de

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