Ende einer Testfahrt

Ein in Italien gebauter Hochgeschwindigkeitszug vom Typ Pendolino ist in Trier verunglückt. Der Zug war zu Testfahrten entlang der Mosel und der Saar unterwegs. Die Ursache des Unfalls ist noch unklar.

 Nachdem der Hochgeschwindigkeitszug einen Prellbock im Trierer Hauptbahnhof überfuhr, entgleiste er. Nach Angaben des Bundespolizeisprechers Rudolf Höser (Foto links unten) kann es noch Tage dauern, bis der Zug geborgen wird. TV-Fotos: (3) Agentur siko

Nachdem der Hochgeschwindigkeitszug einen Prellbock im Trierer Hauptbahnhof überfuhr, entgleiste er. Nach Angaben des Bundespolizeisprechers Rudolf Höser (Foto links unten) kann es noch Tage dauern, bis der Zug geborgen wird. TV-Fotos: (3) Agentur siko

Trier. Seit Tagen erregte der silberfarbene, pfeilartige Zug rund um Trier Aufsehen. Immer wieder wurde er auf der Saarstrecke Richtung Dillingen gesichtet. Auch entlang der Mosel war der bislang in Deutschland noch nicht eingesetzte Zug unterwegs. Am Dienstagabend endete die Stippvisite des in Italien gebauten Zuges vom Typ ETR 610 abrupt.

Nicht schneller als 25 Stundenkilometer gefahren



Beim Rangieren überfuhr der Zug auf einem Nebengleis des Trierer Hauptbahnhofs einen Prellbock und entgleiste. Die Front des Triebwagens wurde zerstört. An Bord waren neun Mitarbeiter der Bahn und des Herstellers, die in der Region Testfahrten mit dem Neigetechnik-Zug unternommen haben, der als Neuer Pendolino bekannt ist.

Der Zugführer erlitt einen Schock und musste behandelt werden. Warum es zu dem Unfall gekommen sei, stehe noch nicht fest, sagte Rudolf Höser, Sprecher der Bundespolizei in Trier. Da es sich um eine Rangierfahrt gehandelt habe, habe der Zug nicht schneller als 25 Stundenkilometer fahren dürfen. Nach ersten Erkenntnissen war er wohl auch nicht schneller unterwegs. Die Höhe des Schadens liege sicherlich im oberen sechsstelligen Bereich, schätzt Höser.

Mit ein Grund für den hohen Schaden dürfte auch sein, dass der Führerstand des Zuges vollgestopft ist mit Messtechnik. Der seit Ende 2009 in der Schweiz und in Italien fahrende Zug sollte entlang der Saar und der Mosel Sicherheits- und Belastungstests unterzogen werden, sagte Immo von Fallois, Sprecher der Hersteller-Firma Alstom. Es sei durchaus üblich, dass bereits eingesetzte Züge immer wieder auf ihre Fahrtauglichkeit überprüft würden, so der Unternehmenssprecher. Dafür eigne sich die Saarstrecke ("die schönste Bahnstrecke Deutschlands") wegen ihrer zahlreichen, engen Kurven zwischen Trier und dem saarländischen Mettlach sehr gut, sagte Fallois unserer Zeitung. Bislang seien die Tests problemlos verlaufen. Auch am Dienstagabend, kurz vor dem Unfall, sei der Zug von einer Testfahrt ohne Zwischenfälle in Trier angekommen. Trotzdem schließt Fallois einen technischen Defekt als Ursache für den Unfall nicht aus.

Die Trierer Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen und den Zug durch die Bundespolizei beschlagnahmen lassen. "Wir werden die Ermittler mit allen Mitteln unterstützen", sagte Fallois. Alstom habe dafür einen eigenen Krisenstab gebildet, der die Arbeiten in Trier unterstütze.

Da sich der Unfall auf einem Nebengleis ereignet hat, wird der Zugverkehr durch den Trie-rer Bahnhof laut Bundespolizeisprecher Höser nicht behindert. Es könne allerdings noch Tage dauern, bis der Zug geborgen werden kann. Spezialisten von Alstom werden sich daran beteiligen.

Es sei derzeit nicht geplant, den Zug in Deutschland einzusetzen, sagte Alstom-Sprecher Fallois. Bei dem ETR 610 handelt es sich um einen mit dem deutschen Neigetechnikzug ICE-T vergleichbaren, aber leistungsstärkeren Hochgeschwindigkeitszug, der bis zu 250 Kilometer in der Stunde zurücklegen soll. Allerdings darf er zwischen der Schweiz und Italien durch den Gotthardtunnel nur mit Tempo 140 fahren. Das schweizerische Bundesamt für Verkehr hat eine höhere Geschwindigkeit nicht zugelassen, da der Zug für die kurvenreiche Strecke durch den Tunnel offenbar zu schwer ist. Die Behörde hatte die Fahrerlaubnis für den Pendolino in der Schweiz nur unter Auflagen erteilt. Extra Testfahrten auf der Saarstrecke: Es ist nicht das ersten Mal, dass neue Züge auf der 60 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Trier und dem saarländischen Dillingen getestet werden. Sie gilt als kurvenreichste Bahnstrecke Deutschlands. Deswegen und wegen der zahlreichen engen Gleisbögen eignet sie sich für Belastungstests und um das Kurvenverhalten von Zügen bei bestimmten Geschwindigkeiten zu prüfen. Auf der geraden Strecke zwischen Mettlach und Dillingen fahren die Testzüge häufig mit Höchstgeschwindigkeit. (wie)

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