Glühwein und gebrannte Mandeln - Alle Jahre wieder öffnen die Weihnachtsmärkte

Trier · Festlich geschmückte Innenstädte, Weihnachtslieder vom Kinderchor, selbst gebackene Plätzchen, dazu ein Becher Glühwein: Für die meisten Menschen gehört der alljährliche Bummel über den Weihnachtsmarkt zur Tradition. Experten erklären, warum das so ist.

 Einzigartige Kulisse, aber weniger Besucher als erwartet: Der Weihnachtsmarkt 2010 (hier auf dem Domfreihof) musste an mehreren Tagen den Winterwetter-Kapriolen Tribut zollen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Einzigartige Kulisse, aber weniger Besucher als erwartet: Der Weihnachtsmarkt 2010 (hier auf dem Domfreihof) musste an mehreren Tagen den Winterwetter-Kapriolen Tribut zollen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Wenn am Wochenende die ersten Weihnachtsmärkte öffnen, wird es wieder eng in den guten Stuben der Region: Mitunter drängen sich Tausende Menschen zwischen den Buden und Verkaufsständen, besonders an den Wochenenden. Viele Touristen nehmen stundenlange Anfahrten in Kauf, um einen Glühwein im festlichen Ambiente zu trinken und durch festlich geschmückte Innenstädte zu bummeln.

"Es gibt mehrere Gründe, warum es die Menschen auf Weihnachtsmärkte zieht", sagt Eva Walther, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Trier. Der erste Grund: Die dunkle Jahreszeit schlage vielen Menschen auf die Stimmung, so dass sie verstärkt die Gemeinschaft mit anderen suchten. "Auf Weihnachtsmärkten treffen wir andere Leute, fühlen uns zugehörig", sagt die Wissenschaftlerin. Dieses Gefühl helfe gegen Unsicherheit und Stress.

Ein weiterer Grund: Weihnachtsmärkte sind ein sinnliches Erlebnis. Es duftet nach gebrannten Mandeln, Glühwein und Bratwurst. "Mit angenehmen Gerüchen werden positive Emotionen wie Freude ausgelöst ", sagt die Psychologin. Nicht nur Gerüche, sondern auch die Melodien von traditionellen Weihnachtsliedern oder der Anblick eines festlich geschmückten Tannenbaums sind vielen Menschen seit ihrer Kinheit vertraut. Diese Sinneseindrücke, so die Psychologin, könnten positive Kindheitserinnerungen wieder wachrufen.

Das sieht Thomas Vatheuer, seit mehreren Jahren für die Pressearbeit beim Trierer Weihnachtsmarkt zuständig, ähnlich: "Weihnachtsmärkte sind immer ein sinnliches Erlebnis." Am erfolgreichsten seien deshalb die traditionellen Märkte in historischem Ambiente, die es schafften, "die Besucher zu verzaubern". Nostalgische Karussells und Buden, die an die "gute alte Zeit" erinnern - all das kommt laut Vatheuer bei den Besuchern in der Weihnachtszeit besonders gut an.

Das kann Hans-Albert Becker, Geschäftsführer bei der Trierer Tourist-Information, bestätigen: "Wir haben bereits über ein Jahr im Voraus Anfragen von deutschen und ausländischen Reiseveranstaltern." Viele Gäste kommen aus Frankreich, Belgien oder Großbritannien nach Trier.

"Wir haben auf unserem Weihnachtsmarkt eine besondere Atmosphäre, die die Menschen aus ihren Heimatländern gar nicht kennen", erklärt Becker. Geschätzte 15 000 bis 20 000 Besucher kommen während der Adventszeit täglich in die Moselmetropole. Zu den besonders beliebten Zielen für Touristen zählen im November und Dezember neben Trier auch die bekannten Weihnachtsmärkte in Nürnberg, Münster, Dresden, Aachen, Köln und Frankfurt.

All diese Städte hat auch das Trierer Busunternehmer Müller- Kylltal-Reisen im Programm. "Wir haben einen Zuwachs bei Tagesfahrten und Kurzreisen zu Weihnachtsmärkten", sagt Geschäftsführer Karl Müller. Besonders am Wochenende ließen sich viele Menschen gerne "mit Kind und Kegel" per Bus zu den besonders schönen Märkten bringen, erzählt er. Für ihn gehören Weihnachtsmärkte zur "abendländischen Kultur".
EXTRA: DIE SICHT DER KIRCHE


Bistum Trier: "Weihnachten ist ja grundsätzlich nicht mehr nur ein religiöses Fest, sondern auch ein Familienfest geworden", sagt Matthias Neff, Theologe im bischöflichen Generalvikariat in Trier im Gespräch mit dem TV. Obwohl die Adventszeit aus kirchlicher Sicht eher eine besinnliche, ruhige Zeit sei, habe der Stress für viele Menschen in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. "Wir bieten deshalb auch für die Weihnachtsmarktbesucher kurze Gottesdienste und Auszeiten an", sagt der Theologe. Viele Pfarrgemeinden sind außerdem selbst auf den Märkten mit Ständen aktiv. mem

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