Kernkraftwerk-Rückbau läuft

Mülheim-Kärlich · Der Rückbau des ehemaligen Kernkraftwerks (KKW) Mülheim-Kärlich verläuft planmäßig. Das war der Tenor des 25. Kraftwerksgesprächs, zu dem der KKW-Eigner RWE rund 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geladen hat.

Mülheim-Kärlich. Aus dem rund 15 000 Tonnen umfassenden Reaktorbereich der Anlage sind nach Angaben des neuen Werkleiters Markus Storcz mittlerweile 10 000 Tonnen ausgebaut, dekontaminiert und überwiegend dem Wertstoffkreislauf zugeführt worden. Dabei liege der Anteil des auf diesem Wege entstandenen radioaktiven Abfalls bei 0,3 Prozent. "Alle Arbeiten werden von uns mit größter Sorgfalt vorbereitet und umgesetzt. Sicherheit, insbesondere die Arbeitssicherheit, hat dabei höchste Priorität. Erfreulich ist, dass es in 2013 keine Unfälle auf der Anlage gab", sagte Storcz.
Aus seiner Sicht ebenfalls positiv: Am Ende der Rückbaumaßnahme - das zeitlich allerdings noch nicht abzusehen sei - soll von den 300 000 Tonnen aus dem nuklearen Bereich der Anlage weniger als 1700 Tonnen an schwach und mittel radioaktiver Abfall übrig bleiben, der im Bundesendlager Schacht Konrad bei Salzgitter eingelagert wird.
Bis vor kurzem wurde der entstehende radioaktive Müll noch mit rund 3000 Tonnen angegeben. "Und die Menge wird noch weiter zurückgehen, davon bin ich überzeugt", betonte der ehemalige KKW-Leiter Walter Hackel. Mit zunehmendem Rückbaufortschritt werde die Menge für den Energiekonzern RWE immer klarer. Aktuell arbeiten rund 120 Menschen auf dem KKW-Areal. 52 davon sind Mitarbeiter von RWE, die anderen knapp 70 Personen sind Mitarbeiter von Partnerfirmen, die den Energiekonzern beim Rückbau unterstützen. Hauptaugenmerk des Rückbaus liegt laut KKW-Leiter Storcz derzeit beim Rückzug auf ein deutlich verkleinertes Anlagengelände rund um das Reaktorgebäude.
Damit verbunden sei die geplante Entlassung von Flächen aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes und die Nachnutzung. Wesentliche Schritte der nächsten Jahre sind der Rückbau des Reaktordruckbehälters, des Dampferzeugers und des biologischen Schilds. Anscheinend gibt es schon Interessenten für die Zukunft. Nach Informationen der Rhein-Zeitung gibt es intensive Gespräche mit dem Unternehmen Zimmermann Recycling & Transporte GmbH aus der Nähe von Lahnstein, das daran interessiert ist, die bald frei werdenden Flächen zu erwerben und sich dort anzusiedeln.Extra

Das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich bei Koblenz ist als 1300-Megawatt-Anlage konzipiert worden und hätte bis zu 35 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs in Rheinland-Pfalz decken können. Nach einer Betriebszeit von 13 Monaten wurde die Anlage 1988 abgeschaltet. Beim Bau war die Erdbeben- und Vulkanismusgefahr nicht ausreichend bedacht worden. Anwohner und Kommunen hatten deswegen vor Gericht geklagt. 1998 bestätigte das Bundesverwaltungsgericht die Aufhebung einer Teilgenehmigung wegen eines formalen Fehlers. 2002 wurden die letzten radioaktiven Brennelemente in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague gebracht; seit 2004 wird das Kraftwerk zurückgebaut. Dabei sind laut RWE bislang 30 Tonnen radioaktiver Abfall angefallen; bis zu 1700 Tonnen könnten es noch werden (der TV berichtete). Eingelagert werden soll das strahlende Material voraussichtlich ab 2019 im Schacht Konrad bei Salzgitter. Der Bau der Anlage hatte 1975 begonnen, der Betrieb wurde unter der Landesregierung des damaligen Ministerpräsidenten Helmut Kohl (CDU) genehmigt. Die Stammbelegschaft war einst bis zu 500 Mann stark. Das Kraftwerk hat 3,6 Milliarden Euro gekostet. Für die Demontatage sind Kosten von mindestens 750 Millionen Euro veranschlagt; laut Angaben der RWE vom Freitag kostet jedes Jahr des Rückbaubetriebs das Unternehmen 20 Millionen Euro. Nach der Stilllegung hatte RWE versucht, vom Land Rheinland-Pfalz umgerechnet rund 614 Millionen Euro wegen der entgangenen Einnahmen gerichtlich einzufordern, scheiterte aber. oht

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