Punktsieg für eine Splittergruppe

TRIER. Es ist Feuer unter der Hütte im Bistum: Caritas und Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) wollen eventuell aus dem regionalen Aids-Beirat aussteigen und sich nicht mehr an Aufklärungsveranstaltungen beteiligen. Grund: Die Kritik konservativer Kirchenkreise an einer Ausstellung in Trier.

Am liebsten würde man im Generalvikariat einen Strich unter die Sache machen, einfach auf sich beruhen lassen, nur kein neues Öl ins Feuer gießen. Man wolle sich dazu nicht mehr äußern, heißt es aus der Bistums-Zentrale. Trotzdem scheint es heftig zu rumoren hinterm Trierer Dom, man gibt offenbar dem Druck von Splittergruppen, wie Insider die konservativ eingestellten Kreise bezeichnen, nach: Das Bistum denkt über einen Rückzug aus dem 1987 gegründeten Aids-Beirat nach. Der Beirat ist ein Zusammenschluss sozialer Institutionen, die sich mit der Aida-Problematik auseinander setzen Hintergrund ist die heftige Kritik einiger konservativer Katholiken an der Aids-Ausstellung "Liebesleben" auf dem Trierer Viehmarkt (der TV berichtete). Caritas und SKF wurden auf Plakaten und Handzetteln als Kooperationspartner der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung organisierten Ausstellung genannt - wie andere Mitglieder des Aids-Beirates für die Region auch. Ein Dorn im Auge katholischer Traditionalisten wie dem bis dato noch nicht in Erscheinung getretenen Initiativkreis St. Ambrosius, einer Vereinigung katholischer Laien und Priester mit Sitz in Saarbrücken. Mit geharnischter Kritik wandte sich der Kreis an Generalvikar Georg Holkenbrink. Die Kooperation der Caritas mit der Schwangerenberatung Pro Famila und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung müsse öffentlich zurückgenommen werden, heißt es in einem Brief an Holkenbrink. "Sonst könnte ... der Eindruck entstehen, dass das auf der Ausstellung Präsentierte aus katholischer Sicht akzeptabel ist." Nicht nur aus Saarbrücken gab es im Vorfeld der Ausstellung Kritik. Auch Pfarrer und Abtreibungsgegner wandten sich ans Bistum oder direkt an den Bischof. Davon will der Vorsitzende des Diözesan Caritas-Verbandes, Domkapitular Franz Josef Gebert, nichts gewusst haben. Man sei selbst überrascht gewesen, als Kooperationspartner der Ausstellung genannt zu werden, sagt Gebert unserer Zeitung. "In Ungedanken" habe der Aids-Beirat als Unterstützer der Ausstellung alle Mitglieder als Kooperationspartner angegeben. "Wir wurden nicht gefragt", sagt Gebert. Man habe aber bewusst darauf verzichtet, öffentlich darauf zu reagieren. "Wir wollten kein Riesen-Trara machen", so der Prälat. Man habe sich aber nicht aktiv an der Ausstellung beteiligt. Veranstaltungen werden genau geprüft

Anders der SKF. Er war mit eigenem Personal vertreten. Und das ganz bewusst, wie SKF-Geschäftsführerin Christine Imping-Schaffrath erklärt: "Wir wollen gezielt junge Mädchen ansprechen und auf unser Angebot der Schwangerenberatung aufmerksam machen." Immerhin besuchten über 7000 Schüler die Ausstellung im Juni auf dem Trierer Viehmarkt. Mit derart heftiger Kritik habe man nicht gerechnet, sagt die SKF-Chefin. Man werde künftig genau prüfen, an welchen Veranstaltungen man sich beteilige. Genauso werde man bei der nächsten Vorstandssitzung darüber diskutieren, ob man aus dem Aids-Beirat aussteigt. Auch die Caritas will sich aus dem Zusammenschluss verabschieden, weil man sich nicht mehr mit den Zielen einzelner Mitglieder des Beirates identifizieren könne, sagte Gebert. Punktsieg für die konservativen Katholiken. Allerdings sind einige von ihnen wohl selbst über die Reaktionen des Bistums überrascht. Man wollte auf keinen Fall Bischof oder Generalvikar angreifen, heißt es. Man arbeite ja schließlich gut mit ihnen zusammen. Beispiel sei die sonntägliche tridentinische Messe nach altrömischem Ritual in Trier, die der Bischof vor zwei Jahren zugelassen habe. Mittlerweile distanziert sich der Initiativkreis St. Ambrosius von im Internet veröffentlichten Äußerungen, in denen von Kollaboration mit "Kinderabtreibern" die Rede war. Dieser Artikel auf der Internetseite kreuz.net stamme nicht von ihnen, stellte ein Sprecher klar. Auch huldige man nicht dem Traditionalismus, man betrachte nur die offizielle Lehrmeinung der katholischen Kirche als unaufgebbare Grundlage.

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