"Wir bekommen das hin"

TRIER. Die Kritik an der Neuregelung der Apothekennotdienste hält an. Noch immer beklagen sich Bürger aus Wittlich, Bitburg, Daun und Saarburg, dass sie nachts oder am Wochenende weite Anfahrtswege bis zur nächsten dienstbereiten Apotheke hätten. Die Landesapothekerkammer (LAK) sagte nun Änderungen ab Juli zu.

Herbert Daufenbach aus Wittlich hält den Werbeslogan der Apotheken "nah, vertraut und sicher" für einen Witz. Zumindest was die Nähe angehe, so der Rentner, könne man sich nicht auf die Apotheken verlassen. Trotz "schöner Worte" und Versprechen habe sich auch sechs Monate nach Einführung der neuen Apothekennotdienste nichts geändert. "Weder die 16-stellige Telefonnummer wurde geändert, noch gibt es wie eigentlich zugesagt in den Mittelzentren wieder einen Notdienst", ärgert sich der Wittlicher. Noch immer müsse man oft von Wittlich aus bis an die Mosel fahren, wenn man nachts oder am Wochenende eine geöffnete Apotheke suche. Und in der Tat: Ein Blick auf die Internetseite der LAK bestätigt das. Wer am Sonntag in Wittlich eine Apotheke suchte, musste laut Internet-Notdienstplan bis Landscheid oder Zeltingen-Rachtig fahren. In Daun, Gerolstein oder Saarburg war laut diesem Plan keine Apotheke geöffnet. Das soll sich ändern, bestätigte erneut LAK-Präsident Hartmut Schmall, ein Trierer Apotheker, unserer Zeitung. Ab Juli soll zumindest in den Kreisstädten Bitburg, Wittlich und Daun jeden Sonntag eine Apotheke geöffnet sein. Samstags, so Schmall, könnte zumindest eine Apotheke in diesen Städten die Möglichkeiten des Ladenschlussgesetzes ausnutzen und bis 20 Uhr öffnen. In Städten wie Hermeskeil oder Saarburg versuche man grenzüberschreitende Lösungen mit den saarländischen Apothekern zu finden und die Notdienste aufeinander abzustimmen. "Die Gespräche laufen", sagt Schmall. Bereits im März hatte der Kammer-Präsident entsprechende Änderungen zugesagt. Im Mainzer Gesundheitsministerium reagiert man zurückhaltend auf die Änderungspläne: "Wir werden beobachten, ob das ausreichend ist und sie sich in der Praxis bewähren", sagt Ministeriumssprecherin Beate Fasbender. Auch wegen der immer wieder kritisierten umständlichen Telefonabfrage über eine kostenpflichtige 0900-er-Nummer, bei der die fünfstellige Postleitzahl eingegeben werden muss, sei man im Gespräch mit der Apothekerkammer. Schmall sagt auch hier Änderungen zu: "Wir verhandeln mit der Regulierungsbehörde für Telekommunikation über eine einfachere Nummer." Zunächst hieß es aus dem Ministerium, dass man die Abfrage der Apothekennotdienste über die Notfallnummer 112 abwickeln könne. Doch nach einer Überprüfung hat sich herausgestellt, dass die Nummer mit 20 000 monatlich zusätzlichen Anrufen allein für Apothekennotdienste überlastet sein könnte. "Es wird sich etwas ändern", sichert Schmall zu. Man sei auch weiterhin mit den Ärzten im Gespräch, um deren Notdienste mit denen der Apotheker abzustimmen, damit nicht unnötig weite Fahrten zu dienstbereiten Apotheken anfielen. "Es ist einiges in Bewegung. Wir nehmen die Kritik ernst, auch wenn sie manchmal ungerechtfertigt ist", sagt Schmall. Dass es gar nicht so einfach ist, die aufs ganze Jahr festgelegten Dienstpläne umzuschmeissen, schildert ein Apotheker aus Wittlich: Man habe die Personal- und Urlaubsplanung danach ausgerichtet. Jede Änderung der Notdienste bedeute eine Änderung dieser Planung. "Wir bekommen das hin", sichert Schmall jedoch zu. Herbert Daufenbach hofft, dass der Kammer-Präsident Recht behält: "Die Apotheker haben schon viel Vertrauen leichtfertig verspielt."

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