16 Monate Vollsperrung: "So schlimm war es noch nie"

Trittenheim · Mit dem Abfräsen der Asphaltschicht vom westlichen Ortseingang bis zur Brückenstraße hat der Umbau der B 53 in Trittenheim zur "Erlebnisstraße" begonnen. Das trifft insbesondere die Geschäftswelt hart: 16 Monate ist die Bundesstraße voll gesperrt.

 Für Fernando Capone brechen harte Zeiten an: Wegen des Ausbaus der B 53 in Trittenheim bleiben Kunden weg. TV-Foto: Albert Follmann

Für Fernando Capone brechen harte Zeiten an: Wegen des Ausbaus der B 53 in Trittenheim bleiben Kunden weg. TV-Foto: Albert Follmann

Trittenheim. Die Pizzeria von Fernando Capone läuft gut. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet er nun schon in Trittenheim. Aber zum ersten Mal wird ihm angst und bange, wenn er an die Zukunft denkt. "So schlimm war es noch nie" sagt Capone, "erst das nasse Frühjahr und jetzt bleiben auch noch die Kunden wegen der Bauarbeiten aus."Kunden bleiben aus


Am Montag vergangener Woche sind die ersten Arbeiter angerückt, am Dienstag haben sie die Sperrschilder aufgestellt und begonnen, den Asphalt abzufräsen. Dann ging\'s flott: Am Freitagmittag war die Deckschicht der B 53, die innerorts Moselweinstraße heißt, schon bis zur Abzweigung Brückenstraße abgetragen. Dort endet der erste von drei Bauabschnitten (siehe Extra). Seit Montag sei nichts mehr los, klagt Capone. Viele Kunden, die sonst mal auf einen Kaffee bei ihm reinschauen oder ein Eis kaufen, seien ausgeblieben. Doch er will nicht nur Trübsal blasen, schaut nach vorn: "Später wird das alles hier mal schön werden, wir müssen eben jetzt das Beste aus der Situation machen."
Tankstellenpächter Rainer Marx wirkt noch ziemlich gelassen. "Mal sehen, wie es sich entwickelt. Aber die Autos brauchen ja Benzin, da wird so mancher Autofahrer auch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen." Marx\' Esso-Tankstelle kann jetzt noch über die Moselbrücke angefahren werden. Schwieriger wird es für ihn, wenn im nächsten Jahr der dritte Bauabschnitt Richtung Ortsausgang Neumagen-Dhron an die Reihe kommt. Dann wird die Straße vor seiner Tankstelle einer Mondlandschaft gleichen. Immerhin sind dann die Häuser und Geschäfte östlich der Brückenstraße auf der dann frisch ausgebauten Bundesstraße wieder erreichbar. Pächter Marx, der die Trittenheimer Tankstelle erst vor zwei Jahren übernommen hat und bisher sehr zufrieden ist, will sich eventuell andere Öffnungszeiten überlegen. Ansonsten fügt er sich wie Fernando Capone in sein Schicksal: "Was bleibt uns auch übrig, da müssen wir durch."Tankstellenpächter gelassen



Obgleich Trittenheims Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig in diesen hektischen Tagen noch etliche Anrufe mehr bekommt als sonst - neben der B 53 wird derzeit auch noch der örtliche Kindergarten saniert - ist er die Ruhe selbst.
Und er entdeckt sogar noch einen positiven Aspekt im ganzen baulichen Tohuwabohu: "Wenigstens ist das Wetter ordentlich, da gibt es nicht so eine große Schweinerei wie bei Regen."Meinung

Hektischer Sommer an der Mosel
Eigentlich sind ja die Sommerferien eine beschauliche und erholsame Zeit. Das gilt nicht nur für Urlauber, auch Daheimgebliebene können einen Gang zurückschalten. Doch der Sommer 2013 fällt irgendwie aus der Rolle. Vielen setzt die Hitze zu, und dann nervt auch noch der Verkehr: In Trier gibt es gefühlt hundert Baustellen mit Staus, und auch an der Mittelmosel sind Kraftfahrer und Bewohner arg gebeutelt. In Trittenheim ist die B 53 dicht, weil sie ausgebaut wird. Ende des Monats wird die gleiche Straße in Mehring aufgerissen und ebenfalls voll gesperrt. Die Einheimischen wissen, welche Um- und Schleichwege sie fahren müssen, aber viele Touristen dürften überfordert sein und über die Ausbauwut in der Region Trier schimpfen. Leidtragende sind übrigens nicht nur Trittenheimer und Mehringer. Auch Winzern und Kaufleuten in Klüsserath fehlen Touristen, die im Vorbeifahren konsumieren. Denn in Thörnich wird der Verkehr umgeleitet, ohne dass auf der offiziellen Beschilderung darauf hingewiesen wird, dass Klüsserath noch vor der Baustelle erreichbar ist. a.follmann@volksfreund.deExtra

Ausbaulänge: Die B 53 wird auf einer Länge von 1020 Metern ausgebaut. Erster Bauabschnitt: Ortseingang aus Richtung Klüsserath bis zur Brückenstraße (halber Einmündungsbereich Richtung Moselbrücke, bis Jahresende 2013. Zweiter Bauabschnitt: Mitte Brückenstraße bis Abzweigung Hofstraße (bis Mitte 2014). Dritter Bauabschnitt: Hofstraße bis Ortsausgang in Richtung Neumagen-Dhron (bis Ende 2014). Die Kosten: 4,23 Millionen Euro. alf

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