Bald wimmelt es im Mäusenest

TRIER-ZEWEN. Bis 2010 muss die Stadt rund 350 neue Kinderkrippenplätze schaffen. Einen Anfang hat sie mit dem "Mäusenest" in Zewen gemacht. Dank öffentlicher Zuschüsse kann die Kinderkrippe ab Januar auf zehn bezahlbare Plätze für Kinder bis drei Jahre aufstocken.

Noch wimmelt es in der ersten Etage des Hauses in der Straße "In der Schart" in Zewen nicht wie in einem Mäusenest. Denn zurzeit besuchen nur Kinder die freundlich eingerichtete Krippe, deren Eltern pro Monat 650 Euro zahlen können. "Viele haben einfach nicht so viel Geld", sagt Inge Wanken, Hausbesitzerin, Betreuerin und erste Vorsitzende des Trägervereins "Krabbelstube Mäusenest". Dabei würden die Beiträge noch nicht einmal die Kosten für Miete, Personal, den aufwändigen Umbau und Anschaffungen decken. "Gehalt haben wir uns bisher noch nicht ausgezahlt", sagt die Erzieherin und pädagogische Leiterin Heide Schmitt. Zehn statt vier Mäuse, 276 statt 650 Euro

Vier Kinder betreuen die beiden Frauen wochentags von sieben bis 14 Uhr. Interesse an einer Betreuung haben knapp 30 Familien angemeldet - doch ohne Zuschüsse können sie keinen Krippenplatz finanzieren. Viele Eltern haben daher dem Trierer Sozialdezernenten Georg Bernarding geschrieben und auf die Anerkennung des Vereins als Träger der freien Jugendhilfe gedrängt. Nach Diskussionen im Jugendhilfeausschuss ist der Stadtrat dieser Bitte nachgekommen. Mit der Anerkennung hat der Rat Zuschüsse von 46 000 Euro für das Jahr 2006 und 40 000 Euro für das Jahr 2007 bewilligt. Damit sinken die Elternbeiträge einkommensabhängig auf höchstens 276 Euro. Zuvor hatte der Rat beschlossen, in den nächsten fünf Jahren 350 zusätzliche Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren zu schaffen. Für die durchschnittlich 70 neuen Plätze pro Jahr sind jährlich 150 000 Euro im städtischen Haushalt angesetzt. "Wie wir 70 Plätze von 150 000 Euro finanzieren wollen, wenn wir für zehn Plätze schon über 40 000 ausgeben, bleibt fraglich", kritisierte SPD-Ratsmitglied Regina Bux vor der Abstimmung über das "Mäusenest". Margret Pfeiffer-Erdel (UBM) erinnerte an den Zewener Kindergarten, der bisher zwar nur sechs Plätze für Kinder zwischen zwei und drei Jahren anbietet, aber in den nächsten Jahren voraussichtlich "normale" Kindergarten-Plätze in Krippenplätze umwandeln will: "Gehen die Kinderzahlen zurück, könnte es notwendig werden, dass die Einrichtung wieder geschlossen werden muss." Sozialdezernent Bernarding betonte, dass auch ein zum Krippenplatz umgewandelter Kindergartenplatz die Stadt pro Monat 500 Euro kostet - und damit nicht wesentlich billiger sei als die Neueinrichtung der zehn Plätze im Mäusenest. Außer der SPD-Fraktion, die sich enthielt, stimmten alle Ratsmitglieder für die Aufnahme des Mäusenests in den Kindertagesstättenbedarfsplan der Stadt. Im Gruppenraum und im Bewegungsraum der Krippe werden ab Januar also zehn statt vier Mäuse spielen, toben und essen. Der Bedarf ist damit nicht gedeckt: "Rund 20 Familien mussten wir absagen", sagt Schmitt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen sind der zwölf Monate alte Raphael und die einen Monat ältere Sophia müde. In einem Extraraum stehen Bettchen bereit. "Betten sind für Kinderkrippen nicht vorgeschrieben", sagt Wanken. "Aber wir wollen unseren Kindern ermöglichen, zu schlafen, wann sie es möchten und nicht zu einer gemeinsamen Zeit in einem unserer Spiel-Räume." Mit 83 Quadratmetern für zehn Kinder ist die Krippe großzügig dimensioniert. Als Mindestgröße schreiben die Ämter nämlich nur zwei Quadratmeter pro Kind vor.

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