Center-Pläne machen Händlern Sorgen

Trier · Ein zusätzliches Einkaufscenter in der Trierer Innenstadt wäre eher schlecht für die vorhandenen Betriebe und den Einzelhandelsstandort. Diese Meinung vertreten die meisten Teilnehmer einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Trier. Auch der TV hat seine Leser befragt, die kaum Bedarf für ein weiteres Center sehen.

Trier. Der Hamburger Projektentwickler ECE will in der Trie rer Innenstadt ein bis zwei neue Einkaufscenter bauen. Die Bekanntgabe dieses Vorhabens im April und eine mögliche exklusive Zusammenarbeit mit der Stadt löste rege Diskussionen aus (der TV berichtete).

Die IHK-Umfrage: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier befragte 543 Einzelhändler der Innenstadt schriftlich, welche Auswirkungen sie durch den Bau eines oder zweier zusätzlicher Shoppingcenter erwarten würden. 133 Betriebe beteiligten sich (24,5 Prozent). Die Bewertungsskala reichte von eins (sehr positiv) bis sechs (sehr negativ).

Die Betriebe: Mehr als die Hälfte der Befragten befürchtet, dass die Ansiedlung eines neuen Einkaufszentrums in der Stadt deutlich negative Folgen für die wirtschaftliche Lage ihres Betriebs hätte. Nur jeder zehnte Betrieb erwartet spürbar positive Effekte. Dem Bau von zwei Einkaufszentren stehen sogar 80 Prozent skeptisch gegenüber, und nur jeder 20. Betrieb würde sich davon Rückenwind für sein Unternehmen erwarten.

Der Standort: Die IHK fragte auch zu den Auswirkungen auf das Oberzentrum Trier als Einzelhandelsstandort und zu den Folgen für die Einzelhandelsattraktivität der Innenstadt. IHK-Handelsreferentin Stephanie Illg: "Am stärksten in der Kritik steht die Option, hier zwei Einkaufszentren anzusiedeln (Durchschnittsnote 5,1). Etwas weniger Bauchschmerzen hätten die Unternehmen mit Blick auf die Anziehungskraft der Stadt, wenn die Wahl auf die Simeonstraße (Note 4,3) anstatt auf das Areal Europahalle (Note 4,8) fiele."

Die TV-Umfrage: Acht Tage lang haben wir 444 TV-Leser aus den Postleitzahlgebieten 542** und 543** dazu aufgerufen, sich an einer Online-Umfrage zu beteiligen. 193 (43 Prozent) machten mit.

Das Angebot: Mehr als 90 Prozent der Teilnehmer sind sehr zufrieden oder eher zufrieden mit dem Angebot des Einzelhandels in Trier. Gleichwohl wünscht sich mehr als die Hälfte weitere spezielle Marken oder Geschäfte, allerdings meist in geringer Anzahl.

Das Center: 60 Prozent der Teilnehmer sind der Meinung, dass Trier kein weiteres Einkaufscenter verträgt. 30 Prozent fänden hingegen ein weiteres Center verträglich für die Stadt. 77 Prozent fänden es nicht gut, wenn die Stadt eine Vereinbarung mit der ECE als exklusivem Partner abschließen würde.

Die Europahalle: Die ECE nannte als möglichen Standort für ein neues Einkaufcenter den Bereich Europahalle. Etwa die Hälfte der Teilnehmer an der TV-Umfrage fordert, die Europahalle solle bestehen bleiben. 21 Prozent wünschen sich eine moderne Veranstaltungshalle an einem anderen Standort. 28 Prozent erklären die Europahalle für komplett verzichtbar.Extra

IHK-Geschäftsführer Matthias Schmitt: "Die Ansiedlung großflächiger Einkaufszentren in Trier ist eine große Herausforderung, die bei vielen Kaufleuten auch Sorgen auslöst. Diese gilt es sehr ernst zu nehmen. Aus unserer Sicht kommt für die Ansiedlung eines Einkaufzentrums nur eine frequenzstarke 1-A-Lage in Betracht. Damit sind die Varianten ,Europahalle‘ und ,zwei Einkaufszentren‘ nicht vereinbar. Außerdem muss die Ansiedlung regional verträglich sein." Für den weiteren Diskussionsprozess wünscht sich Matthias Schmitt, dass sich die Trierer Akteure aus Stadtverwaltung, Kommunalpolitik und Handel am Runden Tisch Einzelhandel zusammensetzen und zunächst über das Ob und erst dann über das Wie und Wo einer möglichen Ansiedlung verständigen. cus

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