Die Pfalzeler haben die Nase gestrichen voll - Massive Geruchsbelästigung bringt Anwohner auf die Barrikaden

Trier · Seit drei Wochen steht das Telefon der neuen Pfalzeler Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel nicht still. Anwohner beschweren sich, dass sie "keine Fenster mehr aufmachen" können. Denn: Es stinkt. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord bestätigt das Problem - und hat den Verursacher bereits gefunden.

Die Pfalzeler haben die Nase gestrichen voll - Massive Geruchsbelästigung bringt Anwohner auf die Barrikaden
Foto: Patrick Hausen

Es begann vor rund drei Wochen: "Wie Gülle mit Erbrochenem" rieche es. So habe eine Bekannte den Geruch beschrieben, sagt die neue Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel. Je nachdem, von wo und wie stark der Wind weht, nehme die Intensität des Gestanks zu oder ab. Besonders schlimm sei es, wenn der Wind aus Richtung Nordost wehe. In dieser Richtung liegt der Trierer Hafen. Die Pfalzeler Ortsvorsteherin hat bereits die Behörden eingeschaltet.

Im Gespräch mit dem TV schildert Pfeiffer-Erdel den Fall: Zwar habe es schon 2013 einmal stark gerochen, jedoch sei der Gestank nicht von solcher Intensität und Dauer gewesen wie zurzeit. Seit knapp drei Wochen wehe der Nordostwind eine unangenehme Geruchswolke durch die Straßen Pfalzels. Besonders schlimm sei es im Mittelweg und der Rothildisstraße, die unmittelbar an den Trierer Hafen grenzen. Theo Kellersch wohnt hier: "Es ist nicht auszuhalten. Da wird einem schwindelig."

Aber auch in weiteren Straßen des Ortsteils ist der Geruch zeitweise stark, weshalb sich die Initiative Pro Pfalzel des Themas angenommen hat. Deren Vorsitzender Horst Görgen bestätigt, dass es "jetzt besonders schlimm" ist. Der Gestank sei "schwierig zu beschreiben", er erinnere manche an Gülle, andere an Kuhmist oder Kanalgerüche.

Zunächst dachten die Anwohner denn auch, umliegende Felder würden mit Gülle gedüngt. "Wir haben uns überall erkundigt, aber gegüllt wird nirgendwo", sagt der ehemalige Pfalzeler Ortsvorsteher Werner Pfeiffer.

Der nächste Verdacht: die Kanalisation. Doch das Problem liegt woanders, wie die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, eine Landesbehörde, am Mittwoch mitteilt: Sie bestätigt den Verdacht der Pfalzeler, eine Firma im Trierer Hafen verursache den Geruch.

Die Ortsvorsteherin hatte sich schriftlich bei der SGD Nord beschwert. Diese ist für die Überwachung der gewerberechtlichen Bestimmungen und den Schutz der Natur zuständig. "Der SGD Nord ist das Geruchsproblem bekannt", bestätigt Sandra Hansen-Spurzem, die Referatsleiterin Öffentlichkeitsarbeit, gestern. "Mehrere Bürger aus Pfalzel haben sich seit dem 12. Juni mit Geruchsbeschwerden direkt an die SGD Nord gewandt."

Die Beschwerden seien begründet, räumt Hansen-Spurzem ein. "Ob die Immissionswerte überschritten sind, konnte bislang noch nicht geklärt werden." Die SGD Nord führt derzeit mit dem Verursacher Gespräche, um dort "eventuell vorliegende Missstände beheben zu lassen".

"Nach massivem Druck auf die SGD Nord hat diese uns Geruchserfassungsbögen zugesandt", sagt Margret Pfeiffer-Erdel. Diese Bögen verteilte die Ortsvorsteherin zusammen mit ihrem Mann an die Pfalzeler Bürger. Die Betroffenen haben nun die Möglichkeit, Uhrzeit und Windrichtung der "Düfte" einzutragen und diese genauer zu beschreiben. Anschließend werden die Bögen eingesammelt und an die SGD Nord übergeben.Extra: Was bisher geschah

Der Staubniederschlag im Trierer Hafen ist deutlich gesunken - das meldete das Landesumweltamt im Februar. Vor allem im angrenzenden Pfalzel werden die Messwerte eingehalten. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hatte die Messungen in Auftrag gegeben, um die Wirksamkeit der im Hafenbereich ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität zu überprüfen. Die SGD Nord hat mehrmals Immissionsmessungen durchführen lassen und auch die Zentrale Expertengruppe Umweltschutz (Zeus) nach Trier geschickt. Sowohl 2004 als auch 2007 stellten die Umweltexperten fest, dass die zum Schutz der Gesundheit geltenden Grenzwerte zwar deutlich eingehalten wurden, dass aber die Niederschlagsgrenzwerte für Schwermetalle inner- und außerhalb des Industriegebietes zum Teil erheblich überschritten waren. An allen Messstellen wurden 2012 und 2013 gegenüber der Untersuchung in 2007 deutlich niedrigere Werte gemessen. Außerhalb und innerhalb des Industriegebietes wurden alle Grenzwerte für Staub und Schwermetallstäube eingehalten. jp

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