Drei Frauen und die Männer

TRIER. Mit der Premiere der Komödie "Honigmond" von Gabriel Barylli feierte Raimund Rosendorffs neues Theater im Chat Noir auf dem Petrisberg einen gelungenen Einstand. Die Besucher genossen einen unterhaltsam-kurzweiligen Abend in besonderer Atmosphäre.

Samtvorhänge gibt es in fast allen Theatersälen, meistens in der Farbe Schwarz. Die im Chat Noir sind rot, aber damit nicht das einzige, das einen Theaterbesuch hier vom sonst üblichen unterscheidet. Die fast hundert Gäste, die zur Premiere von "Honigmond" gekommen sind, werden von einem flotten Unterhaltungsorchester empfangen und nehmen auf gemütlichen roten Samtsesseln Platz. Die sind nicht in Sitzreihen, sondern in Gruppen um kleine Tische angeordnet, wo Speisen und Getränke serviert werden. Von Angesicht zu Angesicht anderen Gästen gegenübersitzend, ist es leicht, Kontakt aufzunehmen. Deshalb herrscht bereits eine heitere Grundstimmung mit angeregten Gesprächen, als sich der rote Vorhang öffnet, um mit einer munteren Komödie ein Übriges zur Wohlfühlatmosphäre beizutragen. In einer angedeuteten Weihnachts-Wohnzimmer-Szenerie treffen drei Frauen aufeinander. Christine, eine geschiedene Psychologin (Stefanie Boettger), ihre Mitbewohnerin, der blonde Vamp Linda (Wencke Matthai) und ihre angeblich glücklich verheiratete Freundin Barbara (mit überzeugender Reife: Dina Salák). Gemeinsames Thema der drei sind die Männer. Barbara ist betrogen worden und rechnet mit ihrem Eheleben zwischen wadenlangen Schottenröcken und Urlaub auf Balkonien ab. Linda hat sich mit ihrer bislang Abwechslung garantierenden "Erst-Vamp-dann-Madonna-Strategie" in Komplikationen verstrickt, und Christine trauert ihrem Ex hinterher. Was seicht beginnt und allzu häufig in die Rollen-Klischeekiste greift: "Womit Männer denken, weiß man ja...", reizt im weiteren Verlauf mit etlichen Wiedererkennungseffekten zum Lachen. "Es ist spritzig und pointiert überzeichnet", urteilt eine Besucherin, die Schauspielerinnen gäben die Charaktere sehr gut wieder". Tatsächlich arbeiten die Drei mit ganzem Einsatz das heraus, was Regisseurin Helga Wolf in der Komödie so "liebevoll gezeichnet" sieht: "Dass wir alle immer wieder in die gleichen Fallen tappen, Frauen wie Männer."Kurzweil mit Augenzwinkern

Wolfs Inszenierung arbeitet mit Stilmitteln, die augenzwinkernd den Dialogwitz unterstreichen, zum Beispiel Anrufbeantworter-Ansagen, in denen sich verschiedenste Männer-Typen verewigt haben, oder Musik-Hits rund um den Traum von der großen Liebe. "Gute Unterhaltung", findet ein Gast, "nicht besonders tiefschürfend, aber sehr kurzweilig". Auf Tiefschürfendes komme es auch gar nicht an, meint eine Besucherin: "Was zählt, ist die Atmosphäre. Sowas hat in Trier echt gefehlt." Viele Besucher verweilen noch nach dem Stück, so wie es sich Theaterleiter Raimund Rosendorff gewünscht hat, und feiern zusammen mit den Mitwirkenden zu Klängen des humorvollen Tanzorchesters. Dabei erörtern neue Bekannte ihre Neugier auf das nächste Stück, für das sich der rote Vorhang öffnen wird. Honigmond wird noch bis Ende Januar am 6., 13., 20. und 27. Dezember sowie am 10., 17., 24. und 31. Januar gespielt. Infos unter Telefon 0651/14576978 oder www.variete-trier.de

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