Ein Lichtermeer

Haben Sie die Erde schon einmal bei Nacht gesehen? Vom Blauen Planeten ist dann nichts zu sehen. Satellitenfotos zeigen große dunkle Flächen und eine Vielzahl von Licht-Inseln. Unser Kontinent bei Nacht, vom Weltraum aus gesehen: das reinste Lichtermeer!

Im "Raumschiff Erde" auf der Landesgartenschau sind Satellitenaufnahmen von unserem Planeten bei Nacht zu bestaunen. Sie zeigen, wo wir Menschen soviel Licht erzeugen, dass noch vom Weltraum aus Ballungszentren, Weltstädte und Verkehrsadern zu erkennen sind. Wir illuminieren unseren Planeten! Die Satellitenaufnahmen haben mein Interesse geweckt. Ein Such- und Ratespiel beginnt: Dieser Lichtpunkt ist Paris. Wo ist Berlin? Die Niederlande und Belgien: ein Meer von Lichtern (die beleuchteten Autobahnen!); Afrika - tatsächlich ein dunkler Kontinent! Auf den zweiten Blick stimmen die Bilder nachdenklich. Die Industrieländer hell, die Entwicklungsländer dunkel; auch das bringt der Satellit ans Licht. Er zeigt die Städte und Länder, in denen Energie in Massen verbraucht wird. Zeigen die Lichtermeere vielleicht nur, wo die meisten Menschen leben? Leider nein: Wohl sind die dünn besiedelten Gegenden der Erde, die Wüste Sahara zum Beispiel oder Sibirien, dunkel; doch der Energieverbrauch entspricht nicht einfach der Bevölkerungsdichte. Die dunklen Flecken auf den Satellitenbildern sind keineswegs alle menschenleer oder dünn besiedelt. Es gibt bevölkerungsstarke Gegenden in Afrika, Südamerika und Asien, die auf den Nachtfotos fast verschwinden. Dort wird nicht soviel Energie verbraucht und verschwendet wie in Europa, Nordamerika oder Japan. Die Folgen der gedankenlosen Verschwendung von Energie tragen alle Menschen gleichermaßen; die Gletscher schmelzen in den Alpen ebenso wie am Kilimandscharo. Wir wissen nicht, wie tiefgreifend wir unseren Planeten schon geschädigt haben. Doch erleben wir heute schon die zerstörerische Kraft unseres verschwenderischen Lebensstils. Umdenken tut not. Im "Raumschiff Erde" oder im Kirchencafé finden sich Ideen für einen veränderten Umgang mit der Schöpfung. Ob Lokale Agenda 21 oder Fairer Handel: Es gibt viele Möglichkeiten, den Weg der kleinen Schritte hin zu einem Lebensstil zu beginnen, der Schöpfung und Mitmenschen gerecht wird. Das Bild von der Erde als blauer Planet ist für uns so bestechend, weil es die ursprüngliche Schönheit unserer Erde zeigt. Die Lichter auf den Nachtfotos führen uns vor Augen, dass unsere Erde Menschen braucht, die diese Schönheit und mit ihr das Leben auf unserem Planeten bewahren. Erhalten wir ihn uns, den Blauen Planeten! Christina Krajinski, Pastoralassistentin in Trier

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