Eine Liebe zwischen Mord und Mönch

TRIER. "Venus" heißt das neue Buch der Autorin Else Buschheuer. Dem Trierer Publikum stellte die Autorin in der Akademischen Buchhandlung Interbook ihr drittes Werk in einer Lesung vor.

Die ungewöhnlichste Liebesgeschichte, die man sich denken kann, erzählt Else Buschheuer in ihrem neuesten Roman "Venus": eine Liebesgeschichte zwischen einer mutmaßlichen Mörderin ohne Gedächtnis und einem Mönch ohne Vergangenheit in einer Stadt, die sich jeden Tag neu erfindet. Am Anfang des Romans steht eine Frau über der sehr blutigen Leiche eines Mannes und weiß nicht, wer und warum und wohin. Wie unter Schock läuft sie barfuß in ihrem roten Kleid durch die gleichgültige Stadt, bis rettende Arme sie auffangen und entführen. Der Ort, an dem sie sich wiederfindet, ist "God's Motel", eine skurrile Mischung aus Touristenlager und Tempelkirche, in der Zeitungen und fernsehen verboten sind. Dafür ist jedwede Form von Gottsuche erwünscht. "God's Motel" ist wie eine stille Insel in der tosenden Großstadt, ein Hort der Ruhe und Besinnung. Zu viel Ruhe und Besinnung für Venus, die schon bald versteht, dass sie in einem "kleinen Irrenhaus inmitten eines großen, inmitten eines ganz großen" gelandet ist. Doch da hat sie sich schon besinnungslos in ihren Retter verliebt, einen riesigen, meist stummen, orange gewandeten Mönch. Deshalb treten brennende Fragen, wer sie ist und ob sie einen Mord begangen hat, für sie schnell in den Hintergrund. Nicht jedoch für die Polizei. Denn der Tote war reich und prominent, und die barfüßige Frau im roten Kleid ist bekannt. Während Venus überlegt, wie man einen Mönch rumkriegt, sucht die Stadt eine Mörderin. Bei Ihrer Lesung wirkt Else Buschheuer, die 1965 in Eilenburg bei Leipzig geborene Autorin, so humorvoll wie sie schreibt. "Nein, unsere Geschichte soll nicht so langweilig werden wie das Leben", lässt sie die Erzählerin in ihrem Roman sagen. Und so wie sich der Roman liest, so stellt sich Buschheuer auch ihrem Publikum: kurzweilig und humorvoll. Kurz bevor der Polizist Boone im Buch seinen "Doppel Whopper" aus der Tüte zieht, verlässt Buschheuer fast die Stimme. Das Mikro wird gerade gerückt. "Sollte die Stimme dennoch weggehen, wird sicher jemand von Ihnen weiterlesen", meint Buschheuer. Gott sei Dank kommt es nicht so weit, die Stimme hält bis zum Schluss, bis die letzte Frage der Zuhörer beantwortet ist. Auch die nach den autobiographischen Zügen der Geschichte, eine Frage, die jedes Mal gestellt wird. Geduldig beantwortet die Autorin auch diese. Nein, so richtig autobiographisch sei das Buch nicht, aber eine Menge eigene Erfahrungen seien schon eingeflossen.

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