Frohe Initiativen, strenge Grundsätze

TRIER. Die Orgel in der ehemaligen Pfarrkirche Herz Jesu muss dringend renoviert werden. Deswegen hat sich im Stadtteil ein Orgelbauverein gegründet. Der stößt allerdings auf Widerstände. Jetzt ist der Vorsitzende zurückgetreten.

Das Ehrenamt ist den Sonntagsrednern der Republik willkommen. Landauf, landab predigen sie Eigeninitiative und Eigenverantwortung. Nimmt allerdings eine Gruppierung diese schönen Reden ernst, dann ist es mit der allgemeinen Begeisterung manchmal nicht mehr so weit her. So verhedderte sich der Orgelbauverein Herz Jesu nach hoffnungsvollem Start immer tiefer im Dickicht von Zuständigkeiten und Grundsätzen Die Orgel der ehemaligen Pfarrkirche Herz Jesu, die jetzt zum Bereich von St. Matthias gehört, stammt aus der Trierer Werkstatt Sebald. Sie gilt als "wichtiger Beitrag für die Trierer Orgellandschaft". Zu dem Ergebnis kam Domorganist Josef Still in einem Gutachten. Das 1957 geweihte Instrument ist der erste große Orgelneubau in Trier nach dem Krieg - mit einigen Schwächen, aber einem ganz eigenen Charakter. Grund genug es zu erhalten und zu restaurieren. Geschätzte Kosten: 110 000 Euro. Um das bis zum 50. Jahrestag der Orgelweihe 2007 zu realisieren, hat sich Anfang des Jahres der Orgelbauverein Herz Jesu e. V. gegründet. Sein Vorstand, an der Spitze Paul-Georg Schmidt, ging die Sache mit Elan an, ließ ein Faltblatt drucken, forderte darin zu großzügigen Spenden auf, richtete eine Internet-Site ein, organisierte Benefizkonzerte, bot für Gruppen "private Orgelkonzerte" an und verkauft für acht Euro einen "Trierer Orgel-Sekt". Außerdem erschien das Gremium im Rathaus und holte sich beim Kulturdezernenten fachkundigen Rat. "Die waren am Ende wirklich glücklich", sagt Ulrich Holkenbrink, der das Projekt nachdrücklich unterstützt. Auch der zuständige Pfarrgemeinderat St. Matthias stimmte nach längerer Diskussion zu. Trotzdem wollte über die Initiative keine rechte Freude aufkommen. Mit den Aktivitäten mehrten sich auch die Bedenken. So kamen in den zuständigen Gremien Fragen auf nach den Folgekosten einer Restaurierung. Die angekündigten "privaten Konzerte" stießen im Mattheiser Konvent auf Ablehnung, und Eintritt darf auf keinen Fall erhoben werden. Das verstoße gegen die Grundsätze des Ordens. Der freilich veranstaltet seinerseits ab und an große Konzerte im Innenhof der Abtei - selbstverständlich gegen Eintrittsgeld. Auch die Gründung eines eingetragenen Vereins und die Veröffentlichung seiner Ziele per Faltblatt und Internet stießen im Konvent nicht auf erkennbares Wohlwollen. Den optimistisch, vielleicht einwenig blauäugig gestarteten Vorstand traf diese Reaktion überraschend. Von "Ausbremsen" und "Knüppel zwischen die Beine werfen" ist jetzt die Rede. Als die Initiatoren die Öffentlichkeit einschalteten, eskalierte der Konflikt. Bruder Ignatius, vom Konvent als Priester für die Pfarrei St. Matthias und damit auch für Herz Jesu eingesetzt und ursprünglich ein Mitinitiator, soll dem Vereinsvorsitzenden mit der Beendigung des Projekts gedroht haben. So hat es jedenfalls Paul-Georg Schmidt verstanden. Ignatius war für eine telefonische Anfrage des TV nicht erreichbar. Nach dem Gespräch mit dem Pater von St. Matthias und nach einigen schlaflosen Nächten entschloss sich der Vorsitzende zum Rücktritt. Ein konstruktives Miteinander des Orgelbauvereins und der Mattheiser Pfarrei sei unter seiner Mitwirkung nicht mehr möglich. Jetzt sucht der Verein nach einem neuen Vorsitzenden. Aufgeben möchte man das Projekt nicht.

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