Ihre Meinung

Zum Bericht "Der Aufstand der Enttäuschten" (TV vom 1./2. November):

Als Vertreterin des Vereins S.I.E. (Solidarität, Intervention und Engagement für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen), dem Träger des Frauennotrufs, der Interventionsstelle Trier und des Internationalen Frauengartens kann ich in das Loblied auf die guten Zeiten der Ära Bernarding sowie auf die "eingeschworene Gemeinschaft der Sozialszene" nicht einstimmen, wenngleich ich die Kritik an der aktuellen Sozialpolitik in mancher Hinsicht teile. In der Haushaltsdiskussion sind unsere Beratungsstellen mit fünf bis acht Prozent von den Kürzungen im Jugend- und Sozialetat betroffen. Besonders kritikwürdig ist, dass die Verwaltungsspitze mehrheitlich dafür votiert hat, im laufenden Haushalt zu sparen. Dennoch finde ich es abwegig, die alten Zeiten schönzureden, wo angeblich eine verschworene Gemeinschaft zwischen Trägern und Verwaltung bestand. Es haben eben nicht alle sozialen Träger zu dieser Gemeinschaft dazugehört - auch hier gab es Gewinner und Verlierer. Das, was aus Sicht der jeweiligen Dezernatsleitung wichtig war und/oder wo die Kontakte zwischen Verwaltung und Träger gut waren, wurde eben gemacht. Zu den Verlierern dieser Vergabepraxis zählt das Multikulturelle Zentrum, das bis heute keinen Cent für seine Integrationsarbeit bekommt. Ebenso die Lebensberatungsstelle der Gesellschaft für Psychologische und Soziale Dienste. Die früheren Randthemen sexualisierte Gewalt, Geschlechtergerechtigkeit und gleichgeschlechtliche Lebensweisen haben offensichtlich im Stadtvorstand Einzug gehalten, was sich in Ansätzen in der Förderpolitik, aber auch in der öffentlichen Darstellung zeigt. Ingrid Gödde, Trier

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