Kunden bis nach Australien

Weder Schweinepest noch Wirtschaftskrise haben Familie Messerig in den vergangenen 36 Jahren aus der Bahn geworfen: Seit 1974 betreiben die fünf Schwestern und ihre Mutter einen Lebensmittelmarkt in Farschweiler.

 Ingrid Juchems mit Enkel Leonhard, Ilse Gorges, Petra Braun, Hedwig Messerig, Mathilde Messerig-Krist und Diane Messerig mit dem kleinen Samuel vor ihrem Lebensmittelladen im 770-Einwohner-Ort Farschweiler. TV-Foto: Petra Willems

Ingrid Juchems mit Enkel Leonhard, Ilse Gorges, Petra Braun, Hedwig Messerig, Mathilde Messerig-Krist und Diane Messerig mit dem kleinen Samuel vor ihrem Lebensmittelladen im 770-Einwohner-Ort Farschweiler. TV-Foto: Petra Willems

Farschweiler. Nie länger als zwei Wochen Urlaub am Stück bei einem Stundenlohn von fünf Mark: Unter diesen Bedigungen arbeitet heutzutage fast keiner mehr. Für die fünf Schwestern Ingrid Juchems, Ilse Gorges, Mathilde Messerig-Krist, Petra Braun und Diane Messerig war das lange Zeit Alltag. "Mehr haben wir uns damals nicht gegönnt", verrät Petra Braun. Damals, das war vor zehn Jahren, als die Grundversorgung mit Lebensmitteln auf dem Land immer schlechter wurde und die Tante-Emma-Läden der Konkurrenz der großen Discounter fast überall weichen mussten. Damals, am 6. Juni 2000, hat Familie Messerig den 400 Quadratmeter großen Neubau ihres bis dahin 100 Quadratmeter großen Dorfladens eröffnet — trotz der schlechten Rahmenbedingungen.

Der Bau kostete 1,5 Millionen D-Mark, komplett finanziert durch Bankkredite. Eine große Belastung für das Quintett, das den Schritt trotzdem nie bereut hat und den Edeka-Laden, einen der kleinsten der Kette, bis heute als Familienbetrieb betreibt. "Wir standen vor der Wahl: Entweder wir vergrößern uns oder hören ganz auf", erzählt Mathilde Messerig-Krist. Zu eng sei der alte Laden gewesen, zu viel musste hin und her geräumt werden, zu wenige Kühlräume seien da gewesen. Der Umbau war erfolgreich, wie Messerig-Krist sagt: "Der Laden läuft."

Mit der Idee der Vergrößerung sind "die Messerigs", wie sie im vorderen Hochwald genannt werden, aber nicht überall auf offene Ohren gestoßen. "Wäre es nach der Edeka gegangen, hätten wir nicht vergrößert. Dafür war die Einwohnerzahl in Farschweiler zu klein", sagt Messerig-Krist. Dass in den Laden nach Farschweiler auch Kunden aus den umliegenden Dörfern Osburg, Thomm, Herl und Lorscheid sowie dem vorderen Hochwald und dem Ruwertal kommen, hatten die Manager des Konzerns bei ihrem Urteil nicht beachtet. "Selbst nach Australien mussten wir unsere selbst gemachte Würzmischung für Grillfleisch schon schicken, weil jemand angefragt hatte", erzählt Mathilde Messerig-Krist.

Aber nicht nur mit dem Ausbau hat sich die Familie gegen die Lebensmittelkette durchgesetzt. "Anders als bei anderen Edekaläden ist bei uns der Obst- und Gemüsebereich zum Beispiel nicht im Eingangsbereich", sagt Petra Braun. "Und bei der Namensgebung haben wir uns auch durchgesetzt. Die Edeka wollte, dass wir uns in einen Nah-und-Gut-Laden umbenennen, wir aber haben auf den Schriftzug Edeka bestanden." Bis heute.

In dem Laden hat heute jede der fünf Frauen einen festen Arbeitsbereich: Ilse Gorges (55) arbeitet im Fleisch- und Wurstbereich, Mathilde Messerig-Krist (51) ist die "Frau für das Frostige" und für den Tiefkühlbereich zuständig, Petra Braun kümmert sich um die Backwaren und Diane Messerig um Bestellungen und Organisation. Lediglich die Älteste, Ingrid Juchems, sitzt nicht mehr ganz so oft an der Kasse, um sich mehr um ihre beiden Enkel zu kümmern. Auch Mutter Hedi Messerig hilft mit 78 Jahren noch öfter in dem 1974 von ihrem Mann Otto gegründeten Laden im Backwarenbereich aus. Außerdem arbeiten noch mehrere Teilzeitkräfte dort.

Am Sonntag, 22. August, feiert Familie Messerig das zehnjährige Bestehen des neuen Ladens mit einem ganztägigen Fest. Dafür hat nicht nur der Schweicher Pastor und gebürtige Farschweilerer Edwin Prim sein Kommen zugesagt. Familie Messerig wird an disem Tag wieder selbst die Bühne betreten und einen Showtanz aufführen, den das Publikum bereits von der einen oder anderen Kappensitzung kennt. "Pastor Prim wird aber nicht mittanzen", verrärt Mathilde Messerig-Krist mit Lächeln.

Für die Zukunft plant die Familie einen Umbau der vor allem bei der weiblichen Dorfbevölkerung beliebten Kaffee-Ecke. "Sie soll etwas mehr abgeschirmt werden", sagt Mathilde Messerig-Krist. Weitere Umbauten sind aber vorerst nicht geplant. "Dafür haben wir auch weder Platz noch Kapazität", sagt die 51-Jährige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort