Schwanen-Station wird nicht geschlossen

Lothar Lorig darf auch weiterhin kranke und verletzte Schwäne in seiner Station in der Feyener Castelnau-Kaserne pflegen, allerdings unter schärferen Auflagen. Mit diesem Konsens endete gestern ein Krisen-Gipfel vor Ort.

 Salat mögen sie besonders gern: Seit 2004 kümmert sich Lothar Lorig um „seine“ Schwäne. TV-Foto: Jörg Pistorius

Salat mögen sie besonders gern: Seit 2004 kümmert sich Lothar Lorig um „seine“ Schwäne. TV-Foto: Jörg Pistorius

Trier. Seit 2004 pflegt Lothar Lorig Schwäne. Wenn man ihn heute fragt, wie und wieso ein hauptberuflicher Krankenpfleger zum Schwanen-Vater wurde, zuckt er nur die Achseln. "Es war damals einfach richtig, sich um die Tiere zu kümmern, und das ist es heute noch." Mit einem Zeit- und Energieaufwand, der über ein normal zumutbares Maß weit hinausgeht, hat Lorig in den vergangenen drei Jahren Hunderte Schwäne eingesammelt, verarzten lassen, gesund gepflegt und wieder freigesetzt. Er hat Populationen beobachtet, sich mit Anglern angelegt, um Spenden und Sponsoren gekämpft und eine verrottete Fahrzeughalle in der Castelnau-Kaserne zu einer Pflegestation mit einem Innenbereich und drei überdachten Teichen umgebaut. Das hat ihn jede Menge Nerven und 16 Kilo an Gewicht gekostet, Ärger mit dem Arbeitgeber gab es ebenfalls, und mit den Behörden steht Lorig auf Kriegsfuß. "Ich bekämpfe hier nur die Symptome", sagt er. "Für die Ursachen sind die Behörden zuständig, doch die tun nichts für die Sicherheit und Unversehrtheit der Schwäne."Die Überwachung der Schwanenauffangstation fällt in den Zuständigkeitsbereich des Trierer Ordnungsamts, den korrekten Vollzug des Tierschutzgesetzes behält Kreisveterinärin Ute Marx im Auge. Alle behördlichen Ebenen sind sich offenbar einig, dass sich dringend etwas ändern muss in Lorigs Vogel-Hospital. Mehr als 50 Schwäne werden momentan dort versorgt - zu viele. Gestern erhielten Lorig und seine Schwäne Besuch: Eine Delegation aus Repräsentanten der Stadt und des Kreises wollte sich vor Ort ansehen, was in der alten Kaserne abläuft. "Wir begrüßen das enorme Engagement von Herrn Lorig und wollen ihm diese freiwillige Tätigkeit nicht verbieten", betont Kreis-Pressesprecher Thomas Müller. "Die Station soll nicht geschlossen werden, sondern im Sinne des Tier- und Artenschutzes in einem geregelten Rahmen funktionieren."Lothar Lorig behauptete gestern seinen Standpunkt vor der Delegation: "Was tun die Behörden zum Schutz der Schwäne? Wir pflegen verletzte Tiere gesund, wenige Tage später sind sie wieder da." Schwarze Schafe unter den Anglern, wilde Camper oder randalierende Jugendliche seien, so Lorig, für viele Verletzungen verantwortlich. Die Antwort von Behördenseite: Es gebe Kontrollen, doch man könne nicht ständig alle Populationen im Auge behalten.Der Konsens: Die Kapazität der Schwanen-Station in Feyen wird für die Zukunft auf maximal 15 Tiere festgelegt. "Wenn die Tiere sofort nach ihrer Genesung wieder ausgewildert und nur verletzte und hilfebedürftige Schwäne aufgenommen werden, ist diese Zahl absolut ausreichend", betont Thomas Müller im Namen der Kreisverwaltung. Meinung Die Ursachen bekämpfen Die Zukunft der Pflegestation in der Castelnau-Kaserne ist zumindest vorläufig gesichert, doch die zentrale Frage bleibt offen: In welcher Weise wollen und werden die Behörden die Ursachen bekämpfen, die immer wieder zu schweren Verletzungen der Schwäne führen? Wir kontrollieren doch schon, mehr können wir nicht tun - so scheint die zentrale Botschaft zu lauten. Doch das ist zu wenig. Anstatt Schwäne immer wieder gesund pflegen zu müssen, sollte man verhindern, dass sie überhaupt verletzt werden. Der gestern festgelegte Kompromiss ist ein guter erster Schritt hin zu einer effektiveren Zusammenarbeit zwischen Lothar Lorig und den Behörden, doch dabei kann es nicht bleiben. j.pistorius@volksfreund.dezum Thema unter volksfreund.de/extra: Misshandelte Märchenwesen (TV vom 20. April 2007) Von guten und bösen Anglern (TV vom 8. August 2006) Wilderer und Fallensteller jagen Schwäne (TV vom 4. November 2004)

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