"Trier ist schön - das dürfen wir nicht vergessen"

Trier · Im Park-Plaza-Hotel Trier haben sich Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur getroffen, um über das Kulturleitbild 2025 der Stadt zu sprechen. Die dritte Dialogveranstaltung beschäftigte sich mit dem Thema "Kultur und Wirtschaft". Neben sechs Experten verschiedener Bereiche und der Steuerungsgruppe nahmen 30 Besucher an der Diskussion teil.

Trier. Johannes Truong ist an diesem Tag der letzte Experte, der im Park-Plaza-Hotel zum Thema "Kultur und Wirtschaft" referiert. Seit drei Stunden diskutieren die Anwesenden bereits über die kulturelle Zukunft der Stadt. Truong, einer der kreativen Köpfe der Trierer Design-Agentur "Hong and friends", will allen noch einmal das Wichtigste ins Gedächtnis rufen: "Trier ist schön - das dürfen wir nicht vergessen."
Nach sechs Jahren Weltreise kehrte Truong in die älteste Stadt Deutschlands zurück. "Wir haben so viel zu bieten. Trier ist familiär und ist umgeben von einer wunderbaren Natur", sagt Truong. Auch der Runde wird ein zentraler Aspekt klar: Die Stadt hat sehr viele Potenziale, die nicht genügend ausgeschöpft werden.
Einer der Gründe dafür sei die fehlende Kommunikation. "Ich könnte mir einen virtuellen Kunstmarkt als Treffpunkt für freie Kunstschaffende vorstellen", sagt Ingrid Steiner von der staatlichen Weinbaudomäne. Ein allgemeines Forum sei von Nöten, so Steiner, um schneller Verbindungen knüpfen zu können.
Auch im Besucherraum mit 30 interessierten Teilnehmern wird dieses Problem von mehreren Stimmen angesprochen. Es mangele an direkten Ansprechpartnern und Hilfestellungen, und keiner wisse genau über seinen Handlungsspielraum Bescheid.
Doch ein weiteres Problem steht im Raum: Was kann Kultur für die Wirtschaft tun, um sich interessant zu machen? Gerade freie Künstler stünden hier oft vor einer großen Hürde.
Tiefe Gräben


"Wirtschaft beschäftigt sich mit Gewinnerzielung. Leider verdienen wir unser Geld nicht mit regionalen Projekten", meint Matthias Schabio, Geschäftsführer des Unternehmens "Schneider Promotion & Transport".
Auf die Frage, welche Kriterien denn erfüllt seien müssen, um eine Chance auf eine Finanzierung zu erhalten, meint Stefan Stanisavac: "Die Idee müsse vor allem attraktiv sein. Ob sie wirklich etwas wird, entscheiden dann die Besucher."
Das ist oftmals leichter gesagt als getan. Hier gäbe es den Ansatzpunkt, dies zur städtischen Aufgabe zu machen und klare Wege und Möglichkeiten für Betroffene aufzuzeigen, meint Triers Kulturdezernent Thomas Egger.
Man müsse dann aber auch zwischen marktfähigen und nicht marktfähigen Ideen unterscheiden können, das sei nicht so einfach, entgegnete Markus Nöhl, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Trierer Stadtrat.
Der Graben zwischen Kultur und Wirtschaft erscheint während der ganzen Diskussionsrunde als sehr groß. Für den Besucher Oliver Möller ist dies der Knackpunkt: "Ein allgemeines Problem ist, dass eine große Front zwischen den Kulturschaffenden und der Wirtschaft entstanden ist." Die Wirtschaft sei das Böse und zerstöre die Autonomie des Künstlers. Ein Besucher und Vertreter der Subkultur, der Trierer Sänger und Songwriter Jochen Leuf, schließt mit einem positiveren Fazit ab: "Ich finde es wichtig, über wirtschaftliche Konflikte zu sprechen. Es war eine gute Diskussion mit sehr viel Inhalt."
Die vierte Dialogveranstaltung zum Trierer Kulturleitbild 2025 widmet sich dem Thema "Kultur für alle: Teilhabe und Soziokultur". Sie ist für Samstag, 18. Januar, 9 bis 13 Uhr, geplant. Die fünfte und letzte Veranstaltung der Reihe hat das Thema Kulturfinanzierung. Sie ist für Samstag, 25. Januar, 9 bis 13 Uhr terminiert. Veranstaltungsort in beiden Fällen ist wieder das Park-Plaza-Hotel.

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