Triers schönster Knutschfleck

TRIER. Einen von Triers schönsten Aussichtsplätzen - am höchsten Punkt der Sickingenstraße auf dem Petrisberg gelegen - haben Stadt und Landesgartenschau GmbH mit viel Geld zu einem repräsentativen Platz umgestaltet. Das Flair des bei jungen Pärchen beliebten Ausflugsziels ist dabei verloren gegangen.

 Gepflegt, modern, unromantisch: der neu gestaltete Aussichtspunkt Sickingenstraße.Foto: Christiane Wolff

Gepflegt, modern, unromantisch: der neu gestaltete Aussichtspunkt Sickingenstraße.Foto: Christiane Wolff

Ein besonders schönes Plätzchen war es nicht. Es gab keine Befestigung. Autos rauschten vorbei. Bier- und Weinflaschen lagen auf der Wiese. Aber der Romantik tat dies keinen Abbruch: Hoch über den Dächern Triers parkten jahrelang Frischverliebte ihre Autos am Rande der Sickingenstraße, um den nächtlichen Blick über Trier zu genießen. Und um ein bisschen zu knutschen. Jetzt ist der Platz für viel Geld umgestaltet worden - und statt der jungen Pärchen bei Nacht lassen jetzt Tagestouristen, deren Busse wartend auf dem Seitenstreifen parken, ihren Blick über die Stadt streifen. Die Verbreiterung der kurvenreichen und ehemals schmalen Straße auf 140 Metern hat die Stadt 175 000 Euro gekostet, inklusive der Zuschüsse des Landes. Ein breiter Seitenstreifen bietet jetzt gleich mehreren Bussen Platz zum Parken. Die Gestaltung des eigentlichen Aussichtsplatzes hat die LGS-GmbH übernommen. Auf dem breiten, gepflasterten Streifen steht ein moderner Edelstahlmülleimer. Junge Bäumchen mit Bastmatten um den dünnen Stämmchen sind ordentlich in einer Reihe gepflanzt. Ein einzelner alter Baum spendet Schatten. Der Pflastersteinstreifen wird zu den Weinbergen hin von einer eingegitterten Natursteinmauer begrenzt - ähnlich der Begrezungsmäuerchen auf dem LGS-Gelände. Breite, glatt geschliffene Granitplatten bilden die Mauerkrone. Das Gelände wirkt sauber, ordentlich, gepflegt - und versprüht einen leicht klinischen Charme. 130 000 Euro hat sich die LGS-GmbH die planvolle Neugestaltung kosten lassen. "Die Stelle war immer ein bisschen gefährlich, weil es keine Befestigung gab", sagt Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt. "Außerdem wird der Platz wegen der LGS jetzt noch stärker von Bussen frequentiert, so dass wir etwas Repräsentatives an diesem wunderschönen Aussichtspunkt schaffen wollten."Fester Programmpunkt bei Busrundfahrten

Ein paar hundert Meter hinter dem Aussichtsplatz endet die Straße in einem großen Wendehammer. Einen Eingang zur LGS gibt es an dieser Stelle nicht; über ein Drehkreuz kann das Gelände lediglich verlassen werden. Nach der LGS wird die Sickingenstraße lediglich Zufahrtsstraße ins Wohngebiet bleiben, eine Durchfahrt über den Petrisberg wird auch dann nicht möglich sein. "Aber bereits vor der Umgestaltung war der Platz fester Programmpunkt bei geführten Bustouren durch Trier. Die Stadtführer nutzen den hervorragenden Überblick, um die Geschichte Triers zu erzählen", sagt Frühauf. An einem der romantischsten Plätze Triers werden sich also künftig wohl die Touristen tummeln. Aber für die Verliebten gibt's ja noch die Mariensäule. Da ist es immer noch ein bisschen dreckig, ein bisschen ungepflegt, ein bisschen holperig hin zu gelangen - aber dafür ist es dort auch immer noch unheimlich romantisch.

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