Wegen Benni treten Autofahrer auf die Bremse

Kasel/Pluwig/Waldrach · Eine Kinderfigur aus Plastik steht in leuchtendem Grün mit einem roten Fähnchen am Straßenrand. Benni Brems heißt sie. Waldrach und Kasel haben gute Erfahrungen mit der Warnfigur gemacht. Sie motiviert Autofahrer zum Langsamfahren und hilft, Kinder im Straßenverkehr zu schützen. Möglicherweise werden bald auch andere Orte die Idee aufgreifen

"Unsere Durchfahrtsstraße ist vor allem eine Rennstrecke für Pendler", klagt Alexandra Heinz, eine Mutter aus Kasel. Und damit auch eine große Gefahr für Kinder. Seit rund einem halben Jahr steht Benni Brems, die leuchtend grüne Warnfigur, von morgens kurz nach sieben Uhr bis in den Spätnachmittag in Kasel an den Straßenrändern: in der Nähe der Kindertagesstätte, der Schule und an einem Punkt, an dem Schulkinder die Straße wechseln müssen.

Eltern können Figur ausleihen



Benni wirkt: "Autofahrer bremsen ab, und sie fahren langsamer", berichtet Alexandra Heinz. Sie hatte die Figuren bereits zuvor im Nachbarort Waldrach gesehen und war von der Wirkung begeistert. "Ich bin sofort langsamer gefahren." Sie suchte das Gespräch mit weiteren besorgten Eltern und Kasels Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald. Danach hat auch diese Gemeinde sechs Figuren angeschafft. Das Erschreckende: "Zwei Mal wurde Benni bislang angefahren!", berichtet der Ortsbürgermeister.

Damit kein Gewöhnungseffekt eintritt, bauen die Erzieherinnen, Lehrer und eine Privatperson gegen Abend die Figuren ab. Ähnlich handhaben es die Pluwiger. Immer mal wieder taucht Benni am Straßenrand auf. "Nach den Sommerferien steht er etwa drei Wochen in Nähe der Kita und einer stark frequentierten Haltestelle", sagt der erste Beigeordnete Matthias Steuer. Die Erfahrungen seien durchweg positiv. Da die Figur leicht und mobil ist, können Pluwiger Eltern Benni auch ausleihen, wenn etwa ein Kindergeburtstag ansteht.

Josef Laumann aus Geldern am Niederrhein ist in Deutschland Generalimporteur der Warnfigur, die aus Amerika kommt. "Ich hatte die Figur noch keine zwei Tage vor der Tür stehen, da kam die Polizei", erzählt der Besitzer eines Spielwarengeschäfts. Die Polizisten seien Feuer und Flamme gewesen, sie hätten sich informiert und Benni weiterempfohlen. Seitdem stünde die Figur in vielen Kommunen vor allem vor Kitas oder wenn Straßenfeste gefeiert würden.

Wer darf Benni aufstellen? Dazu sagt Hubert Volles vom Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Ruwer: "Einige Ortsgemeinden haben die Warnfigur in Absprache mit uns in der Nähe von Kitas und Schulen aufgestellt." Ein Kollege habe sich die Situation vor Ort angeschaut und das Aufstellen dann genehmigt, sagt Volles. Anders sieht es laut Straßenverkehrsordnung (STVO) aus, wenn Privatpersonen mit der Warnfigur den Verkehr beruhigen wollen. Laut Paragraf 32 der STVO dürfen sie keine Gegenstände auf die Fahrbahn stellen, dazu zählen auch die Bürgersteige. "Steht Benni auf dem Grundstück von Privatpersonen, etwa im Garten, ist das rechtlich in Ordnung", erklärt Volles. Wer diese Figur auf dem Bürgersteig aufstelle, benötige also grundsätzlich die amtliche Genehmigung.

Meinung

Ein Helfer für die Eigeninitiative

Benni Brems, die Warnfigur, ist Amerikaner und beginnt offenbar, die alte Welt zu erobern. In dieser Region tastet er sich zunächst vorsichtig im Ruwertal voran - ein grell-grün leuchtendes Beispiel, dass nicht alles schlecht ist, was aus Amerika kommt. Auch demonstriert Benni als echter Amerikaner die Möglichkeiten der privaten Eigeninitiative: nicht gleich nach staatlichen Maßnahmen rufen, sondern selbst mit einfachen Mitteln für mehr Sicherheit sorgen. Dabei hat das gelungene Design der Figur deutliche Signalwirkung auf herannahende Autofahrer. Benni droht nicht mit Tempolimit und Bußgeld, sondern warnt schlicht: "Hallo du da! Pass auf und mach langsam!" f.knopp@volksfreund.de

EXTRA

BENNI WARNT BISHER NUR AN DER RUWER



Die auffälligen Warnfiguren sind bisher nur in den genannten drei Orten der Verbandsgemeinde Ruwer im Einsatz. In anderen Verbandsgemeinden und Städten ist Benni Brems offenbar noch unbekannt, wie Nachfragen in Schweich, Trier-Land und der Stadt Trier ergaben. Möglicherweise könnte sich dies aber bald ändern. Weitere Infos unter: www.benni-brems.de

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