Wildkatzen und Moose lieben den Westwall

Trier · Die Wanderausstellung "Grüner Wall im Westen" ist noch bis Donnerstag, 6. Oktober, im Foyer des Kurfüstlichen Palais in Trier zu sehen. Der Landesverband Rheinland-Pfalz des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) stellt darin vor, weshalb die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Westwallanlage als Biotopverbund erhaltenswert ist.

 Ehemalige Stellungen für Maschinengewehrnester wie hier bei Irsch/Saar: Die Natur hat sie längst zurückerobert. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Ehemalige Stellungen für Maschinengewehrnester wie hier bei Irsch/Saar: Die Natur hat sie längst zurückerobert. TV-Foto: Max Henning Schumitz

Trier. Die Reste der Maschinengewehrnester zwischen Saarburg und Irsch sind nur anhand einer Karte oder mit einem guten Auge sichtbar. Auch die Bunkeranlage im Kammerforst kennen nur Eingeweihte, ist sie doch längst von Bäumen und Sträuchern überwuchert. Bis in die 1950er Jahre hinein spielten dort die Beuriger Kinder, die gelegentlich sogar Munitionsreste fanden. "Die Ruinen des Westwalls sind der jüngeren Generation kaum bekannt", sagt Simone Schneider, die als Umweltwissenschaftlerin beim BUND das Projekt "Grüner Wall im Westen" leitet. Das mache die Spurensuche schwierig. "Deshalb sind wir über jeden Hinweis auf Ruinen des Westwalls froh." Denn in Rheinland-Pfalz stehen die Ruinen unter Denkmalschutz - "und zwar so, wie sie sich heute darstellen." Der Westwall wurde von den Nationalsozialisten zwischen 1936 und 1940 als militärisches Verteidigungssystem entlang der Westgrenze des Reichs errichtet.
Während der Ausstellungseröffnung am Montagabend erklärte Schneider die Bedeutung des von ihr geleiteten Projekts. Die Verteidigungslinie habe zwar inzwischen ihre militärische Funktion verloren, "sie ist aber für die Pflanzen und Tiere, die dort ihre Heimat gefunden haben von sehr großer Bedeutung." Das gilt nicht nur für die Wildkatze, die oft in die zerstörten Bunkeranlagen eingezogen ist, weil es dort trocken ist und sie ihren Nachwuchs aufziehen kann. Genauso leben darin Füchse oder Marder.
"Anhand entsprechender Studien konnten wir nachweisen, dass auf einzelnen Höckern bis zu 40 verschiedene Flechten und Moose siedeln", sagt die Umweltwissenschaftlerin Schneider. Die Höcker sollten nach den Vorstellungen der nationalsozialistischen Militärs verhindern, dass angreifende Panzer ins Reichsgebiet eindringen. Heute symbolisieren sie den Grünen Wall. Sie sind wichtiger Bestandteil des geplanten Biotopverbunds. "Gerade Vögel nutzen sie oft als Ausguck oder Ruheplatz", erzählt Schneider. Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, freut sich über die Ausstellung: "Sie belegt einerseits, dass Kriegsarchitektur auch wichtige Friedensfunktionen übernehmen kann und dass die Zusammenarbeit von ADD und Umweltverbänden gut funktioniert."

Die Wanderausstellung "Grüner Wall im Westen" informiert Besucher anhand von Schautafeln über die Bedeutung von Bunkern, Bunkerruinen, Stollen, Höckerhindernissen und Panzergräben für den Naturschutz. In der Region ist die Ausstellung außerdem vom 8. bis zum 28. Oktober im Hillesheimer Rathaus, vom 3. November bis zum 2. Dezember in der Infostätte Natur und Mensch in Prüm und vom 6. bis zum 30. Dezember im Kurhaus Manderscheid zu sehen. itz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort