Zocken um das gemeinsame Erbe

Zum Artikel "Bürgerinitiative beklagt Hinterzimmer-Politik" (TV vom 24. Januar)

Schon seit 30 Jahren und mehr wird von der Firma NSM im Steinbruch Mesenich auf Gemeindeeigentum Dolomitgestein gefördert und gewinnbringend verkauft. Dieses Geschäft hat uns Bürgern der Gemeinde Langsur regelmäßig annehmliche Einnahmen gebracht, doch leider nicht ohne Nebenwirkungen. Die klassische zweite Seite einer jeden Medaille eben.

Und jetzt sollen die nächsten 25 bis 30 Jahre anstehen mit dem großen Unterschied, dass der Betreiber nun selbst Eigentümer des künftigen Abbaugebietes geworden ist. Aber es bleibt ja noch die Gewerbesteuer! Tut sie das? Eine dazu veröffentlichte Bilanz suche ich noch bis heute. Man spricht hinter vorgehaltener Hand (aus Gemeinderatsreihen heraus) davon, dass man sich mit der Firma NSM einigen werde. Die Abschnitte I, II und III sollen somit abgebaut werden. Ein Wahnsinn, wenn ich daran denke, welche Probleme (Erdrutsche, Risse in Häusern, Versiegelungen von Quellen, Staubbelastung, Lärm) wir jetzt schon hier haben.

Doch Rettung naht. Der "große Deal", von dem man annimmt, es wird im Bürgerauftrag gehandelt. Die Gemeinde verkauft an die Firma NSM unser gemeinschaftliches Eigentum, die Gemeindestraße, die zur K 2 führt, und bekommt im Gegenzug die Zusage, dass nur drei Abschnitte anstatt vier ausgebeutet werden dürfen. Aber ob auch alle das Spiel am "Quick Table" beherrschen, wird sich zeigen. Da stellt sich mir die Frage, ob alle Vertragspartner wissen, um was hier gezockt wird? Feldspaziergänge, weite Blicke übers Sauertal bei erholsamer Rast vom Königsberg aus? Sie werden verschwinden und nur noch in Erzählungen überliefert sein. Viele Mitverantwortliche leben seit Jahrzehnten hier, und die kommenden Generationen stehen in den Startlöchern, um ihr Erbe anzutreten. Sollte das einen Mesenicher Bürger, ob im Bauausschuss, Ortsbeirat oder Gemeinderat, nicht nachdenklich stimmen?

Meiner Frau und mir tut es weh, diese Entwicklung mit anzusehen. Ob wir unseren Lebensabend hier verbringen möchten, müssen wir noch auf den Prüfstand stellen.

Rosi und Werner Classen, Mesenich

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