Expertin: „Marx ist heute immer noch aktuell“

Trier · In einem Jahr wird in Trier der 200. Geburtstag von Karl Marx groß gefeiert. Das Jubiläum sei Anlass, Marx neu zu entdecken, sagt Marx-Expertin Ulrike Herrmann. Der gebürtige Trierer sei immer noch aktuell.

 Spannende Frage vor dem Jubiläumsjahr 2018: Was sagt uns Karl Marx heute? Hier Ausstellungswerbung auf der ITB in Berlin. TV-Fotos (3): Roland Morgen

Spannende Frage vor dem Jubiläumsjahr 2018: Was sagt uns Karl Marx heute? Hier Ausstellungswerbung auf der ITB in Berlin. TV-Fotos (3): Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Der 200. Geburtstag von Karl Marx in 2018 ist nach Ansicht von Expertin Ulrike Herrmann ein guter Anlass, den berühmten Denker neu in den Blick zu nehmen. „Marx ist neben Adam Smith und John Maynard Keynes einer der ganz großen Ökonomen, die es gab. So wichtig wie diese drei ist kein anderer Ökonom jemals gewesen“, sagte die Publizistin (53) der Deutschen Presse-Agentur.

Der am 5. Mai 1818 in Trier geborene Marx sei „bleibend aktuell“. Hermann hält an diesem Donnerstag (5. Mai) in der Moselstadt einen Vortrag über Marx: An dessen 199. Geburtstag, genau ein Jahr vor dem Start einer großen Ausstellung in Trier - über Leben und Werk des Philosophen.

„Marx fasziniert bis heute, weil er der erste Theoretiker war, der die Dynamik des Kapitalismus richtig beschrieben hat“, sagte Herrmann. Er habe schon im 19. Jahrhundert diagnostiziert, dass ausgerechnet der Wettbewerb dazu führe, dass es am Ende keinen Wettbewerb mehr gebe, sondern wenige Unternehmen ihre Branchen beherrschten. „Und das ist genau die Welt, die wir jetzt haben. Die Wirtschaft ist extrem konzentriert“, sagte sie: Ein Prozent der Firmen konzentrierten 68 Prozent des Umsatzes.

Das Interessante sei, „dass Marx das alles schon vorher gesehen hat in einer Zeit, als Kapitalismus in seiner Hochform in Deutschland noch gar nicht eingetroffen war“. Er liefere Antworten, die die meisten Ökonomen bis heute nicht in der Lage seien, in ihre Theorie richtig einzubauen. „Neoliberale gehen davon aus, dass es den perfekten Wettbewerb gibt. Und dass Wirtschaft und Markt zum Gleichgewicht tendieren. Beides ist offensichtlicher Unsinn“, sagte Herrmann.

Heute könne Marx wieder „ganz entspannt“ gelesen werden. „Solange es den Sozialismus gab, und Marx wurde da ja sehr stark vereinnahmt, war das immer so eine Art Kalte Kriegs-Lektüre“, sagte die Autorin. Diese Phase sei nach dem Wegfall des Ost-West-Konflikts vorbei. „Man sollte jetzt diesen Ansatz, Marx als Bibel zu betrachten, aufgeben und prüfen, was steht eigentlich drin, was ist interessant und was ist falsch.“ Falsch sei beispielsweise seine „ganze Mehrwerttheorie“.

Marx sei bis heute nach wie vor einer der meistzitierten Ökonomen. Dabei werde an Universitäten Marx „eigentlich nicht gelehrt“, sagte sie. „Dass sich jemand, der so stark tabuisiert wird, doch so durchsetzt, kann nur daran liegen, dass bei ihm viele Erkenntnisse drin stehen, die richtig und interessant sind.“ Sein Hauptwerk „Das Kapital“ (1867) sei allerdings schwer lesbar.

Philosophin und Wirtschaftsjournalistin Herrmann hat in ihrem jüngsten Buch „Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie oder Was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können“ (2016) geschildert, was Marx wichtig war. „Ich habe versucht es so zu schreiben, dass es jeder verstehen kann.“

Zum 200. Geburtstag von Marx wird es unter dem Titel „Karl Marx 1818-1883. Leben. Werk. Zeit.“ vom 5. Mai bis 21. Oktober in Trier eine große Sonderschau von Land und Stadt geben. Marx, einer der geistigen Väter des Kommunismus, verbrachte die ersten 17 Jahres seines Lebens in der Moselstadt und starb 1883 in London.

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