Linksfraktion: Katrin Werner will zurück

Rolle rückwärts bei der Linkspartei in Trier: Katrin Werner hat sich grundsätzlich bereit erklärt, im Stadtrat wieder eine Fraktion mit Johannes Verbeek zu bilden. Ein externer Vermittler soll dabei helfen, die Basis für eine dauerhafte Zusammenarbeit zu schaffen.

 Sorgenvolle Zeiten für Linke: Ausgerechnet in der Geburtsstadt von Karl Marx herrscht zwischen den Vertretern der Partei, die sich auch auf seine Ideologie beruft, Dauerstreit. TV-Foto: Friedemann Vetter

Sorgenvolle Zeiten für Linke: Ausgerechnet in der Geburtsstadt von Karl Marx herrscht zwischen den Vertretern der Partei, die sich auch auf seine Ideologie beruft, Dauerstreit. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Freitagnachmittag, Anruf in der TV-Redaktion. Katrin Werner, die vor knapp zwei Wochen die zweiköpfige Linksfraktion mit Johannes Verbeek (52) aufgekündigt hat, bricht ihr Schweigen: "Um dem Wählerauftrag gerecht zu werden, wollen wir einen Weg finden. Und dieser Weg soll zurück in die Fraktionsgemeinschaft führen."

Diese Klarstellung bildet den vorläufigen Abschluss einer Entwicklung, die der Linkspartei in Trier seit der Kommunalwahl eine Zerreißprobe nach der anderen beschert.

Ortsverband: Konflikte künftig intern lösen



Das jüngste Zerwürfnis der beiden linken Stadtratsmitglieder alarmierte alle Ebenen der Partei. Nach den aus diesem Anlass beschlossenen Grundsätzen des Landesverbands sind Mandatsträger dem Wähler gegenüber zur Zusammenarbeit verpflichtet. "Wenn ein Fraktionsaustritt unvermeidbar erscheint", sei das Ratsmandat niederzulegen.

Der Ortsverband Trier-Stadt mit Roland Wölfl und Konstantin Kanty an der Spitze fordert Werner zur Rückkehr in die Linksfraktion auf. Von Verbeek erwartet der Vorstand, "dass zukünftig etwaige Konflikte nicht rufschädigend und ehrverletzend über die Medien ausgetragen, sondern solidarisch intern in den zuständigen Parteigremien gelöst werden".

Wölfl verweist auf die Aussage von Gregor Gysi (62), Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag: Entweder sollten Werner und Verbeek wieder eine gemeinsame Fraktion bilden oder beide aus dem Stadtrat ausscheiden, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Für Verbeek kommt ein solcher Rückzug jedoch nicht in Frage.

All dies hat Werner offenbar dazu bewogen, einen neuen Versuch zur Bildung einer Fraktion zu starten. Dabei gehe es keineswegs um ein "Weiter so" wie bisher.

Es gibt zwei Großbaustellen: die Fraktionsarbeit und die Arbeit der Partei auf Stadt- und Kreisebene. Verbeek will zunächst abwarten, wie sich Werner künftig einzubringen gedenkt: "Diese Grundlage müsste zunächst geschaffen werden." Er fordert unter anderem regelmäßige Fraktionssitzungen. Werner wiederum sieht "viel mehr Akteure" betroffen, die wieder zueinander finden müssten. Dabei soll ein neu traler Vermittler von außen helfen, der nicht dem Kreisverband angehört.

"Wer Politik machen will, muss politikfähig sein und Eigeninteressen mitunter zurückstellen", fordert Roland Wölfl. "Wir müssen trotz aller Schwierigkeiten zu einem sachlichen Miteinander finden, zumal der Landtagswahlkampf ansteht."

Meinung

Schluss mit dem Gezänk

Seit der Kommunalwahl 2009 tobt bei den Trierer Linken vor und hinter den Kulissen ein Kampf um Macht, Funktionen und Personen. Ein Ende ist nicht in Sicht, der nächste Ausbruch scheint programmiert. Zuletzt unterlag Katrin Werner der Täuschung, ein Aufkündigen der Fraktion sei unter den gegebenen Umständen noch der beste Ausweg. Doch gewählte Ratsmitglieder sitzen nicht im luftleeren Raum. Sie sind ihren Wählern gegenüber verantwortlich und bis zu einem gewissen Grad auch der Partei. Kein Wunder, dass alle Gliederungen der Linken mobil machen und sogar die Berliner Zentrale eindeutige Signale an die Mosel sendet. Wenn sich die Mandatsträger und mit ihnen die Parteiverbände nicht komplett lächerlich machen wollen, muss endgültig Schluss sein mit dem Gezänk und den ständigen Kehrtwenden. m.hormes@volksfreund.de

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