Studierende ums Geld gebracht?

TRIER. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Universität Trier steht im Verdacht, während seiner Tätigkeit im Akademischen Auslandsamt Geld veruntreut haben. Betroffen sollen viele ausländische Studierende und ein Studentenverein sein. Die Staatsanwaltschaft Trier ermittelt.

Heinz Zahn (Name geändert) arbeitete bis Oktober 2004 im Akademischen Auslandsamt der Universität, wo er für die Vermittlung von Wohnheimzimmern an ausländische Studierende zuständig war. In Zusammenhang mit der Zimmervermittlung soll Zahn das Geld ausländischer Studierender unsachgemäß verwaltet haben. Er wird verdächtigt, in mehreren Fällen Geld veruntreut zu haben. Auf TV-Anfrage erläuterte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos, Zahn stehe im Verdacht, "Geld für private Zwecke abgezweigt zu haben".Ausländer warteten lange auf Rückgabe der Kaution

Die Universität hat die Zimmervermittlung eingerichtet, um ausländischen Studierenden schnell und unkompliziert eine Wohnung anbieten zu können. Viele Ausländer nutzen die Zimmervermittlung, weil sie aus organisatorischen Gründen nicht die Möglichkeit haben, auf anderem Weg an eine Unterkunft zu kommen. Die Miete der vermittelten Wohnheimzimmer ist wegen der kürzeren Mietperiode etwas höher als bei Standardmietverträgen. Zudem müssen die Studierenden eine Kaution zahlen, die sie nach Ablauf des Mietvertrages zurückerhalten. Zahn soll die Rückzahlung der Kautionen in vielen Fällen ohne Grund hinausgezögert haben. Dadurch soll vielen ausländischen Studierenden ein Schaden entstanden sein. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob der Straftatbestand der Untreue erfüllt ist. Anscheinend kam es nicht nur im Akademischen Auslandsamt zu finanziellen Unregelmäßigkeiten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Fall gegen Heinz Zahn: "Wir prüfen, ob der Verdächtigte das Vermögen des Studentenvereins Internationales Zentrum Trier e.V. veruntreut hat", sagt Oberstaatsanwalt Roos. Das Internationale Zentrum bietet zahlreiche Dienstleistungen für ausländische Studierende an. Viele Ausländer nutzen die Hilfe des gemeinnützigen Vereins. Das Internationale Zentrum wurde 1993 auf Initiative Zahns gegründet, der seitdem im Vorstand tätig war. Im Oktober vergangenen Jahres musste das Internationale Zentrum Insolvenz anmelden. Die Zahlungsschwierigkeiten standen im Zusammenhang mit dem vom Verein betriebenen Citi-Café in der Ladenpassage "Im Treff". Ausschlaggebend für den Konkurs waren anscheinend nicht nur die hohen Betriebskosten des Cafés. Seit dessen Eröffnung soll es Unregelmäßigkeiten in der Kassenführung gegeben haben. Ausgaben waren offenbar nicht deklariert, Quittungen sind verschwunden. Nach der im Protokoll einer Mitgliederversammlung des Vereins dokumentierten Aussage Zahns soll eine Putzfrau die fehlenden Quittungen aus Versehen entsorgt haben.Citi-Café: Verdächtiger bot Bürgschaft an

Die Staatsanwaltschaft muss klären, ob Zahn Vermögen veruntreut hat oder ob die Zahlungsschwierigkeiten möglicherweise auf schlechtes Management zurückzuführen sind. Eine Studierende nimmt letzteres an. Sie erklärte, Zahn habe sich sehr für die Interessen des Vereins eingesetzt. So war Zahn vom Konkurs des Internationalen Zentrums auch persönlich betroffen: Als der Verein für den Aufbau des Citi-Cafés einen Kredit benötigte, erklärte er sich bereit, als Sicherheitsleistung eine Privatbürgschaft von 25 000 Euro zu übernehmen. Zudem berichten Studierende, er habe mit großem Ehrgeiz das Citi-Café unterstützt. Im Jahr 2004 erhielt Zahn für sein Engagement sogar eine Auszeichnung vom Auswärtigen Amt.Uni stellte Strafanzeige und kündigte fristlos

Viele Studierende sind von den Vorwürfen gegenüber Zahn schockiert. Sie fragen sich, ob die Unregelmäßigkeiten durch eine stärkere Kontrolle hätten verhindert werden können. "Wir haben sofort auf die Anschuldigungen reagiert", sagt der stellvertretende Kanzler der Universität, Klaus Hembach. "Die Beschwerden ausländischer Studierender haben wir sehr ernst genommen. Ausstehende Kautionen hat die Universität sofort zurückgezahlt", versichert Hembach. Arbeitsgericht wartet auf Ergebnis im Strafverfahren

Außerdem dürfe nicht übersehen werden, dass die Universität auch zu den Geschädigten gehöre. "Die Universität hat Strafanzeige wegen Veruntreuung universitärer Gelder gestellt", fügt Hembach hinzu. Im übrigen sei Zahn, der nicht in einem Beamtenverhältnis stand, fristlos entlassen worden. Gegen die Kündigung hat Zahn Klage beim Arbeitsgericht Trier eingelegt. Das Gericht will für eine Entscheidung das Ergebnis des umfangreichen Strafverfahrens abwarten. Zahn wollte sich weder persönlich noch durch seinen Anwalt zu den Vorwürfen äußern.

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