Letzte Zuflucht für die Chancenlosen

Hunden zu helfen, die man anderswo schon aufgegeben hat - das hat sich der 2009 gegründete Tierschutzverein "Augen-Blick" zum Ziel gesetzt. Geplant ist die Einrichtung eines "Hundehauses", wo die Tiere sich frei bewegen und wieder Vertrauen zu Menschen gewinnen können.

Newel-Lorich. Es gab viele Augenblicke, in denen die Gründer des Tierschutzvereins "Augen-Blick" leidenden Hunden begegnet sind. Hunden, die so verhaltensgestört, aggressiv oder körperlich heruntergekommen waren, dass sie quasi nicht mehr an neue Besitzer vermittelt werden konnten. "Diesen Hunden, die sonst keine Chance haben und womöglich eingeschläfert werden, wollen wir mit unserem Verein helfen", sagt die Vorsitzende Silvia Orth.

Vor einem Jahr wurde "Augen-Blick", Tierschutzverein für Hunde Trier und Umgebung, ins Vereinsregister eingetragen. Der Verein hat etwa 40 Mitglieder und seinen Sitz im Eifelörtchen Lorich. Dort steht den Tierfreunden auch ein Übungsparcours auf einer Wiese zur Verfügung. Oft anzutreffen ist dort Tierverhaltenstherapeutin Isabella Reitz-Hellwig, die zweite Vorsitzende von "Augen-Blick". Zusammen mit ihrem Mann, dem im Nachbarort Butzweiler praktizierenden Tierarzt Otmar Reitz, steuert sie das medizinische Know-how bei. Und zu heilen gibt es viel - körperliche Gebrechen, mehr noch seelische, manchmal beides. So wie bei der elfjährigen Yorkshire-Hündin "Lieschen". Sie wurde vergangenes Jahr in Trier gefunden, ausgesetzt in einer Kiste, von Pusteln und Exkrementen übersät, ein auf 1000 Gramm abgemagertes Häufchen Elend. Lieschens Überlebenschance war gering, es sollte ihr in den letzten Tagen aber nicht an Nahrung und Geborgenheit fehlen, hatte sich der Verein vorgenommen. Dann das kleine Wunder: Lieschen erholte sich, war nach drei Monaten über den Berg. Und jetzt, wo sie eine Beinschiene für ihren verkümmerten Hinterlauf bekommen hat, kann die Kleine sogar laufen.

Bewegende Hunde-Geschichten



Fast alle Tiere, die "Augen-Blick"-Mitglieder in ihre Obhut genommen haben, haben eine bewegende Geschichte. Da ist beispielsweise der Irische Setter "Berno", der eingeschläfert werden sollte, weil er durch den Verlust seiner "Familie" - man hatte ihn im Tierheim abgegeben - keine Nahrung mehr zu sich nahm. Oder "Nora", deren Besitzer sie wegen langer Krankenhausaufenthalte nicht mehr behalten konnte, und die jetzt eine liebevolle Betreuerin gefunden hat. Oder "Sir Henry", der an einer Augenerkrankung litt und im Falle einer Nichtvermittlung eingeschläfert werden sollte.

Der Tierschutzverein verfolgt ein ganzheitliches Konzept: Bedürftige Tiere sollen nicht nur gepflegt und therapiert werden, sondern sich auch in einem von Menschen bewohnten "Hundehaus" frei bewegen und an den Alltag gewöhnen können, der sie bei neuen Besitzern erwartet. Diese können dort auch die Tiere kennen lernen und erhalten bei Bedarf eine Nachbetreuung. "Vielleicht meldet sich ja ein Bauer, der uns seine Scheune überlässt", hofft Isabella Reitz-Hellwig. Für seine ehrenamtliche Arbeit sucht der Tierschutzverein ebenso Förderer, sei es durch Mitgliedschaften, Patenschaften oder Spenden (siehe Extra).

Meinung

Unterstützenswerte Initiative

Bauernhöfe, wo Pferde ihr Gnadenbrot bekommen, gibt es bereits in der Region, ebenso ein Heim für Katzen. Dass bald ein Hundehaus dazukommen soll, ist begrüßens- und unterstützenswert. Es ist ja auch keine Konkurrenz zu Tierheimen, sondern eine sinnvolle Ergänzung in dem Bestreben, besonders bedürftige Tiere an neue Besitzer zu vermitteln. Problemhunde will in der Regel niemand, und wenn, dann werden sie meist schnell wieder ins Tierheim zurückgebracht, wo sie oft jahrelang in Zwingern dahinvegetieren oder gar eingeschläfert werden. Hut ab vor allen Tierfreunden, die solchen Kreaturen helfen und viel Zeit für sie opfern. a.follmann@volksfreund.deEXTRA Tierschutzverein "Augen-Blick" Mitgliedschaft: Jahresbeitrag 30 Euro Patenschaft: Hilfe für ein bestimmtes Tier, etwa für Operationen, Medikamente, Behandlungen oder Futter Spenden: Sparkasse Trier, Konto-Nr. 1010487 Kontakt: 1. Vorsitzende Silvia Orth oder 2. Vorsitzende Isabella Reitz-Hellwig, 54309 Newel, Lorich 16, hunde.augenblick@gmail.com, www.hunde-augenblick.de (alf)

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