49 Jahre Berufserfahrung: Gerolsteiner Schornsteinfeger erinnert sich

Gerolstein-Lissingen · Nach fast 49 Jahren als Schornsteinfeger ist Helmut Fölsing seit kurzem im Ruhestand. Dem TV hat er schöne Anekdoten aus seinem Berufsleben erzählt.

 Fürs TV-Foto hat der Bezirksschornsteinfegermeister Helmut Fölsing noch einmal den Koller angezogen und den vom Großvater geerbten Zylinder aufgesetzt TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Fürs TV-Foto hat der Bezirksschornsteinfegermeister Helmut Fölsing noch einmal den Koller angezogen und den vom Großvater geerbten Zylinder aufgesetzt TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

"Aber ja!", lautet die Antwort des langjährigen Schornsteinfegers Helmut Fölsing auf die Frage, ob er seinen Beruf schon gefunden habe und ob er ihn noch einmal wählen würde. Außerdem konnte er Motorradfahren und Schornsteinfegen unter einen Hut bringen.
Bevor Helmut Fölsing dieses Frühjahr in den Ruhestand ging, hatte er fast ein halbes Jahrhundert den einzigen Beruf, bei dessen personifiziertem Anblick die Menschen sich freuen.

Er war Schornsteinfeger, und die Vertreter dieser Zunft gelten in weiten Teil der Welt als Glücksbringer: Wer sie berührt, bevorzugt am Arm, an der Schulter oder an den goldenen Knöpfen ihrer "Koller" genannten Arbeitsjacke, der soll Glück haben. Helmut Fölsing lacht bei der Erinnerung an diesen Brauch.

"Ja, das gehörte auch zu meinem Alltag", erzählt er. Der Schornsteinfeger als Glückssymbol hänge wohl damit zusammen, dass die Kaminfeger seit jeher die Menschen vor Bränden und den Folgen verstopfter Schornsteine und damit vor möglichen Verlusten und Bestrafung schützten, erklärt der 63-Jährige.

Dass Helmut Fölsing am 13. Juni 1968 mit der Ausbildung zum Schornsteinfeger begann (praktisch bei Willi Keppler aus Pelm, theoretisch im Blockunterricht an der Schornsteinfegerschule in Kaiserslautern), war so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz.

"Ich bin ja damit groß geworden", sagt er mit Blick darauf, dass schon sein Großvater Heinrich und sein Vater Heinz Schornsteinfeger waren. Allerdings hat Vater Heinz Fölsing nicht einmal den Beginn des beruflichen Werdegangs seines Sohnes miterleben können, denn er war 1966 bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen.

Der junge Schornsteinfeger Helmut Fölsing machte fünf Jahre nach der Gesellenprüfung die Meisterprüfung und war von 1992 bis zu seinem Ruhestand Bezirksschornsteinfegermeister - ganz am Anfang im Raum Darscheid, Mehren, Gillenfeld, dann mehr als zwei Jahrzehnte in Hillesheim. "Von Haus zu Haus, von Mensch zu Mensch", das sei das Schöne an seinem Beruf gewesen, meint Helmut Fölsing.

Die Arbeit sei wegen vieler technischer Neuerungen sauberer geworden, gleichzeitig aber auch komplizierter. Längst ist das Schornsteinfegen kein typischer Männerberuf mehr; auch Fölsing hatte zuletzt eine weibliche Auszubildende.
Zwei Mal hatte er einen Arbeitsunfall, zwei Mal zog er sich bei Treppenstürzen Wirbelbrüche zu - kurioserweise das erste Mal kurz nach Beginn der Ausbildung und das zweite Mal kurz vor Beginn des Ruhestands. "Aber beides Mal hatte ich Glück im Unglück", erzählt Fölsing. Glück im Unglück zu haben hofft er auch für die Folgen eines Schlaganfalls, den er im März, fünf Tage nach Beginn seines Ruhestands, erlitt. "Ich bin optimistisch", sagt der zweifache Familienvater.

Helmut Fölsing ist ein leidenschaftlicher Motorradfahrer und hat halb Europa und Südafrika auf zwei Rädern durchquert. Mit dem Motorrad fährt er zum jährlichen Kaminfegertreffen nach Santa Maria Maggiore in Italien, und seit vor 23 Jahren das Internationale Schornsteinfeger-Bikertreffen in Deutschland ins Leben gerufen wurde, ist er immer mit von der Partie, hat es 2012 selbst in Gerolstein ausgerichtet.

Und was ist aus seinem Kehrbezirk Hillesheim geworden? Den hat Fölsings Sohn Thomas übernommen.
Denn der ist in vierter Generation auch Glücksbringer von Beruf geworden.

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