Der Mann fürs Gegenmodell

Daun · Frank Bender, Kreisdirektor im nordrhein-westfälischen Siegen-Wittgenstein, tritt am Sonntag, 2. Dezember, für die CDU als Kandidat bei der Landratswahl an. Der Kreisvorstand in der Vulkaneifel hat sich am Samstag einstimmig für den 51-Jährigen entschieden.

 Frank Bender ist bereit für die Vulkaneifel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Frank Bender ist bereit für die Vulkaneifel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Daun. Erfahrung in der Verwaltung, Verbindungen zur Vulkaneifel: Die Kreis-CDU geht mit Frank Bender ins Rennen um den Landratsposten.
Einstimmig, sagt der Kreisvorsitzende Gordon Schnieder bei der Vorstellung des Kandidaten am Sonntag im Dorint-Hotel Gemünden, habe sich der erweiterte Vorstand am Vortag auf den 51-Jährigen verständigt. Der Beschluss stand am Ende eines Auswahlverfahrens, das im Juli begonnen hatte. Über Zahl und Identität der weiteren Bewerber wolle man nichts verraten, um niemanden zu verbrennen, sagt Schnieder.
Nun also Bender: Werdegang und bisherige Posten des 51-Jährigen (siehe TV von gestern), zurzeit Kreisdirektor und stellvertretender Landrat in Siegen-Wittgenstein (280 000 Einwohner), seien die Grundlage dafür, dass Bender "alle wichtigen Tätigkeiten bestens kennt und daher auch keine Einarbeitung braucht".
Zumal der aus Bad Neuenahr-Ahrweiler stammende Bender die Dauner Verwaltung bereits von innen erlebt hat. Denn dort war er von 1990 bis 1993 Dezernent für Soziales, Familie, Schule, Kultur und Sport: "Ich war der Nachfolger von Herrn Schneiders." Kein Wunder, dass der CDU-Fraktionschef im Kreistag den Kollegen dann auch den Tipp mit Bender gab. Und weil Benders Frau Edith aus Kempenich bei Adenau stammt, sagt er dann auch: "Ich bin ein Kind aus dieser Region."
Die anderen Kinder in dieser Region liefern sich unterdessen seit längerem einen Zwist, der zuletzt zur Rücktrittsankündigung des Landrats Heinz Onnertz führte. Ja, sagt Bender, es sei ihm "natürlich nicht verborgen geblieben", dass es im Kreis, wie er in aller Zartheit formuliert, "die eine oder andere Unstimmigkeit" gebe.
Aber er glaube fest daran, die Gräben überwinden zu können: "Weil ich von außen komme. Mir kann niemand vorwerfen: Du hast in den vergangenen Jahren diese und jene Fehler gemacht." Er wolle deshalb auch mit allen reden, auf alle politischen Akteure zugehen und "ein positives Miteinander herbeiführen. Ich kann jedem offen entgegengehen."
Hier das Miteinander, dort das "Gegenmodell" - so nennt Bender das, was er als Ideen zur Kommunal- und Verwaltungsreform ankündigt. Konkretes wolle er aber zuerst "mit den Akteuren vor Ort in Ruhe besprechen". Die Pläne der Landesregierung hätten allerdings den falschen Ansatz, es drohe das Auseinanderreißen und Zerstückeln funktionierender Einheiten. Am Ende könnten Landkreise herauskommen wie in Mecklenburg-Vorpommern, "die die Größe von dreimal dem Saarland haben".
Glaubt Bender angesichts dieser kommunalen Kulisse, dass er länger als nur ein paar Jahre einen bedrohten und politisch zerrissenen Landkreis führen wird? Antwort: "Bis jetzt habe ich mich immer durch eine gewisse Beharrlichkeit ausgezeichnet." Und Gordon Schnieder schiebt hinterher: "Der Landkreis wird natürlich in acht Jahren noch bestehen."
Und wie will Bender diesen Landkreis führen? Die Verwaltung nennt er einen Konzern, der gemanagt werden müsse. Mit allen Akteuren, auch den Mitarbeitern in Daun: "Ich gehe davon aus, dass ich eine motivierte Mannschaft vorfinden werde."
Jetzt beginnt das Rennen. "Ich werde um jede Stimme kämpfen und keinen konfrontativen Wahlkampf betreiben", sagt Bender. Und Schnieder beteuert, man werde keine Kampagne "gegen irgendjemand anderen" führen.
Und am Ende verrät dann der zweifache und umzugserfahrene Vater Frank Bender noch eine seiner zusätzlichen Schlüsselqualifikationen, die vielleicht für den Wähler interessant sein könnten: "Kann Lampen aufhängen." Auf dass die Lichter in der Vulkaneifel nicht ausgehen.
Die CDU wird Frank Bender beim Kreisparteitag im Forum Daun am Freitag, 21. September (19 Uhr), offiziell nominieren.

Meinung

Ein Kandidat muss baggern
Frank Bender heißt der CDU-Kandidat: Ein Verwaltungsbeamter aus der nordrhein-westfälischen Beinah-Nachbarschaft und damit ein Mann von außen. Nicht die schlechteste Idee angesichts der zerrütteten Beziehungen im Kreis. Bender hat sich am Sonntag als jemand vorgestellt, dem es mit dem Versuch eines neuen Miteinanders ernst sein dürfte. Zumindest muss er dabei nicht befürchten, dass aus den Reihen seiner Partei gegen ihn gestichelt und geschossen wird. Das war in der Vergangenheit anders: Die Gräben im Kreis, an denen nicht zuletzt die CDU tüchtig mitgeschaufelt hat, sind tiefer, als sich Bender wohl vorstellen kann. Will er die schließen, muss er kräftig baggern. Aber zunächst gilt für ihn wie für Heinz-Peter Thiel, den Mann von SPD, Grünen und den Freien Wählern: Alle Achtung für die Entscheidung, hier anzutreten.

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