Detallierte Debatten im Damen-Duell

Hillesheim · Der Schulstandort, der Ausbau der Windkraft und natürlich die bevorstehende Kommunalreform standen im Mittelpunkt der Diskussion beim TV-Forum zur Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Hillesheim. Am Sonntag, 21. August, wird dort gewählt.

Die Umgebung ist absolut filmreif: Gut 200 Bürger sind am Mittwochabend in die Eifel-Filmbühne nach Hillesheim gekommen. Doch nicht der neueste Hollywoodstreifen steht an diesem Abend auf dem Programm, sondern das Forum des Trierischen Volksfreunds zur anstehenden Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim. Herausforderin Elisabeth Escales (CDU) und Amtsinhaberin Heike Bohn (parteilos) stellen sich den Fragen der TV-Redakteure Mario Hübner und Stephan Sartoris sowie der Besucher.

Zunächst jedoch haben die Bewerberinnen das Wort. In einer "flammenden Rede" wollen sie die Menschen überzeugen, sie am kommenden Sonntag, 21. August, zu wählen.

Die 46 Jahre alte Escales, die für die CDU antritt, betont ihre beruflichen Erfahrungen, unter anderem als Projektmanagerin bei großen Unternehmen. Zudem habe sie den festen Willen, mit ihrer Familie auf jeden Fall zurück in die Eifel und nach Hillesheim zu kommen, wo sie ihre Wurzeln hat. Ihr sei es wichtig, als Bürgermeisterin vor Ort präsent zu sein. "Ich will gemeinsam mit den Bürgern die Zukunft gestalten im globalen Wettbewerb", sagt Escales. Sie vertraue auf ihre Fähigkeiten und sei "mit viel Herzblut bei der Sache". Ihr erstes Anliegen nach einer Wahl: "die Sanierung der desolaten Finanzen". Dies sei mit einer strengen Besinnung auf die wirklich gesetzlichen Aufgaben und vielen kleinen Schritten durchaus möglich.

Amtsinhaberin Heike Bohn (44) erinnert an ihre Anfänge vor acht Jahren. Seit ihrem damaligen Wahlsieg habe man sich besser kennengelernt. Die Bürger wüssten, was man geschafft und gemeinsam realisiert habe. "Wir konnten viel verändern und auf einen guten Weg bringen", sagt Bohn. Nun gelte es, noch mehr zu erreichen.
Und vor allem: "Das Amt und die Arbeit mit und für die Menschen machen mir Spaß", sagt Bohn. Zentrale Themen ihrer nächsten Amtszeit sollen der Ausbau der regenerativen Energien und die Kommunalreform werden. Nach ihrer überstandenen Krebserkrankung sieht sie sich wieder bereit: "Ich bin fit und kann doch mit 44 noch nicht in Rente gehen."

In der Diskussion mit den Moderatoren und den Bürgern sind sich die beiden manches Mal einig, aber auch einige Differenzen werden deutlich. So spricht sich Bohn bei der Kommunalreform dafür aus, die eingeschlagene Richtung einer Dreierfusion mit der VG Obere Kyll und der VG Gerolstein fortzusetzen. "Diesen Weg würde ich gerne weiterverfolgen", sagt Bohn.
Windkraft ist Diskussionsthema

Escales hingegen bevorzugt die kleinere Lösung einer Fusion nur mit der Oberen Kyll. Beide Kandidatinnen betonen die Bedeutung des Schulstandorts in Hillesheim, wobei sie glauben, dass es bei identischen Schulformen, den Realschulen plus in Hillesheim, Jünkerath und Gerolstein, nicht machbar sei, alle Standorte zu erhalten.
Apropos Standort: Nicht bei allen Bürgern kommt die Bestandsaufnahme der CDU-Kandidatin Escales gut an. Sie habe in der VG deutliche Nachteile gegenüber der Oberen Kyll und Gerolstein ausgemacht. Das Schwimmbad in Hillesheim sei wahrlich kein Publikumsmagnet. Auch am Bahnhof seien die Verbindungen nicht optimal. Applaus gibt es dafür nicht.

Bei der Windkraft gibt es Übereinstimmung und Unterschiede bei den Kandidatinnen. Unterschiedlich ist die Auffassung, bei wem die Planungshoheit über Windkraftstandorte sein soll: Während Escales diese bei der übergeordneten Ebene, der Planungsgemeinschaft der Region, als richtig angesiedelt sieht, ist Bohn mehrheitlich dafür, die Gestaltungskompetenz nach unten, zur Verbandsgemeinde, zu delegieren. Gleich ist die Auffassung, der aktuellen Goldgräberstimmung mit Geduld zu begegnen und nichts zu überstürzen.

Escales könnte sich eine Veränderungssperre, wie in einigen nordrhein-westfälischen Gemeinden erfolgt, vorstellen, um den Druck der Windkraftunternehmen auf die Gemeinden zu reduzieren. Auch Bohn betont, in diesem Bereich nichts überstürzen zu wollen. "Es geht schließlich um die Zukunftsvorsorge für die Menschen hier", sagt Bohn.

Über die Besetzung des Rathauses der VG Hillesheim entscheiden die rund 7200 Wahlberechtigten nun am Sonntag. Dann wird sich zeigen, wer das Duell gewinnen wird.

Extra: Das meinten die Zuschauer
"Das war eine so eindeutige Sache, wie ich es noch nie in einem Duell gesehen habe. Die Kandidatinnen lagen sprachlich, intellektuell und auch vom Sachwissen her meilenweit auseinander. Ich verstehe nicht, wie man aus Mangel an Argumenten so auf seine Mitbewerberin draufhauen kann. Dass die VG Hillesheim bei einer der Kandidaten so schlecht wegkam, hat mir nicht gefallen. Wenn alle Hillesheimer heute Abend hier gewesen wären, wüsste man schon jetzt, wie die Wahl ausgehen würde." (Harald Thome, Hillesheim)

"Die Veranstaltung war sehr lebhaft, und es herrschte eine freundliche Atmosphäre. Ich fand es gut, dass so viele Menschen gekommen sind und hoffe, dass wir auch eine sehr hohe Wahlbeteiligung haben werden. Es war nett, wie Frau Bohn mit Herrn Hübner auf so eine charmante Weise ums Mikrofon gekämpft hat." (Karin Pinn, Wiesbaum)

"Ich bin seit 1994 Mitglied des Verbandsgemeinderats, und daher waren für mich die Gespräche über die Haushaltssanierung sehr interessant. Natürlich wollen alle einen schuldenfreien Haushalt. Ich frage mich, wie die neue Bewerberin das umsetzen will. Meine Entscheidung wurde durch den Abend bestärkt." (Hubert Renkes, Hillesheim)

"Das Forum war wichtig und gut, damit man weiß, wen man wählen soll. Es wurde sehr kontrovers diskutiert. Schön ist, dass auch die Öffentlichkeit die Windkraftproblematik mitbekommt. Es ist bei den Gesprächen klargeworden, wie komplex das ist." (Martin Kleppe, Flesten) (jur)/Tv-FotoS (4): klaus Kimmling

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort