Die Vision von autarken Dörfern

Hillesheim/Blankenheim/Nettersheim · Blankenheim und Nettersheim treiben auch ohne die Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim, die 2009 abgesprungen ist, ihr innovatives Klimaschutzziel voran: Sie wollen CO{+2}-neutral werden.

Hillesheim/Blankenheim/Nettersheim. Die Bürgermeister Wilfried Pracht (Nettersheim) und Rolf Hartmann (Blankenheim) machen von sich reden: Sie lassen eine grundlegende Klimaschutzstrategie erstellen, die dazu führen soll, dass beide Kommunen zur ersten klimaneutralen Region in der Eifel werden sollen. Das Ziel beinhaltet, dass in ferner Zukunft in der Summe kein klimaschädliches CO{+2} mehr in die Umwelt abgegeben wird- Ursprünglich war auch die VG Hillesheim mit im Boot, die sich auch auf dem Gebiet der Nutzung erneuerbarer Energien einen Namen gemacht hat. 2009 hatten alle drei Gemeinden einen gemeinsamen Förderantrag beim Bund gestellt. Als die Förderhöhe dann aber auf 60 Prozent reduziert wurde, stieg Hillesheim aus. Die Kosten für das Konzept von 75 000 Euro werden mit 45 000 Euro gefördert, 15 000 Euro müssen also Blankenheim und Nettersheim jeweils übernehmen. Erarbeitet wird die Strategie vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, einer hundertprozentigen Tochter des Landes Nordrhein-Westfalen mit 170 Beschäftigten und einem Jahresetat von zehn Millionen Euro. 2012 hofft man, einen Klimaschutzmanager einstellen zu können.
Enorme Einsparmöglichkeiten


Blankenheims Bürgermeister Hartmann erinnerte daran, dass man 1996 noch für 26 Pfennig pro Liter Heizöl einkaufen konnte. Mittlerweile sind die Preise explodiert. Vorausschauende Politik erfordere, dass man angesichts der steigenden Energiekosten bereit sei, in regenerative Energien zu investieren. Hartmann: "Klimaschutz funktioniert nur über den ökonomischen Ansatz. Es muss erlaubt sein, das zu denken, was noch nie gedacht wurde." Die Vision: autarke Dörfer realisieren.
Kurt Berlo vom Wuppertal Institut versprach, eine hundertprozentige Energie-Selbstversorgerquote sei in ländlichen Regionen erreichbar.
Zudem gebe es enorme Einsparmöglichkeiten: "Die meiste Musik steckt im Gebäudebereich." Bei Häusern aus den 1980er Jahren könnten 40 bis 50 Prozent Kosten gespart werden, wenn nur die notwendigsten Projekte in den nächsten Jahren realisiert würden.
Auch die Erzeugung erneuerbarer Energie soll schrittweise angegangen werden. Windkraftanlagen sind denkbar, aber auch dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungen. Letzteres meint Minikraftwerke, mit denen Nahwärmenetze versorgt werden und Strom vor Ort erzeugt wird.
Berlo schätzt, bis zu den Jahren 2030/2040 könnten die beiden Gemeinden energetisch autark sein, also vor Ort nicht mehr Energie verbrauchen, als sie erzeugen. Pracht erläuterte, auch die Gemeinden und die Bürger hätten viele Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Das sei im Rahmen von Genossenschaften, Zweckverbänden oder privatrechtlich möglich.
Hillesheims Bürgermeisterin Heike Bohn sagte: "Ich würde mich sehr freuen, wenn sich unser Rat entscheidet, dort wieder einzusteigen." Im Moment sei das aus Kostengründen zwar kein Thema, aber "ich werde unsere Gremien auf dem Laufenden halten. Vielleicht gibt es ja in absehbarer Zeit eine günstige Gelegenheit für eine gemeinsame Projektfortführung." pe/mh

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