Ein Schmankerl vom Wolferl

Niederehe. (gkl) Sechs Konzerte wird es im Jahr 2006 in den Kirchen von Niederehe, Wiesbaum und Mirbach geben. Den Auftakt gestaltete der Paderborner Domorganist Gereon Krahforst an der Königorgel in der Pfarrkirche St. Leodegard.

Die ehemalige Klosterkirche St. Leodegard in Niederehe ist nicht der konzertante Nabel der Welt in der klassischen Musik. Dennoch finden hier alljährlich Veranstaltungen statt, die eine große Zahl von Musikfreunden auf die Beine bringen. Auch im Jahre 2006 wird es wieder eine Reihe von Konzerten geben, die, da kann man jetzt schon sicher sein, auf einhelligen Zuspruch treffen werden. Zu verdanken haben das die Veranstalter einem kleinen aber feinen Schmuckstück der barocken Orgelbaukunst, das sich über die Jahrhunderte hinweg und dank liebevoller Restauration bis in unsere Tage erhalten konnte. Das Instrument aus der Werkstatt des berühmten Balthasar König hat sich einen wohlklingenden Namen in den letzten Jahren erworben und lockt immer wieder Organisten von internationalem Ruf in die Eifel. Im Orgelbau gilt, dass jeder, der sein Handwerk erlernt hat, eine große Orgel bauen kann. Erst bei einem kleinen Instrument zeigt sich die wahre Kunst. Noch mehr als für den Orgelbauer gilt dies für den Organisten. Eine große Domorgel bietet einen schier unerschöpflichen Fundus an Klangfarben zur Gestaltung, schwieriger ist es da, bei gerade einmal zwölf Registern - wie im Fall der Königorgel - das Publikum einen ganzen Abend lang zu unterhalten. Auch bei der Auswahl der Werke, die man auf solch einer kleinen Orgel mit nur einer Tastenreihe spielen kann, herrscht Beschränkung. Keine leichte Aufgabe also, der sich der Paderborner Domorganist Gereon Krahforst in Niederehe gestellt hat. Mit Komponisten wie Bernardo Storace und Jan Pieterszoon Sweelinck, Johann Pachelbel, Girolamo Cavazzoni und Georg Muffat hatte sich Krahforst ganz auf Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts verlegt. Geschickt wusste der Solist zu präsentieren, welche Klangvielfalt sich in diesem Instrument verbirgt. Kräftige Trompeten schmückten das "Ballo della battaglia" von Storace, ein herrlich sangvoller Principal gestaltete das "Recercare in F" von Cavazzoni. Ein wahres Kaleidoskop an Klangfarben leuchtete in der Choralpartita "Was Gott tut, das ist wohlgetan" von Pachelbel auf. Der Höhepunkt: Krahforst improvisierte ein Thema mit Variationen und anschließender Fuge im Stil von Wolfgang Amadeus Mozart: Wer dabei die Augen verschloss, konnte tatsächlich die Vorstellung haben, der reiselustige Komponist habe in Niederehe Station gemacht und sich an das Instrument gesetzt, und ließen nur einen Schluss zu: Das hätte auch vom "Wolferl" sein können.

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