"Rasen ist der reinste Horror"

GEROLSTEIN. Begeistert waren die Fahranfänger, die am Verkehrssicherheits-Tag an der Berufsschule Gerolstein (BBS) teilnahmen. In acht Workshops gaben Polizei, Richter, Notärzte und Verkehrsingenieure Tipps. Von diesem Konzept sollen im kommenden Jahr weitere Schulen profitieren.

Dass ein Verkehrssicherheits-Tag für Fahranfänger wie der in Gerolstein in der Region Trier eine Besonderheit, wenn nicht sogar einmalig ist, darin sind sich die Experten einig. "Es ist für uns die Gelegenheit, diese Problem-Zielgruppe anzusprechen, um sie für die Gefahren zu sensibilisieren", erklärt Heinz-Peter Thiel, Chef der Polizeiinspektion Daun. Allerdings bringt die intensive Kommunikation mit den jungen Fahrern auch den Experten neue Erkenntnisse. Thiel: "Mich hat es geschaudert, als Mädchen von ihren Ängsten als Beifahrerinnen berichtet haben." Der Kriminalhauptkommissar bleibt skeptisch: "Dass sie aber trotzdem immer wieder mitfahren, lässt mich befürchten, dass die Unfallbilanz so hoch bleibt." Horst Krämer, Verkehrserzieher bei der Polizei, fordert in seinem Workshop vor allem die Mädchen: "Ihr habt eine ungeheure Macht. Steigt doch nicht ein, wenn einer als Raser bekannt ist oder alkoholisiert fährt." Jessica Jutz, 18 Jahre, aus Speicher: "Seit ich den Führerschein habe, bin ich noch ängstlicher geworden und bremse immer mit." Ilona Probst aus Reuth: "Rasen bei Dunkelheit und Regen ist der reinste Horror. Außerdem habe ich dann Angst vor Wildwechsel." Im Fahrsimulator, einer der vier mobilen Stationen auf dem Schulhof, testen die jungen Leute ihr Können. Vor allem der "Tunnelblick", der sich unter Alkoholeinfluss einstellt und an dem Gerät simuliert werden kann, schockt die Teilnehmer. Janine Klein, 19 Jahre, aus Wallendorf: "Wer in der Disco Geld für Alkohol hat, sollte auch Geld für ein Taxi haben. Ich fahre mit keinem, der getrunken hat." Birgit Reusch, 18 Jahre aus Bleialf: "Wir nutzen sehr viel das Jugendtaxi oder sprechen uns vorher in der Clique ab, wer nach Hause fährt." Christoph Lauer, 20 Jahre, aus Darscheid, sagt nach dem Besuch des Verkehrssicherheitsmobil: "Dass man sich beim Bremsweg so schnell vertun kann, habe ich nicht gewusst." Als sie aus dem Überschlagsimulator rausklettert, räumt die 19-jährige Carmen Elsen aus Birresborn ein: "Mir ist ganz schön schwindelig." Die 138 Teilnehmer aus sechs Klassen sind konzentriert bei der Sache. Im Wechsel besuchen sie alle acht Workshops. Simone Schäfer, Verkehrsingenieurin beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr, hinterlässt bei ihnen spürbar Eindruck. Kein Wunder, bei Schäfer laufen alle Daten und Fakten aller Unfälle aus den Kreisen Daun und Bitburg-Prüm zusammen. Sie kennt jede Gefahrenstelle, betreibt Ursachenforschung und erklärt vor allem den Zusammenhang von Straßenbelag, Witterung und Fahrverhalten.Notarzt: Jugendliche sollen verantwortungsvoll fahren

Sarah Haupt, 20 Jahre, aus Waxweiler: "Vorher hab ich darauf nicht so geachtet. Jetzt werde ich vor allem auf der Straße zwischen Neuerburg und Sinspelt aufpassen." Der 19-jährige Sebastian Schwab aus Neroth bilanziert: "Wenn jetzt die Straße glänzt, kann ich die Situation besser einschätzen." Die Tafeln mit den Unfallauswertungen, übertragen aufs Eifel-Straßennetz, bleiben noch drei Wochen in der BBS stehen. So können sich alle 1800 Berufsschüler einen Überblick über die gefährlichsten Stellen verschaffen. Notarzt Detlev Horch schildert plastisch seine Erfahrungen aus dem Einsatz-Alltag: "Ich will sie weder verletzt noch tot wieder sehen. Sie sollen verantwortungsvoll fahren." Norbert Kreten, Direktor des Dauner Amtsgerichts, geht auf die zivil- und strafrechtlichen Folgen von Verkehrssündern und -unfällen ein. Jeden dritten Tag wird am Amtsgericht Daun ein Führerschein eingezogen. Kretens Hauptbotschaft der Verkehrssicherheits-Tags: "Die Haftpflicht ist beim Auto das Wichtigste." Nach seiner Erfahrung werden viele "Spritzfahrten" mit unversicherten Autos gemacht. Mit teilweise katastrophalen Folgen. Das Organisationsteam ist sich nach der Veranstaltung sicher: "Dieses Konzept passt." Thiel: "Nächstes Jahr werden weitere Schulen davon profitieren können." BBS-Studiendirektor Rainer Uhlendorf: "Dieser Verkehrssicherheits-Tag war drei Mal besser als unsere Premiere im Vorjahr." Sein Chef, Heinz Brauns, versichert: "Wir machen weiter."

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