Rondell wird abends dichtgemacht

Gerolstein · Saufgelage, Scherben, kaputte Scheiben und Türen, Exkremente, Pöbeleien: Da Vandalismus und Verunreinigungen stark zugenommen haben, schließen die Stadt Gerolstein und die Rondell-Eigentümergemeinschaft ab sofort von 21 bis 7 Uhr die überdachte Einkaufspassage.

Gerolstein. Stadtarbeiter Klaus-Peter Hens könnte ganze Bücher darüber schreiben, was er schon alles in der überdachten und beheizten Rondell-Passage und dem Treppenhaus erlebt, gesehen und beseitigt hat. Eine kuschelige Bettlektüre würde das aber nicht werden. Er berichtet: "Ich bin dorthin schon nachts gerufen worden, um Blut aufzuwischen. Polizei und Notarzt waren auch da. Einer der Herren hatte sich da in seinem nicht mehr ganz klaren Zustand erheblich geschnitten." Ansonsten hätten er und seine Kollegen der Stadtarbeiterkolonne auch schon öfter Scherben, Bierflaschen, Kippenreste sowie Erbrochenes und sonstige menschliche Exkremente beseitigt. Einmal vor nicht allzu langer Zeit seien Einkaufswagen des Discounters im Erdgeschoss morgens in der Kyll gefunden worden, ein anderes Mal ist ein solches Gefährt laut Hens "als Klo benutzt worden". Hens ergänzt: "Die Putzfrauen haben sich da nicht mehr reingetraut, weil morgens um 5 Uhr die Leute noch volltrunken dalagen."
Stadt bleibt auf Kosten sitzen


Hinzu kommen nach Auskunft der Gerolsteiner Verwaltung "erhebliche Sachbeschädigungen". Die werden in der Bauabteilung dokumentiert. Mitarbeiter Guido Müller berichtete: "Die Zwischentür war bereits komplett aus den Scharnieren gebrochen, die Eingangstür zur Hauptstraße mehrfach derart beschädigt, dass da jemand mit gestreckten Füßen reingesprungen sein muss. Und der ohnehin anfällige Fahrstuhl ist ebenfalls durch rohe Gewalt mehrfach in Mitleidenschaft gezogen worden. Wenn man in diesem Jahr alles zusammennimmt, kommt man auf an die 10 000 Euro Schaden."
Zwar habe er bereits selbst Verdächtige angesprochen, "und in einem Fall hat derjenige auch zugegeben, dass er die Tür zerstört hat", dennoch bleibt die Stadt in der Regel auf den Kosten sitzen. Denn laut Müller ist es so, "dass wir die Täter nicht in allen Fällen überführen können oder bei den Leuten nichts zu holen ist".
Auch Mitarbeiter des Ordnungsamts sind nach Auskunft von dessen Leiter Bernd Schmitz "regelmäßig dort gewesen" - bei Routinekontrollen und auf Bitten von Passanten oder Geschäftsleuten. Schmitz berichtet: "Neben den Beschädigungen und Verunreinigungen kam es auch öfter vor, dass Bürger von Betrunkenen angepöbelt worden sind. Im Schnitt sind wir mindestens alle zwei Wochen gerufen worden. Daher haben wir die nächtliche Schließung mit angeregt." Stadtvorstand und die Eigentümergemeinschaft haben nun Fakten geschaffen. Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos), der zugleich Vorsitzender der Eigentümergemeinschaft des Rondells ist, sagt: "Wegen der vermehrten Vorfälle und Beschädigungen in jüngster Zeit haben wir entschieden, die Passage ab sofort bis auf weiteres in der Zeit von abends 21 Uhr bis morgens 7 Uhr zu schließen." Auch anderweitig gebe es genügend Möglichkeiten, in die Stadt zu gelangen, sagt May. Er räumt zwar ein, dass damit "das Problem, dass in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken und Passanten angepöbelt werden, möglicherweise nur verdrängt wird". Er sagt aber auch: "Hier geht es vor allem darum, dass die Leute, die im Rondell arbeiten und einkaufen, geschützt werden. Schließlich gehen deswegen einige Leute da nicht mehr durch. Und es geht darum, dass es mit den Sachbeschädigungen ein Ende hat."Meinung

Es wurde Zeit!
Man kann nicht gerade behaupten, dass die Stadt mit der nächtlichen Schließung der Rondell-Passage voreilig gehandelt hat. Vielmehr hat sie eine Weile lang durch Gespräche, Platzverweise und Polizeieinsatz zu verhindern versucht, wie dort Saufgelage abgehalten, Leute angepöbelt, Fenster und Türen beschädigt, das Treppenhaus und das Außengelände aufs Übelste verdreckt wurden. Damit ist jetzt Schluss, und das ist gut so! Kein Kunde will beim Gang durch die Einkaufspassage angemacht werden. Kein Gewerbetreibender will, dass vor seiner Tür die Leute angepöbelt werden mit der Folge, dass sie das Geschäft fortan meiden. Kein Ladenbesitzer will morgens vor seinem Geschäft Unrat und Exkremente finden. Keinem Stadtarbeiter und keiner Putzfrau ist auf Dauer zuzumuten, das wegzumachen. Das Problem von Obdachlosigkeit und Alkoholismus ist damit nicht behoben. Gerade jetzt ist es daher auch Aufgabe von Ordnungsamt und Polizei, den Betroffenen zu zeigen, wo es Hilfe gibt. Vielleicht ist jetzt ja auch die Bereitschaft größer, die Hilfe auch in Anspruch zu nehmen. m.huebner@volksfreund.de

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