"Spannende Zeiten stehen bevor"

Die Wähler haben am Sonntag deutlich entschieden: Heinz Onnertz bleibt Landrat des Kreises Vulkaneifel. Bis 2015 dauert die am 1. September beginnende zweite Amtszeit des 57-Jährigen. Der TV sprach mit ihm über die Pläne für seine zweite Amtszeit.

Wenige Tage nach der Wahl: Wie schätzen Sie den Wahlkampf ein, der ja in der Endphase doch deutlich an Schärfe gewonnen hatte? Onnertz: Eine richtige Erklärung dafür habe ich nicht. Der Wahlkampf hat - auch für mich überraschend - eine Eigendynamik entwickelt. Natürlich habe ich mich über Äußerungen von Gordon Schnieder geärgert, beispielsweise zur Schulsanierung oder zum Müll, aber das war alles noch im Rahmen. Kurz vor der Wahl wurde die Stimmung mir gegenüber aber teilweise sogar feindselig. Warum, kann ich nicht erklären. Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Gegenkandidaten? Onnertz: Was auch immer vor der Wahl gelaufen ist, danach hat er Größe gezeigt. Sein Verhalten am Sonntagabend hat mich sehr gefreut. Er hat auf eine Art und Weise gratuliert, die wohl kaum ein anderer so hingekriegt hätte. Diese Äußerung lässt den Schluss zu, dass Sie guter Dinge sind, wieder eine vernünftige Zusammenarbeit mit der CDU hinzukriegen? Onnertz: Ja, und nicht nur mit dem Fraktionsvorsitzenden, sondern mit dem weitaus größten Teil der CDU-Fraktion. Gordon Schnieder hat durch sein Verhalten am Sonntag die Tür dafür geöffnet.Im Wahlkampf wurde viel über die Herausforderungen für den Kreis und seine Bürger gesprochen. Was steht denn bevor? Onnertz: Eine Kommunalreform wird kommen. Nur darauf zu beharren, der Kreis Vulkaneifel müsse erhalten bleiben, ist es nicht getan. Ich sehe aber keinen Sinn darin, Verbandsgemeinden oder Kreise zusammenzulegen, und die Bürgernähe bleibt auf der Strecke. Wir müssen vor allem an die Bürger an der Peripherie denken, aus Ormont oder Oberelz, denen keine Tagesfahrten zu Verwaltungen zugemutet werden sollten. Wäre denn die Zusammenlegung der Eifelkreise der Weisheit letzter Schluss?Onnertz: Es würde ein Kreis entstehen, zu dem die Menschen keine Beziehung mehr haben. Die Bollendorfer haben andere Interessen als die Uersfelder. Und sparen? Es gäbe wahrscheinlich eine Kreisverwaltung in Bitburg mit einer Außenstelle in Daun, viele Strukturen blieben ja zunächst einmal erhalten. Ich sehe da kein großartiges Sparpotenzial. Wie wäre denn aus Ihrer Sicht ein vernünftiges Vorgehen? Onnertz: Wir müssen darüber reden, wie Doppelzuständigkeiten abgebaut werden können. Worin liegt der Sinn, dass der Bürger beim Kreis sein Auto anmeldet, seine Adressenänderung aber der VG mitteilt? Warum ist der Kreis Träger einer Realschule und eine VG Trägerin einer Regionalen Schule? Wenn diese und viele andere Fragen geklärt wären, kämen die Verwaltungen mit deutlich weniger Personal aus. Auch mit weniger Geld?Onnertz: Ja! Grundsätzlich muss es Ziel sein, so kostengünstig wie möglich für die Bürger zu arbeiten. Was halten Sie von den Forderungen der Abschaffung der so genannten Mittelbehörden wie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion? Onnertz: Wenig, wenn solche Forderung von einer anderen Ebene kommen. Jeder sollte sich mit seiner Ebene beschäftigen, auf der er etwas zu sagen hat. Mit dem Finger auf andere zeigen, selbst aber nicht über die eigene Situation nachdenken, kann es nicht sein. Grundsätzlich denke ich, dass wir am Anfang von ganz spannenden Zeiten stehen. Sie haben ja bekanntermaßen gute Kontakte zur Landesregierung. Glauben Sie, einen Einfluss dort haben zu können bei einer Kommunalreform?Onnertz: Nein, ich glaube nicht, dass ich ein maßgebliches Wort zu einer Funktional- oder Territorialreform mitzusprechen habe. Wenn es aber konkret um unseren Kreis gehen würde, glaube ich, dass mein Wort in Mainz zumindest nicht völlig ungehört bliebe. Aber ich will ja nicht allein unsere Position vertreten, sondern gemeinsam mit dem Kreistag, mit den Verbandsgemeinden. Darüber ist auf mittlere Sicht, vielleicht 2008, intensiver zu sprechen. Und was ist mit der Bevölkerung? Onnertz: Das Beispiel Kreisumbenennung hat gelehrt: Wenn du die Bürger mitnimmst, zuhörst, dann kannst du etwas erreichen. Das sollte bei Fragen zur Zukunft des Kreises und der VGen unbedingt auch so sein. Hat der neue, alte Landrat ein "Regierungsprogramm" für seine zweite Amtszeit? Onnertz: Nein. Mein Ziel ist genauso so definiert wie vor acht Jahren: Ich will meine Stellung als unabhängiger Landrat weiterhin nutzen, mit allen Beteiligten gut auszukommen. Im Interesse des Kreises und seiner Bürger. Deshalb bin ich froh über meine guten Kontakte nach Mainz, was mir ja gelegentlich vorgeworfen wird. Kann es schlecht sein, eng in Kontakt zu stehen mit den maßgeblichen Leuten in Mainz, die über Geld entscheiden, das wir brauchen, wenn wir vorankommen wollen? Sicher nicht! Haben Sie konkrete Pläne für die nahe Zukunft? Onnertz: Nachdem bald die Schulsanierung abgeschlossen sein wird, möchte ich was fürs Innenleben der Schulen tun. So sollen die Schulen größere Eigenständigkeit bekommen. Die Schulen wissen doch selber am besten, was sie brauchen, deshalb sollten sie auch ihr Geld weit gehend selbst verwalten. Daneben habe ich noch einen kleinen Traum: die Einrichtung einer Art Seniorentaxi. Es gibt ältere Bürger, die auf Verwandte und Bekannte angewiesen sind, wenn sie ihr Dorf verlassen wollen oder müssen. Ich würde gerne erreichen, ein Serviceangebot für diese Leute einzurichten, nicht umsonst, aber eine Fahrt sollte auch nicht mehr kosten als eine normale Busfahrt. Vielleicht finden sich ja sogar Sponsoren, die ein solches Vorhaben unterstützen.Und was machen Sie in der nahen Zukunft? Onnertz: Anfang Mai endlich ein paar Tage Urlaub! Die Fragen stellte unser Redakteur Stephan Sartoris.

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