Vom Fischweiher zum Naturschutzgebiet

Unmittelbar am Maare-Mosel-Radweg zwischen Schalkenmehren und Udler findet sich eine Kostbarkeit, die jeden Naturfreund und Heimatkundler erfreut. Es ist der Sangweiher, über dem Greifvögel kreisen, in dem Graureiher ihrer Beute harren und wo viele seltene Tiere und Pflanzen zu Hause sind. Im Mittelalter wurde er als Fischweiher genutzt.

Schalkenmehren/Udler. Zwei kleine Bäche fließen aus Seitentälern hin zum Sangweiher, füllen ihn und verlassen durch ein Stauwehr den flachen See, um sich mit dem noch kleinen Alfbach zu vereinen. Von Beginn an gehörte die große nasse Fläche auf Gebiet der Gemeinde Udler den Dauner Grafen. Sie ließen einen Damm anlegen, um das Wasser zu stauen und schufen sich so einen von etlichen Fischweihern.

Sankweiher, auch Sahneck- oder Santerweiher, wird er in alten Urkunden genannt. Diese melden auch, dass 1346 die Dauner Burgherren dort Fischteiche mit einem Gehöft besitzen, in dem ein Fischmeister wohnte, der für Aufzucht, Hege und Pflege des Fischbesatzes sorgte. Bereits wenige Jahrzehnte später hatten die Dauner Herren den Weiher mit dem mittlerweile verfallenen Damm und das Fischerhaus dem Trierer Erzbischof verkauft.

Dagegen prozessierten durch Jahrzehnte die Manderscheider Grafen. 1583 wurde entschieden, dass die Manderscheider sich am Bau des Dammes und der Anlage des fischreichen Sangweihers beteiligt hätten. Aus diesem Grunde stünden ihnen 25 Prozent der Fisch-Ernte zu. Alle paar Jahre wurde der Damm geöffnet, das Wasser abgelassen, die Fische gefangen und in Fässern nach Trier oder Koblenz in die kurfürstlichen Küchen transportiert. 1777 wurden gefangen: 1432 große Karpfen, 260 Hechte, 12 Barsche, 50 Schleien und 30 Aale.

Mit Beginn der Französischen Revolution endete das Kurfürstentum Trier. Der Sangweiher, der zwischenzeitlich verwildert und ausgetrocknet war, wurde verkauft. Kaufmann Matthias Josef Hayn und Advokat Wilhelm Fritsch, beide aus Trier, erwarben 1805 die Fläche von rund drei Hektar. Systematisch entwässert, diente sie fast 200 Jahre als Weide- und Ackerland. 1982 wurden im Rahmen des Bundesnaturschutzprogramms "Westliche Vulkaneifel" große Flächen angekauft und ein Jahr später etwa 16 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Die Entwässerungsgräben wurden verschlossen und die ehemaligen Fischteiche renaturiert. Ein Biotop mit Flachwasserzonen, mit Seggen- und Binsenbeständen, entwickelte sich. Es siedelten sich seltene Pflanzen und Vögel an. Der Sangweiher bildet heute einen Rastplatz für Kraniche, Graureiher, Kormorane und andere Wasservogelarten. Über die Wiesen gaukeln Schmetterlinge, und Amphibien und Libellen haben eine Oase gefunden.

1987 wurde zur Regelung des Wasserhaushalts durch die Kreisverwaltung eine Stauanlage eingebaut. Begleitend erfolgten in den vergangenen Jahren durch den Naturschutzbund (Nabu) und den Landkreis Grunderwerb und Flächenextensivierungen in den Randbereichen. Neben dem Maare-Mosel-Radweg wurde eine Beobachtungsplattform angelegt, die - zum Beispiel am Geo-Tag der Artenvielfalt, dem 12. Juni - vielfältige Einblicke in das Schutzgebiet ermöglicht.

Info: Telefon 06592/933303; ulrich.buchs@vulkaneifel.de; www.nabu-daun.de

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