Vom guten Geist der Weihnacht

Kelberg · Weihnachten neu verstehen: Die Gemeindeassistentin Anja Schäfer und Jugendliche der Pfarreiengemeinschaft Kelberg (mit Hilgerath und Uess) haben in der Pfarrkirche St. Vinzentius eine Jugendweihnachtsmesse gestaltet - mit einer Spielszene mit dem Titel "Tauziehen um die Heilige Nacht" und mit der Musik eines Projektorchesters.

 Anja Schäfer. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Anja Schäfer. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Kelberg. "In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl...", beginnt die allseits bekannte Weihnachtsgeschichte, und auch in dieser Jugendweihnachtsmesse wird sie erzählt. Sie bildet die Rahmenhandlung für drei Szenen, die allerdings ein neues, ungewöhnliches Licht auf die Stunden vor und nach der Geburt Jesu werfen.
Werden doch wie bei einem Tauziehen Maria und Josef, die Wirtsleute in Bethlehem und die Hirten, die als erste am Geburtsort eintreffen, hin- und hergerissen von dem bösen und dem guten Geist (stark gespielt von Franziska Kaiser und Melina Mauren).
"Du musst sie besser erziehen, sonst tanzt sie dir noch auf der Nase herum", empfiehlt der böse Geist dem werdenden Vater Josef (souverän und einfühlsam: Stefan Baden) als Mittel gegen die Zimperlichkeit der hochschwangeren Maria (ernsthaft und nachdenklich: Nadine Kreuser).
Gegen die willkürlich angeordnete Volkszählung der Römer weiß der Geist ein ebenso praktisches Mittel: "Lass Maria einfach zurück. Was kümmert dich das Kind? Du weißt doch bis heute nicht, wo sie das Balg herhat!" Dem Wirt, der dem Paar die Unterkunft verwehrt, gibt er recht. Die Heilige Nacht nennt er schaurig.
Dagegen der gute Geist: "Zum Leben sag ich gerne Ja" und "Gott wird seine schützende Hand über euch halten" und "Ist diese Nacht nicht wunderbar!"
Durch Jesu Geburt werde alles besser, verspricht der gute Geist. Doch das letzte Wort hat der Böse: "Ich gebe nicht auf, nicht eine Stunde", sagt er hämisch im Weggehen. Vielleicht finde er noch heute in dieser Runde ein Opfer - "bereit zu einer kleinen Sünde, bereit die Liebe zu vergessen, auf Geldgeschenke ganz versessen."
Dass Weihnachten kein Erinnerungsfest, sondern ein Geheimnis sei, hatte zu Beginn des Gottesdienstes Pfarrer Ulrich Apelt betont. Die Zusage des "guten Geistes" aus der Spielszene, dass durch Weihnachten alles besser werde - friedlicher, gerechter und barmherziger - bezeichnete der Priester als tragischen Irrtum. Jesus hätte es auch heute schwer und wäre vielen unbequem und unangenehm mit seiner Botschaft von Versöhnung und Achtung vor jedem Menschen und der Störung von Gewohnheiten im Denken, Glauben und Verhalten.
"Weihnachten beginnt in uns, wenn wir den Glauben nicht nur in den Kirchengebäuden leben, sondern im Leben", predigte der Priester.Extra

Stefan Baden (15), Kelberg: "Das Stück ,Tauziehen um die Heilige Nacht\\' haben wir in der Messdienerleiterrunde gemeinsam mit Anja Schäfer ausgewählt. Die Rolle des Josef hat mir gut gefallen. Wir haben die Vorbereitung und den Auftritt zwar sehr ernst genommen, doch bei den Proben ging es oft lustig zu." Nadine Kreuser (16), Mosbruch: "Ich habe versucht, mich in Maria hineinzudenken und ihre schwierige Situation zu verstehen. Nun bin ich froh, dass ich trotz der vollen Kirche nicht zu aufgeregt war und meinen Text nicht vergessen habe. Anja Schäfer hat uns sehr gut begleitet, das Spiel hat uns allen viel Spaß gemacht." Michelle Horten (14), Boxberg: "Ich habe schon öfter in Gottesdiensten Texte vorgelesen; deshalb habe ich spontan die Rolle der Erzählerin übernommen. Während der Vorbereitungszeit ist das Gemeinschaftsgefühl von uns Jugendlichen aus den drei Pfarreien noch größer geworden. Mit Anja Schäfer sind wir ein gutes Team." bbExtra

Anja Schäfer ist seit September 2010 Gemeindeassistentin der Pfarreiengemeinschaft St.Vinzentius Kelberg/St.Hubertus Hilgerath/St.Luzia Uess. Die 24-Jährige stammt aus dem Saarland und hat in Mainz studiert. Im August 2012 endet ihre Ausbildung. "Was dann kommt, steht noch in den Sternen", sagt sie. "In der Eifel jedenfalls fühle ich mich sehr wohl", betonte sie. Die Menschen seien offen und ließen sich gerne auf Neues ein - wie die Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 13 bis 22 Jahren, die in der Jugendweihnachtsmesse in der Spielszene oder im Orchester mitgewirkt hätten. "Ich bin sehr zufrieden mit ihnen", sagt Schäfer. bb

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