Auf der Sonnenseite der Energiegewinnung

Trier · Photovoltaik-Anlagen sind auch trotz der angekündigten Förderkürzung eine gute Investition in die unabhängige Energie-Versorgung. Davon sind Handwerker wie Energieexperten überzeugt. Auf der Umweltmesse Öko 2012 in Trier werden neue Trends, Beispiele und Technik vorgestellt.

Trier. Lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage überhaupt noch? Nach der Ankündigung der Bundesregierung, die Förderung für Solarstrom teils massiv zu senken, stellen sich viele Verbraucher die Frage, ob sie zum Sonnenstrom wechseln und ihr Dach mit Modulen ausstatten sollen. Alle Hände voll zu tun

Derweil haben die Solarteure, so die Bezeichnung des neuen Berufs des Solar-Installateurs und Spezialisten für erneuerbare Energien, angesichts der möglichen Förderkürzung alle Hände voll zu tun. Denn nur wer seine bestellte Anlage bis zum 1. April auf dem Dach montiert hat, kann von den alten Fördersummen noch profitieren. "Die Lage ist im Moment sehr hektisch. Jeder will noch vor dem Stichtag seine Anlage auf dem Dach haben", beschreibt Alexander Schmidt von der Schmidt Solarstrom GmbH aus Trier die aktuelle Lage. Seine Kunden seien überwiegend Besitzer von Ein- oder Zweifamilienhäusern, die unabhängiger von den fossilen Energieträgern Öl und Gas werden wollten. "Das sind alles Überzeugungstäter", sagt Schmidt. Dennoch seien viele sehr hektisch, weil sie die Finanzierung der Anlage auch an die alten Förderbedingungen geknüpft hätten. Schmidt hält den Boom der Photovoltaik-Anlagen trotz der angekündigten Förderkürzung zum 1. April noch nicht für beendet. "Wer solche Anlagen nur als Renditeprojekte betrachtet, wird sich davon wohl eher zurückziehen. Es kann einige Monate einen Einbruch geben. Aber es wird immer mehr Eigenheimbesitzer geben, die umrüsten", ist Schmidt überzeugt, der zur Öko-Messe 2012 Beispiele aus der Praxis darstellen wird. "Auch wenn es Einbrüche beim Neubau großer Anlagen in Industrie und Landwirtschaft geben kann, werden Kleinanlagen weiterhin gebaut werden", ist Axel Bettendorf, Leiter des Umweltzentrums der Handwerkskammer Trier, überzeugt. "Das ist nach wie vor ein lohnendes Geschäft, da sich die Investition durch den hohen Eigenverbrauch wieder aufhebt. Selbst mit einer Vollfinanzierung sind Photovoltaik-Anlagen rentabel", sagt er.Auch für Matthias Gebauer von der Gesellschaft für Umweltberatung Ecoscop in Trier und Mitglied im Förderverein Energie-Agentur Trier bleibt die Sonnenenergie eine lohnende Investition. Probleme beim Speichern

"Energie von der Sonne lohnt sich generell, denn die Preise der fossilen Energieträger steigen permanent", sagt Gebauer. Deshalb werde Strom, den man selbst erzeugen und auch verbrauchen könne, immer interessanter. So rechnet der Fachmann vor, dass man mit Sonnenenergie den Strombedarf im günstigsten Fall zu etwa 30 Prozent und den Wärmebedarf gar zu rund 80 Prozent und mehr decken könnte. Die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen wird über eine Lebensdauer von 20 Jahren berechnet, die Kosten werden dabei nach acht bis zwölf Jahren ausgeglichen sein - je nach Entwicklung der übrigen Energiepreise sowie der sonstigen Anlagen- und Montagepreise. "Technisch ist schon einiges machbar, allerdings gibt es noch Probleme, die erzielte Energie auch zu speichern", sagt Umweltberater Gebauer, der zur Öko 2012 über das Heizen mit Sonnenenergie berichten wird. Solarteur Alexander Schmidt bestätigt dieses Technologie-Defizit. Und dennoch bleibt er Anhänger der Photovoltaik: "Die Photovoltaik ist sicher kein Allheilmittel zur Energiegewinnung, aber es ist eines der Elemente, das Hausbesitzer einbringen können, um die Energiewende zu schaffen."Die Öko 2012 ist am Wochenende des 24. und 25. März im Messepark Trier, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Auf 2500 Quadratmetern finden Bauherren, Sanierer und Handwerker innovative Produkte und aktuelle Dienstleistungen. Vorträge und Vorführungen runden das Programm ab. Allein zum Thema Photovoltaik stellen neun Aussteller und die bekanntesten Hersteller auf rund 270 Quadratmetern aus. www.oeko-trier.deExtra

In der Region Trier gibt es nach Angaben des Energie-Anbieters RWE und von Amprion Übertragungsnetzbetreiber aktuell rund 6800 Solaranlagen, 472 davon in der Stadt Trier. Sie erwirtschaften eine Stromleistung von insgesamt 245 Megawatt. Zum Vergleich: Deutschlandweit wurden allein im vergangenen Jahr Anlagen mit insgesamt rund 7500 Megawatt Leistung neu installiert. Schaut man sich die übrigen Quellen regenerativer Energie-Formen an, so ergibt sich für die Region Trier - außer der Stadt - folgende Werte: Es gibt 91 Biomasse-, vier Deponiegas- und 51 Wasserkraftanlagen (ausgenommen der Moselkraftwerke) zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück. Hinzu kommen 105 Netzanschlüsse von Windkraftanlagen. Insgesamt liegt die Zahl der Windkraftanlagen jedoch deutlich höher, da mehrere Anlagen an einen Netzanschluss gekoppelt werden. Die Windkraft steuert knapp 550 Megawatt zur Stromerzeuguung bei und ist damit der größte Energielieferant bei den regenerativen Energieformen, gefolgt von den Solaranlagen. Die Werte für Biomasse liegen bei rund 32 Megawatt, für Wasser bei rund 18 Megawatt und für Deponiegas bei rund zwei Megawatt. Alle regenerativen Anlagen in der Region zusammen erzeugen mehr als 829 Megawatt Strom - so viel wie der moderne Block eines Kohlekraftwerkes. sas

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort