"Das ist jetzt alles zunichte gemacht"

BIRRESBORN. Ein Ende mit Schrecken: Die plötzliche Schließung des Birresborner Sprudels im Landkreis Daun trifft die Beschäftigten wie ein Hammerschlag.

Dienstagnachmittag auf dem Gelände des Birresborner Sprudels: Mit dem Gabelstapler wird ein LKW entladen. Palette für Palette wandern die Getränkekästen zurück in den Betrieb. Kein Leergut: Alle Flaschen sind gefüllt. Aber die letzte Lieferung darf nicht mehr ausgefahren werden. Das Unternehmen ist geschlossen. Endgültig. Weil bei der Analyse der beiden Quellen eine Verunreinigung festgestellt wurde. Zwar könnte man das Wasser filtern und die Produkte als "Tafelwasser" verkaufen. Aber das rettet keinen Betrieb, der für hochwertiges Mineralwasser bekannt ist. Rund 100 000 Flaschen haben sie hier täglich abgefüllt und in den Handel gebracht. "Das Produkt war unsere Existenz", sagt der Betriebsratsvorsitzende Gerfrid Neumann. "Jetzt ist das Wasser verschmutzt. Die Quelle können wir monatelang laufen lassen, aber ich glaube nicht, dass sie dann wieder sauber ist." Über Nacht sind alle arbeitslos

"Heute morgen sind wir noch guten Mutes zur Arbeit gekommen", berichtet Neumann. Kurz darauf sei die Nachricht gekommen, dass sie über Nacht ihre Jobs verloren hatten. "Wir sind ja ,nur‘ 25 Leute. Normalerweise interessiert das kein Schwein. Aber die Gemeinde hat ja auch davon gelebt, es war schließlich Werbung für Birresborn. Das ist jetzt alles zunichte gemacht worden. 90 Jahre Birresborner sind kaputt." Einige Kollegen seien schon 30 Jahre dabei, sagt Neumann, viele davon verheiratet. Da seien Kinder zu ernähren und Häuser abzuzahlen. "Jetzt stehen alle auf der Straße. Und das in dieser Gegend. Was will man hier noch machen?" Auch Ortsbürgermeister Josef Bach ist erschüttert - und verspricht Unterstützung: "Ich befürchte, dass da Leute darunter sind, die es schwer haben, noch einmal einen Job zu finden. Die Ortsgemeinde wird Gewehr bei Fuß stehen, wenn es darum geht, ihnen irgendwie behilflich zu sein." Kaum Chancen auf neue Jobs

Ob wenigstens ein Teil der Mitarbeiter in Gerolstein unterkommen kann, beim Mutter-Unternehmen? "Ach was, die sind doch auch Leute am entlassen", sagt einer. "Das ist schon erdrückend", beschreibt Gerfrid Neumann die Stimmung in der Belegschaft. Immerhin: "Wir haben schon mit den Kollegen in Gerolstein gesprochen. Morgen werden wir gemeinsam an einer Konzern-Betriebsratssitzung teilnehmen, um wenigstens einen ordentlichen Sozialplan auszuhandeln. Damit die Leute vielleicht noch ein paar Euro übrig machen. Und das war's dann." Das war's - obwohl das Poster im Besprechungsraum noch immer "quellfrische Reinheit aus der Vulkaneifel" verspricht. In der Vitrine an der Wand gegenüber stehen Flaschen aus neun Jahrzehnten Firmengeschichte. Und im Flur des Verwaltungstrakts hängen Plakate von früheren Werbekampagnen: "Birresborner - einer der Besten." Seit Dienstag gilt das nicht mehr - und niemand in der Firma kann etwas dafür. "Es wäre sicher anders gewesen, wenn wir nichts mehr erwirtschaftet hätten", sagt Gerfrid Neumann. "Aber sowas?"

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