"Die Keller sind gut gefüllt"

Nittel · Von der Erntemenge her lässt der Jahrgang 2014 die Winzer von Mosel, Saar und Ruwer aufatmen. Doch immer wieder sorgen knappe Ernten für Lieferengpässe. Angesichts der international wachsenden Nachfrage nach Moselwein müssen sich die Weinbauern darauf einstellen.

Nittel. Das Wetter hat die Winzer in diesem Jahr ein Stück weit an der Nase herumgeführt: Prognosen waren oft einen Tag später schon durch die neue Wetterlage widerlegt, auf Trockenheit und Wärme folgten Hagel und Stark-regen. "Selbst im gleichen Weinberg gab es von Rebstock zu Rebstock erhebliche Unterschiede", sagt Rolf Hoxel, Präsident des Weinbauverbandes für Mosel, Saar und Ruwer, zur Präsentation der Erntebilanz. Eine nervenaufreibende Sache für die Weinbauern, denn neben dem Wetter und seinen Launen ist mit der Kirschessigfliege ein neuer Feind vor allem für die Rotweintrauben aufgetaucht (der TV berichtete).Neuer Höchststand für Riesling


Somit ist immer wieder Fingerspitzengefühl gefragt, das Beste aus dem Rebstock herauszupflücken. "Wir hatten eine teils extrem frühe Traubenreife", sagt Winzer Thomas Ludwig aus Thörnich. Und auch wenn ein durchschnittlicher Oechsle-Grad von 75 das Gros der gelesenen Trauben bei den Qualitätsweinen, Kabinetten und Spätlesen ansiedelt, so "haben wir in diesen Bereichen bei den Aromen eine deutlich wertvollere Qualität als bei früheren Jahrgängen", sagt er. Von den Bischöflichen Weingütern aus Trier, dem größten Weingutsbetrieb der Mosel, heißt es: "In allen Qualitätsstufen sind ausreichend Weine verfügbar."
Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Vereins Moselwein, freut sich: "Wir können den Kunden mit dem Jahrgang 2014 wieder mehr guten Wein anbieten." Denn nun stehen mit 900 000 Hektolitern Wein rund 30 Prozent mehr Menge zur Verfügung. Auch wenn es zwischen Terrassenmosel, Mittelmosel und Obermosel Mengenunterschiede gibt: "Die Keller - vor allem rund um Trier - sind gut gefüllt", sagt er.
Dies ist gerade international wichtig; schließlich ist der Absatz in den Auslandsmärkten im ersten Halbjahr dieses Jahres um zwölf Prozent eingebrochen. Denn die rund 2500 Winzer des Anbaugebietes konnten aufgrund der Erntemengen 2012 und 2013 nicht alle Kunden mit Wein bedienen. Dabei ist der Moselwein "weltweit der bekannteste deutsche Wein", sagt Ansgar Schmitz. Gerade Abnehmer in Ländern mit Zuwächsen wie Norwegen und Großbritannien könnten bei zu wenig Moselweinmenge zu anderen Weinnationen abwandern.
Folglich haben die Winzer reagiert: Im Zehnjahresvergleich etwa sind sie der international steigenden Nachfrage nach Rieslingweinen mit einem Zuwachs an Rebfläche begegnet (Verteilung der Rebsorten siehe Grafik).
Allein in Rheinland-Pfalz ist laut Statistischem Landesamt die Riesling-Rebfläche um fast 20 Prozent gestiegen, während Bacchus, Scheurebe und Kerner massiv abgenommen haben. Damit ist für den Riesling ein neuer Höchststand erreicht.
Desweiteren hält die Professionalisierung der Branche an: "Die Betriebe wachsen und werden größer, die Zahl derer unter fünf Hektar Größe nimmt ab", sagt der Moselwein-Geschäftsführer. Ob per Zupacht, Flächenkauf oder Traubenankauf: "Es gibt zunehmend eine Zusammenarbeit, man hilft sich unter Kollegen. Es wird eine höhere Qualität auf allen Seiten verlangt", sagt der Ayler Winzer Florian Lauer. Und das sei gut so. Selbst im Fassweinbereich - lange mit schlechtem Image verbunden und als Massenweinproduktion verschrieen - entstünden professionelle Kelterstationen. "Es gibt eine positive Entwicklung in der Branche", bestätigt sein Kollege Thomas Ludwig. Große Weinmengen würden unter großen Namen angeboten. Der Vorteil: "Eine vernünftige Weinqualität wird zu für die Winzer und Verbraucher anständigen Preisen in den Markt gebracht."

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