Die letzte Kontrolle

LAUTZENHAUSEN. Als Rettung für den Bereich Wartung auf dem Flughafen Hahn wurde sie gefeiert, Ende September gibt sie nach nur einem Jahr auf: Die LTU Aircraft Maintenance (LAM) stellt ihre Arbeit ein und hat 65 Mitarbeitern die Kündigung ausgehändigt.

Für die meisten der 65 Mitarbeiter kam die Betriebsversammlung am Montag völlig überraschend. Was sie zu hören bekamen, wird ihrer aller Zukunft verändern. Denn alle werden zum 30. September ihren Job verlieren. Bei ihrem Arbeitgeber, der Flugzeugwerft-Betreiber LTU Aircraft Maintenance GmbH (LAM), gehen in sieben Wochen die Lichter aus. "Die Stimmung ist naturgemäß nicht gut, fast alle Mitarbeiter sind von der ehemaligen AMG übernommen worden", sagt Rolf Weigand, Verdi-Gewerkschafts-Sekretär auf dem Flugplatz Hahn. Damals habe man den Mitarbeitern eine mindestens dreijährige Tätigkeit im Wartungsbereich in Aussicht gestellt, nun werde schon nach einem guten Jahr der Betrieb geschlossen, kritisiert Weigand. LAM hatte erst im Frühjahr 2003 die Werft auf dem Flughafen übernommen, nachdem die bisherigen Betreiber AMG (Aircraft Maintenance Germany) und LMS (Line Maintenance Service) Insolvenz angemeldet hatten.Enormer Wettbewerbsdruck

"Wir sind vor einem Jahr auf dem Hahn eingestiegen, weil wir sicher waren, der Markt wäre auf dem Tiefpunkt angelangt", sagt LAM-Geschäftsführer Thomas Tomkos. Doch die Überkapazitäten seien nicht abgebaut worden. Man habe quasi zum Selbstkostenpreis gearbeitet. Außerdem seien die Preise weiter gefallen, der Wettbewerbsdruck sei enorm. "Die Ertragslage ist mehr als schlecht und wird sich auch in Zukunft nicht absehbar verbessern", sagt Tomkos. Es sei nicht mal möglich gewesen, die Hälfte des angestrebten Umsatzes zu erzielen. Folglich hätten die Gesellschafter in der vergangenen Woche die Handbremse ziehen müssen. Im April 2003 hatte der LAM-Geschäftsführer noch einen Umsatz von sieben Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Schwester-Unternehmen der Düsseldorfer Ferienfluggesellschaft LTU hatte sich auf die Wartung und Instandsetzung von Flugzeugen wie Boeing 737 und Airbus A 320 konzentriert, wie viele Billig-Flieger sie benutzen. Dazu gehörten Arbeiten nach jeder Landung, außerdem so genannte A-Checks über 50 Stunden und Groß-Wartungen zwischen fünf Tagen und sechs Wochen. Auf dem Flughafen Hahn steht dazu die 6000 Quadratmeter große Halle 900 bereit. Ein Großteil der Elektromechaniker, Maschinenbauer und Werkzeugmacher kommt aus der Hunsrück-Region. Verdi-Sprecher Rolf Weigand will die Kündigungen der Mitarbeiter auf ihre Rechtmäßigkeit prüfen lassen: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass für alle die gleichen Kündigungsfristen bis Ende September gelten", sagt er. LAM-Geschäftsführer Tomkos verteidigt dagegen die überraschende Kündigung."Es ist uns wichtig, fair mit den Mitarbeitern umzugehen und sie frühzeitig zu informieren", sagt er. Er sei jetzt bemüht, die Beschäftigten auf andere Stellen auf dem Flughafen zu vermitteln, verspricht er. Die LAM suche derzeit mit Hochdruck nach neuen Partnern, um Wartungsarbeiten auf dem Vorfeld des Flughafens doch weiter anbieten zu können. Auch nach dem 1. Oktober werde jedes startende Flug gewartet sein. Ein Anliegen, das im Sinne von Flughafen Hahn-Sprecherin Nuray Tatar ist. "Wir bedauern die Schließung. Es muss eine neue Lösung geben", sagt sie.

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