Vorsichtig optimistisch

Licht am Ende des Tunnels: Die deutsche Wirtschaft könnte das Schlimmste bald hinter sich haben. Der ifo-Geschäftsklima-Index verbesserte sich im Mai von 83,7 Punkten im Vormonat auf 84,2 Punkte. Vorsichtig optimistisch äußern sich auch die regionalen Kammern.

München/Trier. (sey/dpa) Der ifo-Geschäftsklima-Index ist zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Wenn der Anstieg auch etwas bescheidener ausfiel als von vielen Experten erwartet, nährt er aber dennoch Hoffnungen auf ein baldiges Ende der rasanten Konjunktur-Talfahrt.

Der ifo-Index wird aus der monatlichen Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie Bauwirtschaft ermittelt. Ihre derzeitige Geschäftslage schätzten die Unternehmen nach einer Verbesserung im Vormonat im Mai wieder schlechter ein. Dagegen verbesserten sich die Zukunftsaussichten für die kommenden sechs Monate spürbar. Der ifo-Index gilt als wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft.

In der Industrie stagnierte die Stimmung im Mai. Die Unternehmen beurteilten ihre derzeitige Situation deutlich schlechter als zuletzt, zeigten sich aber für ihre Zukunftsperspektiven für die kommenden Monate weniger pessimistisch. Auch ihre Exportchancen sehen die Industriefirmen weniger negativ als zuletzt. Im Einzel- und Großhandel verbesserte sich das Klima. Mit ihrer Lage waren die Einzelhändler weniger unzufrieden. Und auch die kommenden Monate schätzten sie etwas zuversichtlicher ein als im April.

Und wie ist die Stimmung bei den regionalen Betrieben? "Der Handel und Dienstleistungsbereich beurteilt die Lage als zufriedenstellend bis gut", sagt Konjunktur-Experte Matthias Schmitt von der Trie rer Industrie- und Handelskammer (IHK). Wesentlich schlechter sehe es dagegen bei den Industriebetrieben aus. Deren Eigentümer klagten über nicht ausgelastete Kapazitäten und ausbleibende Aufträge. Und die Erwartungen? "Die meisten glauben, dass es eher schlechter als besser wird - und zwar branchenübergreifend", sagt IHK-Fachmann Schmitt. Kleiner Lichtblick: Die Zahl der Pessimisten gehe inzwischen wieder zurück.

In der Bauwirtschaft trübt sich die Stimmung laut ifo-Geschäftsklima-Index bundesweit erneut ein. Auch in der regionalen Bauwirtschaft habe sich der Auftragsbestand im Vergleich zum Vorjahr zwar auf anderthalb Monate halbiert, sagt Matthias Schwalbach von der Handwerkskammer (HWK): "Allerdings beginnt jetzt das von der Bundesregierung beschlossene Konjunkturpaket schon zu greifen." Heißt im Klartext: Die ersten zusätzlichen Aufträge sind eingegangen.

Nach Angaben des Leiters des HWK-Experten beurteilen 63 Prozent der regionalen Handwerksbetriebe die Lage "als gut bis befriedigend". Das seien zwar acht Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, aber dennoch sei der Wert "absolut im Rahmen". "Damit können wir leben", sagt Schwalbach.

Nach Einschätzung des ifo-Instituts hängt sie weitere Konjunktur-Entwicklung entscheidend davon ab, ob die Kreditvergabe in Deutschland wieder in Schwung kommt. "In der Frühphase einer Erholung muss man verhindern, dass es zu einer Kreditklemme kommt", sagte der ifo-Konjunktur-Experte Gernot Nerb. "Die Kredithürde war in den letzten Monaten auf hohem Niveau." Sie sei auch deshalb schwer überwindbar, weil sich die Banken jetzt von ihren Eigenkapitalverlusten aus der Finanzkrise erholen müssten. Die Zentralbanken sollten daher für Anschub sorgen. Es gebe noch Spielraum für Zinssenkungen, sagt Nerb.

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