Zuckerbrot und Peitsche: So wird man Schiedsrichter

Trier · Schiedsrichter sind aus Sicht von Zuschauern, Trainern und Spielern häufig die Buhmänner. Doch ohne sie gibt es keine Fußballspiele. Wie wird man eigentlich Unparteiischer? Volksfreund-Redakteur Mirko Blahak unternimmt einen Selbstversuch. Lesen Sie heute im zweiten Teil: Tipps und Tricks vom Jungschiedsrichterbetreuer.

Trier. Treffpunkt Mariahof, Vereinsheim der örtlichen Spiel- und Sportgemeinschaft. Franz-Josef Ferring, Jungschiedsrichterbetreuer im Fußballkreis Trier-Saarburg, hat zu einem Kennenlern-Abend eingeladen. Ich begegne bekannten Gesichtern aus dem Anwärterlehrgang, den ich Ende 2012 erfolgreich abgeschlossen habe (den ersten Teil der Serie lesen Sie hier ). Aber auch andere Neu-Schiedsrichter aus dem Kreis sind da.
Ferring will unsere Sinne schärfen. Den Übergang von der Theorie in die Praxis ebnen. "Es herrscht nicht immer Sonnenschein. Es gibt sehr oft unberechtigte Kritik - aber auch berechtigte. Ihr müsst lernen, damit umzugehen. Wenn ihr das schafft, werdet ihr irgendwann sagen: ,Die Schiedsrichterzeit war eine der schönsten in meinem Leben.\'"
Kein unmoralisches Angebot: Die meisten der im Winter neu ausgebildeten Schiedsrichter werden im Frühjahr ihre ersten (Jugend-)Spiele pfeifen. Dazu zähle ich. Manche haben aber auch schon jetzt bei Hallenturnieren ihre Feuertaufe zu bestehen.
Zwei der anwesenden Schiedsrichter sind gerade einmal zwölf und 13 Jahre alt. Nicht nur bei ihnen dürfte das Angebot Ferrings Sinn machen: "In den ersten zwei, drei Spielen werden euch erfahrene Unparteiische begleiten."
Bloß nicht hemdsärmelig auftreten: Ferring ist seit 26 Jahren Schiedsrichter. Er mahnt zu Anstand im Umgang mit den Ansetzern und korrektem Auftreten auf dem Fußballplatz. Sauberes Trikot, saubere Schuhe. Kleider machen Leute. Und verschaffen Respekt. Wenn eine Mannschaft und der Unparteiische mit der Trikotfarbe schwarz auflaufen wollen, dürfe nicht der Referee nachgeben. Durchsetzungskraft des Spielleiters sei auch in banalen Dingen gefragt.
"Es gab mal den Fall, dass sich ein Schiedsrichter ein Unterhemd anzog, um gleichen Trikotfarben aus dem Weg zu gehen. Er war das Gespött des Platzes und hatte das Spiel schon vor dem Anpfiff verloren", berichtet Ferring.
Nach seiner Erfahrung ist ein Spiel für den Unparteiischen in der Regel schon nach den ersten 15 Minuten entschieden - positiv oder negativ. Es gelte, ein paar goldene Regeln zu beachten: Klare Ansprachen. Mut, eigene Fehler zu korrigieren. Kein Harakiri beim Verteilen Gelber und Roter Karten. Unabdingbar außerdem: eine gute körperliche Fitness.
DeinFeind und Helfer: Die Fußballspieler sind nicht der Feind des Schiedsrichters, sagt Ferring. Gleichzeitig macht er klar: "Wenn Spieler euch reinlegen können, werden es die meisten tun." Auch weil es manche Referees ungewollt zulassen. "Von den 160 Schiedsrichtern im Kreis gehören 30 bis 50 eigentlich nicht auf den Platz, wenn sie ihre Einstellung zum Schiedsrichterwesen nicht grundlegend ändern", räumt der Betreuer ein.
Große Sorgfalt sei auch nach dem Abpfiff wichtig - beim Verfassen des Spielberichts. Vor allem bei Roten Karten werden betroffene Clubs und Spieler schnell ungemütlich. Ferring: "Sie versuchen, das Geschriebene im Spielbericht gnadenlos auseinanderzunehmen. Deshalb: Holt euch anfangs beim Schreiben Hilfe." Ein Beispiel zeigt die Sprengkraft von Formulierungen. Ferring: "Schreibt nie: Spieler A hat Spieler B absichtlich ans Schienbein getreten." Hintergrund: Das Wort Absicht hat bei möglichen Versicherungsfragen infolge eines Berufsausfalls große Auswirkungen.
Dichtes Beobachtungsnetz: Ferring spricht aber auch von vielen seriösen Vereinsfunktionären, die ein professionelles Miteinander mit den Unparteiischen pflegen. Und sogar als kompetente Beobachter fungieren. "Einige waren früher selbst Schiedsrichter und geben uns Rückmeldung zu den Leistungen." Ferrings klare Botschaft an uns: "Wenn ihr gut wart, wissen wir das. Wenn ihr schlecht wart, wissen wir das noch schneller."
Er verbreitet keine Angst, bleibt aber realistisch: "Jetzt könnt ihr noch gar nicht wissen, ob die Schiedsrichterei etwas für euch ist." 14 Worte, gelassen ausgesprochen. Er bereitet uns auf eine harte Schule vor: "Wenn ihr später mal höherklassiger pfeifen solltet, wird eure Aufgabe einfacher, weil die Spieler da ein größeres Spielverständnis haben." Heißt im Umkehrschluss: In unteren Ligen kann es haarig werden.
Griff zum Regeltest: Zum Schluss noch ein bisschen Werbung. Ferring empfiehlt, die vom Deutschen Fußball-Bund herausgegebene Schiedsrichter-Zeitung zu abonnieren. Sechs Ausgaben im Jahr, für sechs Euro. Dort werden unter anderem Regeländerungen aufgegriffen. Und Regelfragen. Wir dürfen ein paar alte Ausgaben mitnehmen. Zu Hause werfe ich einen Blick ins Heft 2/2010. Und blättere direkt zum Regeltest durch:
Situation 7: Der Ball wird zu einem im Abseits stehenden Spieler gespielt. Bevor der Schiedsrichter diese Abseits-Situation pfeifen kann, wird dieser Spieler von einem Abwehrspieler in unsportlicher Weise umgerissen.
Was ist zu tun? Hätten Sie es gewusst? Die Lösung finden Sie hier .

Fortsetzung folgt.

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